II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 146

18.
Freiwild
box 14/3
ch
angeregter Merseburg erforderlich. Der bisherige beschloß: Die Vereinigang „Vorwärts" ist aufzu¬
Berlin, 4. Jan. (In der Budgetkom Vertreter
Abg. Stephan (Reichspartei) ist am lösen, ihr Organ „Der Sozialdemokrat" geht ein
mission des Reichstags) warf beim Etat Dienstag
plötzlich gestorben. Bei der Wahl von die Sektionen sollen der Arbeiterunion beitreten
der Reichsdunckerei Abg. Bebel die Frage 1893 wurde Stephann mit 8229 Stimmen gewählt, und von dieser sofort wieder aufgenommen werden
auf, warum nicht vor allem die stenographischen während 5212 auf den Kandidaten der Freisinnigen Nach dieser Aufnahme sind Vorstand und all¬
Berichte des Reichstags in der Reichsdruckerei Volkspartei und 2242 auf den sozialdemokratischer
Komitees der Arbeiterunion neu zu wählen. An
statt in der „Nordd. Allg. Ztg." gedruckt würden. Kandidaten fielen.
1. Juli 1897 hat dieselbe darüber abzustimmen
Unterstaatssekretär Fischer wußte sich dagegen nur
(Zur Affaire Tausch.) Der langsame ob Mar vorläufig Redakteur der „Tagwacht
darauf zu beziehen, daß es von jeher so gewesen Verlauf der Untersuchung gegen den Kriminal
bleibt oder nicht; in ersterem Falle gilt die Wah¬
sei. Die Reichsdruckerei habe keine Veranlassung, kommissar v. Tausch hat an „maßgebender Stell
bis 1. Januar 1898, auf welchen Termin ein
diese Privatindustrie zu schädigen. Beim Etat der Anlaß gegeben, eine möglichste Beschleunigung ordentliche Wiederwahl des Redakteurs vorzu
der Widerspruch in dem der Ehrbegriff einer bestimmten menen Menschen. Die Erfolglosigkeit seiner Bewerbungen
Theater
Klasse zu dem Rechtsbewußtsein des Volkes steht, so klar reizt ihn dazu, in der Wuth schmähliche Ausdrücke übe
Deutsches Theater. Donnerstag den 14. Januar zu Tage getreten, daß er zur Erörterung zwingt, und die Dame zu gebrauchen in Gegenwart ihres Freundes
„Freiwild“, Schauspiel in drei Akten von Arthur unsere Dramatiker sind auch Menschen, an denen der Paul Rönning (Otto Pahlau). Die Beleidigung träg
Streit des Tages nicht spurlos vorübergeht.
ihm eine Ohrfeige ein. Nun heißt es natürlich: Duell
Schnitzler.
Der Titel „Freiwild“ ist nicht eindeutig, und es tritt Aber Rönning hat nicht das mindeste Verlangen, sein
Das Deutsche Theater hat mit dem neuen Stück
Arthur Schnitzlers, des Verfassers der „Liebelei", seinen nicht mit voller Klarheit hervor, wie ihn der Dichter ge¬ Leben auf's Spiel zu setzen, und ist gewillt, die Folge¬
seines Schrittes zu tragen. Es kümmert ihn wenig, das
ersten großen Schauspielerfolg unter der neuen Direktion meint hat. Das Wild, das die Herren Offiziere in den
einige seiner Bekannten den Verkehr mit ihm abbrechen
erlebt; und zwar galt der Beifall diesmal ebenso sehr Stücke zunächst jagen, sind Schauspielerinnen, und dan
dem Dichter und dem Stück als der Darstellung. Das wird ein Zivilist, der sich zum Beschützer der einen Schau¬ da er satisfaktionsunfähig geworden sei. Er ist tau¬
muß gleich anfangs hervorgehoben werden, um die ver= spielerin aufwirft, gejagt und zur Strecke gebracht. Es gegen, die Bitten eines Kameraden des Karinski, de
Oberlieutenants Rohnstedt (Robert von Lenor), der ein
änderte Lage im Hanleten del zu kennzeichnen. In der fragt sich, ob unter Freiwild die Schauspielerinnen zu
Scheinduell vorschlägt, damit wenigstens äußerlich die
ersten Zeit des Deutschen Theaters wurden ja die Erfolge verstehen sind oder der Zivilist. Das Stück spielt in
errungen trotz mangelhafter Darstellung, und in Folge einem kleinen Badeort in der Nähe von Wien, offenbar Form gewährt und Karinski nicht in der Armee un
in einem Modebad mit seiner Atmosphäre des Nichts¬ möglich werde. Aber ebenso starrköpfig handelt Karins
dessen wenig dauerhafte Erfolge
Das neue Stück Schnitzlers hat einen guten Theil thuns und Vergnügens. Zur Erheiterung der Bade¬ nach den Anschauungen seiner Kaste. Wird ihm Genua
thuung nicht gegeben, so will er sie nehmen. Er wil
seines lauten Erfolges seinem Stoffe zu verdanken, gäste trägt ein Sommertheater bei, dessen Pesonal un¬
Wenn ein Offizier einen Zivilisten über den Haufen auf das ergötzlichste vorgeführt wird. Der Herr Direktor Rönning um jeden Preis stellen. Nun geschieht da¬
schießt, weil er keine „Genugthuung erhält für eine (Max Neumann), der sein Theater gern ein Kunstinstitut Merkwürdige, daß Rönning nicht zu bewegen ist, der
Gefahr aus dem Wege zu gehen. Er hat sich mit der
wohlverdiente Züchtigung, so erinnert das an einen be= nennt, spekulirt stark in Beinfleisch. Er sieht es gern
Schauspielerin verlobt und sieht, reich und unabhängig
kannten Vorfall, der uns alle mehr oder minder erregt, wenn seine Künstlerinnen dem Logenpublikum gegenüber
wie er ist, ein glückliches Leben vor sich. Aber die Bitten
hat, und der Name des unglücklichen Karlsruher Säbel¬
sich gefällig erweisen und es erregt sein äußerstes Mißfallen
helden ist gestern bei der Unterhaltung über das Stück daß seine Naive, Anna Riedel (Frl. Behrens) nicht in der Braut und des Freundes, die Stadt zu verlassen
sind vergebens. Er zeigt seinen Muth, indem er wie
sicherlich öfters genannt worden. Aeußerlich ist freilich den Spuren der Soubrette (Frau Nebauer) und der
ein Hinweis auf die eine bestimmte Affaire wenig ange= zweiten Liebhaberin (Frl. Hebbel) wandelt, die mit den bisher sich öffentlich zeigt. Karinski hat ihm aufgelauer
stellt ihn, verlangt zum letzten Male „Genugthuung
bracht, da das Schauspiel bereits geschrieben war, al¬
Offizieren die Nacht hindurch beim Champagner sitzen
Brüsewitz seine That vollbrachte. Es ist ein Zeichen der Er chikanirt in Folge dessen die junge Schauspielerin und und schießt Rönning über den Haufen, als er sie wieder
gibt ihr den Abschied, d. h., indem er ihr mit Entlassung verweigert. Die Schauspielerin steht an seiner Leiche
Zeit, daß die Diskussion über die sogenannte Kavaliers
und fragt verzweifelt: „wohin?" Vor ihr liegt nur
ehre und die Berechtigung des Duells in der modernen droht, will er sie dahin bringen, daß sie ihm für di
wieder ein Leben wie früher; sie wird wiederum al¬
Schauspielliteratur einen verhältnißmäßig breiten Raum halbe Gage spielt, für eine Hungergage von 25 Gulden
Freiwild behandelt werden, nachdem ihr Beschützer ge
einnimmt. Vor Jahren hat Sudermann in der „Ehre" die sie schon zwingen wird, die Wege ihrer Kolleginnen
neben andern Ehren auch die Kavaliersehre beleuchtet zu gehen. Verfolgt so der edle Direktor das Wild, so storben ist.
Der Dichter hat sich bemüht, wie es als Künstle
jagen nicht minder eifrig die Herren Offiziere, allen vora¬
und noch vor Kurzem im „Fritzchen" gezeigt, wie ein
der Oberlieutenant Karinski (Herr Schmidt=Häßler). Ka- seine Pflicht ist, mit seiner Meinung im Hintergrunde
Gardelieutenant ins Duell geht. Otto Erich Hartleber
zu bleiben, sie nicht aufdringlich vorzutragen, wie es
hat in seinem Drama „Das Ehrenwort" seine Ansicht rinski steht auf schiefer Ebene. Er hat kein großes Ver¬
Sensationsdramatiker gewöhnlicher Sorte thun, und
über das Duell zum Besten gegeben und der geschickte mögen und viel Bedürfnisse. Spiel und Weiber haben
fleißige Dramenfabrikant Felix Philippi in dem schauer ihn ruinirt, und er ist in Gefahr, seiner Schulden wegen mancher wird wohl fragen, welche Stellung Schnitzler
zu dem Duell nehme. Wie die Antwort auf die Frage
gemaßregelt zu werden. Er stellt der jungen Schau¬
lichen Sensationsstücke „Wer war?" die Berechtigung
des feineren Mordes erörtert. Es ist eben allmählich spielerin nach mit der niedern Leidenschaft eines verkom¬ ausfallen mag, sie wird nicht über Werth oder Unwerth
(
de
Auf den