II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 148

8. Freiwil
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Ausschnitt aus:
Breslauer General-Anzeiger
von 120
Theater und Musik.
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Deutsches Theater.
„Freiwild. Komödie von Arthur Schnitzler.
Nachdem die ernste Muse in letzter Zeit mit Erfolg im Deutschen
Theater zum Wort gelangt war, wagte die Direction den Versuch,
Schnitzlers Komödie „Freiwild“ herauszubringen; leider ohne alles,
Glück; das Theater war am „Premièren=Abend derartig leer, daß
wir uns höchlichst wunderten, daß überhaupt gespielt wurde. Daß
die Darsteller vor leeren Bänken zu keiner eigentlichen „Begeisterung
kommen können, ist erklärlich und verständlich, und damit seien viel¬
Mängel im Voraus entschuldigt. Schnitzler ist einer der talentvollsten
Für
und sympathischsten unserer modernen Dichter; ein feinsinniger Pi¬
chologe und Hasser aller Scheinmoral, geht er scharf gegen die Schäden,
in der sogenannten guten Gesellschaft vor und zieht mit rücksichts¬
loser Offenheit den Schleier fort von Unnatur und Lüge. In „Frei¬
wild führt er uns zu einer kleinen Theatergesellschaft, Schmiere vom
reinsten Wasser. Zu den Mitgliedern derselben zählt auch ein junges
Abonn Mädchen, das, talentvoll und begeistert für die Kunst, trotz der schlech¬
Abonnten Beispiele der Colleginnen und vieler Versuchungen seine Reinheit
bewahrt hat. Aber wer glaubt es? So ein „Mädel gilt ebenso wie
die meisten der im Kampf ums Dasein sich mühenden Frauen als je
„Freiwild“, auf das beliebig Jagd gemacht werden kann. Die Herren u¬
Anna
Officiere, die in diesem Kreis verkehren, denken wenigstens so. Ein
der junger Maler aber tritt für die Ehre der Dame ein, zuchtigt den Be¬
wodu
leidiger und wird „selbstverständlich gefordert. Er lehnt das Duell en
des ab und sein Gegner, der wegen verweigerter Satisfaction den Abschied
werde nehmen muß, erschießt ihn hinterrücks. Das Werk ist interessant und
spannend vom Anfang bis zum Ende, wenn — es gut gespielt wird.
Aber damit wollen wir in Anbetracht der Verhältnisse nicht rechten,
sondern nur die heute erwähnen, die ihre Sache „brav, gemacht
haben. Da sei zuerst Herr Belling genannt, der, mit dem öster¬
reichischen Accent vertraut, einen flotten Husaren-Leutnant Vogel
gab. Eine recht annehmbare Leistung bot Fräulein Niehl als Anna
Riedel; sie hatte besonders in den Scenen mit dem Maler Rönning,
den Herr Director Gerlin spielte, recht glückliche Momente. Herr
Meder sei als Oberleutnant Rohnstedt deshalb lobend erwähnt, wei¬
er mal ausnahmsweise besser sprach und auch sonst ganz „patent
E
war. Der Rest sei — Schweigen!