box 14/3
8. Freiwild
er des avant
werde. Herr Sigle,
es ist
Wieserherstellung seiner
Dasselbe ergiebt sich aus der Zusammensetzung. Selbstverständlich wohnte, befinde sich seit
eine parteipolitische Vereinigung. Wie könnte das aber sein, wenn
der mittelparteiliche Professor Herrmann, der liberale Pester Segel gehören die Mitglieder allen möglichen kirchlichen und politischen Richte land am Stammberger e¬
sie dann vielleicht erst später kennen und lieben lernen. Indeß der endete Wurstigkeit
Kunst und Kultur.
Typus tritt nun einmal im realen Leben stets nur mit einem Duellweigerung zu belung
— so meint er, vergißt
individuellen Temperament vergrickt in die äußere Erscheinung, und
lich seinem Gegner kein
„Freiwild
Offizierswelt, freies Bürgertum, Theaterwelt, echt weibliches Liebes
solch wie ein Mann resp.
empfinden und freundschaftlicher Ausgleichsversuch ergeben hier — bi¬
Schauspiel in drei Akten von Arthur Schnitzler.
Doch konsequent
„Freiwild" meint der Autor offenbar in doppelter Bedeutung, an die charakteristischsten Temperamente der bürgerlichen wie militäri
Einmal spielt er sehr ernst darauf an, daß die weibliche Theaterwelt schen oder schauspielerischen Genossen herab — eine so wechselreiche, die klare Menschenzeich
vielseitige Kombination, daß man Schnitzler vielmehr dazu beglück aus rakend verknetet,
für die Kreise gewisser Lebemänner schlankweg als jagdbares „Freiwild
gilt. Und dann, noch viel ernstlicher, rückt er der Frage im weiteren wünschen darf, daß er diese individuelle Spiegelung und vielfarbige Sondessprache und mi
Verlauf seines Dramas zu Leibe: In wie weit macht sich ein Mann, Berechnung der gegebenen Hauptidee nicht etwa zu Gunsten jenes und ungemein lebensve¬
Emil Schaffer in sein
der einem ander Genugthuung für zugefügten Schimpf versagt, selbst trivialeren Typs wieder verflüchtigt und sich so gerade um den eigent
(„Gesellschaft“, 13. Jah¬
rechtlos im Rechtsstaate? In wie weit wird da der bürgerliche Civilist lichsten Vorzug seines Bühnengeschicks gebracht hat. Der so entstandene
zum „Prinzen Vogelfrei gegenüber dem des Königs Rock tragenden Konflikt, in dem jeder wahr und ehrlich, völlig unkarikirt oder zu Dichters findet) zudem
in dem kleinen Badeort
Mitär: Wir haben es also mit einem Thesenstück hier zu thun, und Gunsten gar irgend einer Gesellschafts nicht in der Moral verschoben
einfach seine besondere Anschauung lebt und vertritt, dieser aufregende Schnitzler ist es noch
der grauenvolle „Fall Brüsewitz steht noch zu lebhaft in aller Er
innerung, um nicht die volle Schwere und ganze Tragweite der hiermit Konflikt könnte in der ausgezeichnet iebenswahren Inszenierung und worden. Kommt hier
gepaßte Vertheilung de
aufgeworfenen Zeitfrage sofort zu empfinden. Zur Jagd auf „Frei¬ Darstellung am hiesigen Residenztheater" einem ernst Nach¬
wild" gehören „Freischützen" und „Wilderer“. Soll der in alten junker denkenden wahrlich eine schlaflose Nacht bereiten. Und in der Thal einem Naturell gemäß
lichen Anschauungen befangene, zur Friedenszeit mit seiner natürlichen erscheint uns denn auch dieses „Freiwild" als ungleich präziser im allen ohne Ausnahme
Rauflust verkümmernde Militarismus das Privileg dazu dem Bürger= dramaturgischen Wurf und tiefer angelegt in der sozialen Idee, als die dem Leibe sitzt — nun
thum gegenüber besitzen, oder aber wird eine heraufdämmernde neue vorigen Sommer an derselben Stelle begrüßte, etwas oscillirende Leistungen in solch raf
zur heißen Jahreszeit
Zeit den mit den Anschauungen des 20. Jahrhunderts erfüllten Geistes¬ „Liebelei“ unseres Verfassers.
Natürlich läßt sich sehr leicht nachträglich sagen, daß sich Paul herausgestellt und den
menschen der „Herrenmoral" am Ende mit einem bezüglichen Freibrief
ausstatten? Das sind heille, tiefgrabende Fragen, die sich uns da auf¬ Roenning mit der von dem bereingefalleren Missethäter, Oberlieutenant zument leeren Bänken
rollen. Die große Hauptsache bleibt aber: es ist ein auffallend gutes Karinsky, bei seiner Rückkunft an den Kameradentisch selbst ausdrücklich aufgebürdet werden.
konstatirten Ehrenhaftigkeit der Theaterdame begnügen und sich darauf zu wiederholenden Op¬
Stück, mit anregendem Dialog und ohne Leitartikel=Puppen, echt
die umgekehrt gerade
hin füglich aus dieser Gesellschaft ruhig entfernen konnte — zu den
künstlerisch, tendenzlos in lebensvollster Individual=Charakteristik gegeben
und das wiegt sicherlich mehr, als die andere Thatsache, daß hier das herausfordernden Lächeln und weiteren Reizen des heißblütigen Theaterbesuch die ents
aktuelle Zweikampfs=Thema aus einem konkreten, überaus komplizirten Kavalleristen lag ein direkter Grund nicht mehr vor. Auch später, eine würden uns solch ernst¬
Falle völlig neu, von Anfang bis zu Ende ungemein fesselnd ent¬ ausweichende Flucht nach mode, em unbekanntem „Neuland" erschiene geeignet dünken. Um
ja für einen wahrhaft freien und überlegenen, auch über alle Feigheits=ben mitten im Sommer
wickelt wird
stellung, wie z. B. diese
Wodurch aber ist es dem Dichter nun wohl möglich geworden, diese Vorurtheile in diesem Falle erhabenen Geist noch keineswegs so sehr
Eindruck gegenüber steht
ungerechtfertigt. Und vollends verwunderlich will manchem vielleich
bereits etwas abgeklopfte Idee so interessant und wirksam zu gestalten
daß zum vollen überzeu¬
Ich glaube, vor allem durch eine eigenartig frische Mischung der ver= der Umstand vorkommen, daß der Verfolgte im letzten Augenblick
schiedenen Interessengruppen, mit welcher er 5—6 ganz heterogene die kurz zuvor noch geprüfte eigene Waffe seinem Widersacher — Wurst Idiom, als hier erreich
wider Wurst — entgegenhält. Aber bei einer Berücksichtigung des in der Charakteristik bis
Lebenssphären und Gesellschaftskreise schroff, aber auch streng konsequen
tärischen die Herren
ohne Umbiegung oder ausreichenden Opportunismus auf einander erstgegebenen Einwands wäre allerdings das ganze Stück hinfällig und
platzen läßt. Gewiß läßt sich diese Verwicklung einander fremder unnütz geworden; der zweite wiederum ist ausschließlich Temperaments civilistischen (die Herre
Figuren der gegnerischer
„Milieus" zuletzt wohl auf den antagonistischen Ur=Unterschied zwischen sache des einzelnen und das dritte Moment kann immer noch al=
tretende lustige Schausp.
sich im Be¬
geistigem und leiblichem Heldenthum als typischen Grundgegensatz zurück= unglückseliger Zufall unüberlegten Handlungsdranges
wußtsein seines Rechts den Weg zu bahnen — aufge ßt und begriffen Sturm. Hungar. W.
führen: Dieses Grundverhältniß träte sicherlich noch weit klarer zu Tage
stände Paul Rönning ohne jede persönliche Antheilnahme an dem werden. Blieve somit höchstens noch als ein einzig inneres Manko (mit Galgenhumor sozu
Geschick und Ruf der vom Offizier geringschätzig „Theatermensch“ genannten die geistige Inkonsequenz in dem Helden: über die einem über den von Theaterdirektor des
Weg gelaufenen Buben angethane öffentliche Züchtigung bei sich Ge=Kabinetsstück in Ton,
Dame, gleichsam mehr theoretisch vom Standpunkt allgemeiner Menschen
che als für die belebte Ehe der Anna Radel ein — un machung zu empfinden in gleichen Allemagne aber auch keine volles von leicht die
8. Freiwild
er des avant
werde. Herr Sigle,
es ist
Wieserherstellung seiner
Dasselbe ergiebt sich aus der Zusammensetzung. Selbstverständlich wohnte, befinde sich seit
eine parteipolitische Vereinigung. Wie könnte das aber sein, wenn
der mittelparteiliche Professor Herrmann, der liberale Pester Segel gehören die Mitglieder allen möglichen kirchlichen und politischen Richte land am Stammberger e¬
sie dann vielleicht erst später kennen und lieben lernen. Indeß der endete Wurstigkeit
Kunst und Kultur.
Typus tritt nun einmal im realen Leben stets nur mit einem Duellweigerung zu belung
— so meint er, vergißt
individuellen Temperament vergrickt in die äußere Erscheinung, und
lich seinem Gegner kein
„Freiwild
Offizierswelt, freies Bürgertum, Theaterwelt, echt weibliches Liebes
solch wie ein Mann resp.
empfinden und freundschaftlicher Ausgleichsversuch ergeben hier — bi¬
Schauspiel in drei Akten von Arthur Schnitzler.
Doch konsequent
„Freiwild" meint der Autor offenbar in doppelter Bedeutung, an die charakteristischsten Temperamente der bürgerlichen wie militäri
Einmal spielt er sehr ernst darauf an, daß die weibliche Theaterwelt schen oder schauspielerischen Genossen herab — eine so wechselreiche, die klare Menschenzeich
vielseitige Kombination, daß man Schnitzler vielmehr dazu beglück aus rakend verknetet,
für die Kreise gewisser Lebemänner schlankweg als jagdbares „Freiwild
gilt. Und dann, noch viel ernstlicher, rückt er der Frage im weiteren wünschen darf, daß er diese individuelle Spiegelung und vielfarbige Sondessprache und mi
Verlauf seines Dramas zu Leibe: In wie weit macht sich ein Mann, Berechnung der gegebenen Hauptidee nicht etwa zu Gunsten jenes und ungemein lebensve¬
Emil Schaffer in sein
der einem ander Genugthuung für zugefügten Schimpf versagt, selbst trivialeren Typs wieder verflüchtigt und sich so gerade um den eigent
(„Gesellschaft“, 13. Jah¬
rechtlos im Rechtsstaate? In wie weit wird da der bürgerliche Civilist lichsten Vorzug seines Bühnengeschicks gebracht hat. Der so entstandene
zum „Prinzen Vogelfrei gegenüber dem des Königs Rock tragenden Konflikt, in dem jeder wahr und ehrlich, völlig unkarikirt oder zu Dichters findet) zudem
in dem kleinen Badeort
Mitär: Wir haben es also mit einem Thesenstück hier zu thun, und Gunsten gar irgend einer Gesellschafts nicht in der Moral verschoben
einfach seine besondere Anschauung lebt und vertritt, dieser aufregende Schnitzler ist es noch
der grauenvolle „Fall Brüsewitz steht noch zu lebhaft in aller Er
innerung, um nicht die volle Schwere und ganze Tragweite der hiermit Konflikt könnte in der ausgezeichnet iebenswahren Inszenierung und worden. Kommt hier
gepaßte Vertheilung de
aufgeworfenen Zeitfrage sofort zu empfinden. Zur Jagd auf „Frei¬ Darstellung am hiesigen Residenztheater" einem ernst Nach¬
wild" gehören „Freischützen" und „Wilderer“. Soll der in alten junker denkenden wahrlich eine schlaflose Nacht bereiten. Und in der Thal einem Naturell gemäß
lichen Anschauungen befangene, zur Friedenszeit mit seiner natürlichen erscheint uns denn auch dieses „Freiwild" als ungleich präziser im allen ohne Ausnahme
Rauflust verkümmernde Militarismus das Privileg dazu dem Bürger= dramaturgischen Wurf und tiefer angelegt in der sozialen Idee, als die dem Leibe sitzt — nun
thum gegenüber besitzen, oder aber wird eine heraufdämmernde neue vorigen Sommer an derselben Stelle begrüßte, etwas oscillirende Leistungen in solch raf
zur heißen Jahreszeit
Zeit den mit den Anschauungen des 20. Jahrhunderts erfüllten Geistes¬ „Liebelei“ unseres Verfassers.
Natürlich läßt sich sehr leicht nachträglich sagen, daß sich Paul herausgestellt und den
menschen der „Herrenmoral" am Ende mit einem bezüglichen Freibrief
ausstatten? Das sind heille, tiefgrabende Fragen, die sich uns da auf¬ Roenning mit der von dem bereingefalleren Missethäter, Oberlieutenant zument leeren Bänken
rollen. Die große Hauptsache bleibt aber: es ist ein auffallend gutes Karinsky, bei seiner Rückkunft an den Kameradentisch selbst ausdrücklich aufgebürdet werden.
konstatirten Ehrenhaftigkeit der Theaterdame begnügen und sich darauf zu wiederholenden Op¬
Stück, mit anregendem Dialog und ohne Leitartikel=Puppen, echt
die umgekehrt gerade
hin füglich aus dieser Gesellschaft ruhig entfernen konnte — zu den
künstlerisch, tendenzlos in lebensvollster Individual=Charakteristik gegeben
und das wiegt sicherlich mehr, als die andere Thatsache, daß hier das herausfordernden Lächeln und weiteren Reizen des heißblütigen Theaterbesuch die ents
aktuelle Zweikampfs=Thema aus einem konkreten, überaus komplizirten Kavalleristen lag ein direkter Grund nicht mehr vor. Auch später, eine würden uns solch ernst¬
Falle völlig neu, von Anfang bis zu Ende ungemein fesselnd ent¬ ausweichende Flucht nach mode, em unbekanntem „Neuland" erschiene geeignet dünken. Um
ja für einen wahrhaft freien und überlegenen, auch über alle Feigheits=ben mitten im Sommer
wickelt wird
stellung, wie z. B. diese
Wodurch aber ist es dem Dichter nun wohl möglich geworden, diese Vorurtheile in diesem Falle erhabenen Geist noch keineswegs so sehr
Eindruck gegenüber steht
ungerechtfertigt. Und vollends verwunderlich will manchem vielleich
bereits etwas abgeklopfte Idee so interessant und wirksam zu gestalten
daß zum vollen überzeu¬
Ich glaube, vor allem durch eine eigenartig frische Mischung der ver= der Umstand vorkommen, daß der Verfolgte im letzten Augenblick
schiedenen Interessengruppen, mit welcher er 5—6 ganz heterogene die kurz zuvor noch geprüfte eigene Waffe seinem Widersacher — Wurst Idiom, als hier erreich
wider Wurst — entgegenhält. Aber bei einer Berücksichtigung des in der Charakteristik bis
Lebenssphären und Gesellschaftskreise schroff, aber auch streng konsequen
tärischen die Herren
ohne Umbiegung oder ausreichenden Opportunismus auf einander erstgegebenen Einwands wäre allerdings das ganze Stück hinfällig und
platzen läßt. Gewiß läßt sich diese Verwicklung einander fremder unnütz geworden; der zweite wiederum ist ausschließlich Temperaments civilistischen (die Herre
Figuren der gegnerischer
„Milieus" zuletzt wohl auf den antagonistischen Ur=Unterschied zwischen sache des einzelnen und das dritte Moment kann immer noch al=
tretende lustige Schausp.
sich im Be¬
geistigem und leiblichem Heldenthum als typischen Grundgegensatz zurück= unglückseliger Zufall unüberlegten Handlungsdranges
wußtsein seines Rechts den Weg zu bahnen — aufge ßt und begriffen Sturm. Hungar. W.
führen: Dieses Grundverhältniß träte sicherlich noch weit klarer zu Tage
stände Paul Rönning ohne jede persönliche Antheilnahme an dem werden. Blieve somit höchstens noch als ein einzig inneres Manko (mit Galgenhumor sozu
Geschick und Ruf der vom Offizier geringschätzig „Theatermensch“ genannten die geistige Inkonsequenz in dem Helden: über die einem über den von Theaterdirektor des
Weg gelaufenen Buben angethane öffentliche Züchtigung bei sich Ge=Kabinetsstück in Ton,
Dame, gleichsam mehr theoretisch vom Standpunkt allgemeiner Menschen
che als für die belebte Ehe der Anna Radel ein — un machung zu empfinden in gleichen Allemagne aber auch keine volles von leicht die