II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 159

8. Frei
il
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zur Abgabe der Generaldecharge kommandirte Abtheilung
Trauttmansdorff in prunkvollem Magnatenkostüm,
gelangen.
Infanter eben Aufstellung genommen hatte.
Präzise dreiviertel 12 Uhr betraten die Mitgliede
Auch zum Zwecke der Hebung un
Mittlerweile hatte die Auffahrt begonnen. Der Ein¬
beider Häuser unter Vorantritt des Fürsten Windisch
des Verkehrswesens wird Meine
taß in den Saal wurde jedoch erst um 11 Uhr gestatte
grätz und des Alterspräsidenten Ritter v. Prosko
Vorlagen an Sie herantreten, welche
wetz den Zeremoniensaal. Die Pairs nahmen rechts, die
und Nutzbarmachung binnenländische
besonders eindringlich. Er hat die Sprechweise der jungen
Mitglieder des Abgeordnetenhauses auf der linken Seite
die weitere Entwicklung des Seeverk¬
Wiener Aristokratie. Weich, ein wenig nachlässig und von des Saales Aufstellung. Unter den Letzteren stachen be¬
stellung neuer Eisenbahnverbindungen
oben herab — auch gegen sich selbst. Was er bot, war aller¬
sonders die bäuerlichen Abgeordneten aus Tirol in ihrer
staatlichung einzelner Eisenbahnlinie
dings ein wenig zu schwer für eine Vorlesung, aber auch,
Alpentracht hervor und einige polnische Bauern, deren
stande haben.
wer das Werk nicht von früher kannte, fühlte, daß es
schwere Röhrenstiefel in originellem Kontrast zu dem
Die in einzelnen Theilen des R
etwas zu sagen hatte.
glänzenden Parquet und den zierlichen Lackschuhen der
dauernder Intensität zu Tage treten
Nun kam Schnitzler und las den ersten Akt von
übrigen Anwesenden standen. In der ersten Reihe standen
Bevölkerung, ihren Erwerb im Aus¬
„Freiwild" mit großem Erfolg. Die Uterarischen Kreis¬
der von den Antisemiten für den Präsidentenstuhl
scheint geeignet, Ihre Aufmerksamkei
kennen auch dieses Werk bereits. Es bedeutet unleugbar
im Abgeordnetenhause kandidirte Doktor Pattai und wirthschaftlicher, wie in sozialer Be¬
einen Fortschritt Schnitzler's sowohl in der Technik, als nur wenige Schritte von ihm entfernt Prinz Alois bedeutsame Erscheinung zu lenken.
auch in der Zeichnung der Charaktere. Sein Thema ist
Liechtenstein in der Uniform eines Husaren=Ritt=
Ihnen demnächst eine Vorlage Mei¬
diesmal nebst dem Freiwild der schutzlosen, aus eigener meisters. Der Chef der antisemitischen Partei, Dokto
zukommen.
Kraft lebenden Mädchen das gehetzte Edelwild der Männer,
Lueger, stand ganz im Hintergrunde und der etwas
die an den falschen Ehrbegriff unserer Gesellschaft ge¬ „zerzauste" Bart schien darauf hinzudeuten, daß sich sein
Parlamentarisches.
kettet sind und sich in voller, oft schwer erkämpfter Lebens= Eigenthümer gerade nicht in rosigster Laune befinde. Herr
Vorbereitungen zur heutigen
freude der Mordwaffe eines Buben stellen müssen, weil Dr. Lueger wandte suchend seinen Blick nach allen
sie selbst als Männer gehandelt haben. Scharf, trefflicher
Seiten und nach und nach hellte sich sein Antlitz wieder
Der Sozialdemokratische
und mit — fast weltschmerzlich überlegener — Ironie ist hie¬
auf. Wahrscheinlich hat er, wie viele Andere, seinen Kol-
gestern Nachmittags eine Sitzung ab, in
das Theater, wie das Offiziersmilien gezeichnet. Schnitzler legen Mittermayer — nicht entdeckt. Die sozialistisch
wurde, sofort bei Beginn der heutigen
lest überlegen und zielbewußt; er weiß zu würdigen, was er
und die Stojalowski-Partei waren nicht vertreten, währen
geordnetenhauses folgenden Dringlich
zu sagen hat. Das Publikum unterhielt sich famos. Es von den Schönerianern Herr Iro erschienen war.
einzubringen:
wurde wirklich war und war von der Anerkennung bis
Wenige Minuten vor 12 Uhr verkündete Ober¬
„Der am 16. März d. J. gewä
zum Genuß fortgeschritten.
zeremonienmeister Graf Hunyady durch dreimaliges
abgeordnete Thomas Szajer (Landgem
So fand Hermann Bahr gerade die richtige
Aufschlagen mit dem Stabe, daß der Kaiser nahe, wird seit 4. März in Untersuchung
Stimmung, um das Publikum bis zum „Lachen weiter¬
Zuerst erschienen unter Führung des Ministerpräsidenten
Die Unterzeichneten beantragen, daß das A
zuführen. Er las eine Anekdote von dem Mann einer schönen paarweise die Minister, dann folgten in gleicher Ordnung in Gemäßheit des Paragraph 16, Alinea
Frey, der es auf der Hochzeitsreise nirgends gefällt, weil die Erzherzoge Otto, Ludwig Viktor, Pete¬
vom 21. Dezember 1867, wodurch das
man ihr überall zu wenig den Hof macht. Schließlich muß Ferdinand, Josef Ferdinand, Friedrich und die Reichsvertretung vom 26. Februar
der arme Gatte in Schliersee, wo es ihm sehr gut gefällt,
Eugen. Unmittelbar vor dem Kaiser schritt der Stell¬
wird, verlange, daß der Verhaft
den Meßner, der einen schönen Salonrock besitzt, gegen vertreter des Obersthofmarschalls FML. Baron de Piret, neten Thomas Szajer aufgehe
drei Mark im Tage und die Zeche engagiren, damit dieser
der das Reichsschwert trug.
In formeller Beziehung wird bean
seine Frau täglich mehrere Stunden lang bewundert,
Als der Monarch den Saal betrat, unterbrach
Antrag mit allen nach der Geschäftsort
Eine köstlich geschriebene, prickelnde Anekdote. Und wie der Präsident des Herrenhauses, Fürst Windischgrätz, Abkürzungen (§ 42 der Ges
ftsordnung
Bahr liest, weiß man ja schon. Das Publikum war gan¬
die feierliche Stille mit dem Rufe: „Seine Majestät
Berathung genommen wer
Verständniß. Und so ging man nach vielen schweren und der Kaiser lebe hoch!“ und nun erdröhnte der Saal
In derselben Sitzun¬
de ferner
anstrengenden Genüssen schließlich doch lustig und leichten
unter dreimaligen brausenden Hochrufen. Gleichzeitig wurde
morgen folgender Wah¬
antrag ein
Sinnes nach Hause. Bahr hat sich eben wieder einmal auf dem äußeren Burgplatze die erste Generaldecharge „Die Abgeordneten
er, Schr.
als „Ueberwinder bewährt.
H. L.
abgegeben.
Genossen beantragen,
obe Haus