II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 165


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8. Freiwild
der des Kunst wurden Reichstag nicht mehr annehmen
werde. Herr Siegle, welcher während des verflossenen Winters zur
gut ist.
Wiederherstellung seiner schwer angegriffenen Gesundheit in Meran
aber sein, wenn
Dasselbe ergiebt sich aus der Zusammensetzung. Selbstverständlich
wohnte, befinde sich seit einigen Wochen in seinem Landhause zu Ammer¬
liberale Pester See gehören die Mitglieder allen möglichen ürchlichen und politischen Richt= und am Starnberger See und erfreue sich stetiger, wenn auch lang¬
a eu de de¬
kr.
Typus tritt nun einmal im realen Leben stets nur mit einem Duellweigerung zu bekunden. „Mich kann ja gar niemand beleidigen
so meint er, vergißt aber dabei, daß er dann auch umgekehrt eigent¬
individuellen Temperament verquickt in die äußere Erscheinung, und
Offizierswelt, freies Bürgerthum, Theaterwelt, echt weibliches Liebes¬ lich seinem Gegner keine Schinach anthun konnte, oder aber diese als
Schnitzler.
empfinden und freundschaftlicher Ausgleichsversuch ergeben hier — bis solche wie ein Mann respektiren mußte.
doppelter Bedeutung, auf die charakteristischsten Temperamente der bürgerlichen wie militäri¬
Doch konsequent oder nicht in diesem einen Punkte — jedenfalls ist
weibliche Theaterwelt schen oder schauspielerischen Genossen herab — eine so wechselreiche, die klare Menschenzeichnung mit dem gewichtigen Lebensproblem über¬
jagdbares „Freiwild
vielseitige Kombination, daß wan Schnitzler vielmehr dazu beglück aus packend verknotel, sind die einzelnen Charaktere, jeder in seiner
der Frage im weiteren wünschen darf, daß er diese individuele Spiegelung und vielfarbige Sondersprache und mit seiner besonderen Strebensrichtung, prägnant
macht sich ein Mann, Berechnung der gegebenen Hauptidee nicht etwa zu Gunsten jenes und ungemein lebensvoll auf die Bühne gestellt; und gar treffend fügt
Schimpf versagt, selbst trivialeren Typs wieder verflüchtigt und sich so gerade um den eigent- Emil Scheffer in seiner literarischen Studie über Arthur Schnitzler
der bürgerliche Civilis lichsten Vorzug seines Bühnengeschies gebracht hat. Der so entstandene „Gesellschaft“, 13. Jahrgang, Heft 4, wo man auch ein Porträt des
Königs Rock tragenden Konflikt, in dem jeder wahr und ehrich, völlig unkarikirt oder zu Dichters findet) zudem noch bei: „Das Treiben der Schmierengesellschaft
ück hier zu thun und Gunsten gar irgend einer Gesellschafts sicht in der Moral verschoben, in dem kleinen Badeorte, das Theater auf dem Theater, vor Arthur
lebhaft in aller Er¬
einfach seine besondere Anschauung lebt und vertritt, dieser aufregende Schnitzler ist es noch kaum jemals so frisch und ehrlich gezeichnet
Tragweite der hiermit Konflikt könnte in der ausgezeichnet lebenswahren Inszenierung und worden." Kommt hierzu noch, wie vorgestern, eine geradezu ideal an¬
Zur Jagd auf Frei¬
Darstellung am hiesigen „Residenztheater" einem ernst Nach= gepaßte Vertheilung der Rollen, so daß jeder an der rechten, gerade
all der in alten junker denkenden wahrlich eine schlaflose Nacht bereiten. Und in der That seinem Naturell gemäßen Stelle im Rahmen steht und das Gewand
mit seiner natürlichen erscheint uns denn auch dieses „Freiwild“ als ungleich präziser im allen ohne Ausnahme, sonder Falten und Engen, wie angegossen auf
leg dazu dem Bürger= dramaturgischen Wurf und tiefer angelegt in der sozialen Idee, als die dem Leibe sitzt — nun, so kann man gewiß nur bedauern, daß solche
heraufdämmernde neue vorigen Sommer an derselben Stelle begrüßte, etwas oscillirende Leistungen in solch' rastloser Folge und beängstigender Häufung, jetzt
derts erfüllten Geistes¬ „Liebelei“ unseres Verfassers.
zur heißen Jahreszeit, statt zur empfangsfreudigeren Winterperiode,
bezüglichen Freibrief
Natürlich läßt sich sehr leicht nachträglich sagen, daß sich Pau herausgestellt und den bedauernswerthen Schauspielern zum Spiel vor
n, die sich uns da auf¬enning mit der von dem bereingefallenen Missethäter, Oberlieutenant zumeist leeren Bänken die Memorirungen so vieler Neuheiten leider
t ein auffallend gutes Karinsky, bei seiner Rückkunft an den Kameradentisch selbst ausdrücklich aufgebürdet werden. Weit mehr als die in 25 bis 50 Aufführungen
Litartikel=Puppen, echt konstatirten Ehrenhaftigkeit der Theaterdame begnügen und sich darauf zu wiederholenden Operetten, Volksstücke, Singspiele und Schwänk¬
Charakteristik gegeben, hin füglich aus dieser Gesellschaft ruhig entfernen konnte — zu dem die umgekehrt gerade auf den im Sommer notorisch erlahmenten
herausfordernden Lächeln und weiteren Reizen des heißblütigen Theaterbesuch die entsprechend elektrisirende Zugkraft ausüben könnten,
hatsache, daß hier da¬
, überaus komplizirten Kavalleristen lag ein direkter Grund nicht mehr vor. Auch später, eine würden uns solch ernste Problemstücke für die winterliche Hauptsaison
geeignet dünken. Um so bemerkenswerther aber jedenfalls, wenn man
ungemein fesselnd ent¬ ausweichende Flucht nach modernem unbekannten „Neuland“ erschien
eben mitten im Sommer einer so vortrefflichen, gut abgerundeten Vor¬
ja für einen wahrhaft freien und überlegenen, auch über alle Feigheits¬
Vorurtheile in diesem Falle erhabenen Geist noch keineswegs so sehr
stellung, wie z. B. dieser, begegnet. Einem solch überraschend günstigen
möglich geworden, die
ungerechtfertigt. Und vollends verwunderlich will manchem vielleich
Eindruck gegenüber steht dann auch die Bemerkung unwillkürlich zurück
wirksam zu gestalten
de Mischung der ver= der Umstand vorkommen, daß der Verfolgte im letzten Augenblick nicht daß zum vollen überzeugenden Bilde eigentlich noch mehr österreichisches
5—6 ganz heterogene die kurz zuvor noch geprüfte eigene Waffe seinem Widersacher — Wurst Idiom, als hier erreichbar war, gehört hätte. Aber wie fein abgestuft
auch streng konsequent, wider Wurst — entgegenhält. Aber bei einer Berücksichtigung des in der Charakteristik bis zum Parallelismus waren nicht die drei mili¬
nismus auf einander erstgegebenen Einwands wäre allerdings das ganze Stück hinfällig und tärischen (die Herren Witt, Treptow, Martini, und die drei
ing einander fremder unnütz geworden; der zweite wiederum ist ausschließlich Temperaments civilistischen (die Herren Burmester, Dr. Manning, C. Friese
Ur=Unterschied zwischen sache des einzelnen und das dritte Moment kann immer noch als Figuren der gegnerischen Parteien; wie prächtig wiederum die dazwischen
Grundgegensatz zurück= unglückseliger Zufall unüberlegten Handlungsdranges — sich im Be¬ tretende lustige Schauspieler=Gruppe von den Herren Janda, Päts
ch weit klarer zu Tage, wußtsein seines Rechts den Weg zu bahnen — aufgefaßt und begriffen Sturm, Hungar, Weise, sowie den Damen Lührssen und Stehle
werden. Bliebe somit höchstens noch als ein einziges inneres Manko (mit Galgenhumor sozusagen) erfaßt! Namentlich den jovialen Filon
Antheilnahme an den
eatermensch" genannten die geistige Inkonsequenz in dem Helden: über die einem über den von Theaterdirektor des erstgenannten werden wir als ein köstliches
allgemeiner Menschen Weg gelaufenen Buben angethane öffentliche Züchtigung bei sich Ge=Kabinetsstück in Ton, Garderobe und Maske nicht so bald vergessen¬
sia Niedel ein — um nugthuung zu empfinden, im gleichen Athemzuge aber auch seine voll¬ es war vielleicht die gelungenste Gestalt, die Herr Janda während