II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 170

8. Freiwild box 14/3
ung an zu retten, besonders da wohl Maßnahmen sich
bestand bekanntlich
aber angenomen, alles das, was in Preußen gefordert wird, die meisten höheren Verwaltungsämter in Preußen im Besi
einer einzigen sozialen Klasse, nämlich des Kleinadels sind diejenigen Genossen
wäre thatsächlich in jenen süddeutschen Staaten Rechtens,

die rechtslos ihre Ehre preisgeben müssen, wenn sie es zu seinem hche Sch
schaulich ins Herz gel
etwas bringen wollen. Bin ich etwa dazu da, meine Schau
eller
pielerinnen zu ernähren? frägt der Theaterdirektor mit erwärmen können
Vers zu
naivem Sarkasmus. Also müssen sie sonst zusehen, wie sie si¬
Moden
etwas verdienen.
Residenztheater.
Aus dem
Diesem trübseligen „Freiwild" eines gut geschilderte
Was abe
Der liebe Herrgott hat für die Direktion dieser Bühne
Wenn er
bisher das Aeußerste gethan in diesem sogenannten Sommer, Schmierentheaters steht als edleres Freiwild ein junger Mann
Ebensowenig in
Der total verregnete Mai füllt nicht nur nach der Bauernregel gegenüber, welcher noch an die Ehrbarkeit der Schauspielerinnen
glaubt, und einen rabiaten sittenlosen Offizier öffentlich ohrfeigt
Stellung ein. Er
„Scheuer und Faß, sondern er hat dem Theater volle Häuser
der von einer anständigen Naiden verächtlich spricht. Da¬
Leben wieder zu hab
gebracht. Einigemale im Sommer freilich wird doch am End¬
Duell lehnt Herr Paul Rönning ab. Er hat (so philosophirt Arbeiten mag er ni
die Sonne scheinen, und da dies merkwürdigerweise gester¬
sein Vater starb, gab
der Fall war, nahm ein halbleeres Haus Schnitzlers) den Oberlieutenant Karinski „nicht beleidigt", sondern ver
dienter Maßen gezüchtigt; und dafür sich todtschießen richtig pietätlos se
„Freiwild" entgegen. Es war außerhalb des Theaters
herrlich, daß man Niemandem zürnen kann, wenn er den dus lassen will er nicht. Aber das Vorurtheil ist stärker als die Sohn brennenden
Bummler. Er liebt
tenden Flieder der Schauspielatmosphäre vorzog. Eine Operette, Vernunft. Alle ziehen sich von Paul Rönning zurück, auch
Diejenigen, welche den Offizier verdammen. Denn er wus
sie liebt ihn nicht (s.
eine Posse, das paßt allenfalls in den Sommer. Der Titel
sich schlagen. So wird der junge Mann zum Fre wild eine
dern", zu beschützen,
„Schauspiel schreckt ab. Früher hat das Residenztheater un
Vorurtheils, und schließlich außerhalb des Duells von dem lebt. Für einen 25jä
diese Zet pausirt. Jetzt spielt man (aus sehr stichhaltigen
erbitterten verzweifelten Lieutenant niedergeschossen. Nach dem ter Ton, und als es
Gründen) durch, hatte bisher ein unbegreifliches Wetterglück
Mord fällt der Vorhang. Das Trauerspiel ist aus¬
rant zu einer bespektir
und muß und kann nun einige heiße leere Häuser ertragen.
Der Fehler des Dramas ist aber nicht nur, daß es keinen Schütz kommt, findet
Das Stück ist ein Tendenztrauerspiel und handelt von
Duellzwang. Vor einem halben Jahre war das einmal wieder leitenden Gesichtspunkt bietet, sondern daß es zu unwerthige mindestens überflüssig
tim keinen Anspruch,
eine brennende Frage. Broschüren, Zeitungspolemiken und Charaktere zu Trägern wichtiger Ideen macht. Rönnnig stirbt
Es ist viel Unreise in
gut. Er stirbt, weil er aus Ritterlichkeit einem Buben ein
Reichstagsreden besprachen den Duellung leidenschaftlich
Ohrfeige gegeben; gut. Aber nun sehe man sich die drei eine Dosis Idealismu
Der junge Herr Schnitzler, der Sohn des berühmten Wiene
Hauptfiguren einmal genauer an: das Mädchen, Rönning und aufgebaute Vorgang
Halsarztes und selbst Med ziner, hat die Sache dramatisch be¬
Liebe zwischen den be¬
handelt, aber dilatorisch; er hat sie nicht gelöst, so wenig wie den Offizier.
Schon das Milieu ist fatal, eine Theatergeschichte niederster erst entwickelt, schon
Kaiser und Reich sie bisher haben lösen können. Sein Stück
Für den Dritten
ist außerordentlich talentvoll, aber, in durchaus wohlgemeinem Art. Wohl hebt der Dichter die kleine Liebhaberin, um die
angebliches sich handelt, moralisch etwas heraus. Sie ist nicht so noch weniger empfin¬
Sinne unreif, der Dialog stockend unbeholfen
gemein wie die Anderen. Sie soupirt nicht Nachts allein mit Miltärs zu diesem S
veristisch — und der Schluß beweislos. Die szenische Wirkung
den Offizieren und hat keine Nebeneinnahmen. Soweit brauchte es ist denn doch trau¬
aber ist manchmal sehr stark
Es scheint als ob der Titel schon doppelsinnig sein soll, der Dichter eine halbwegs anständige weibliche Motiv-Figur, und dem Obersten we
halb preisgegebener à
„Freiwild“ können die Damen des Theaters genannt werden, Aber im Uebrigen ist sie doch sehr schwankend, unschlüssig un
denen in unsittlichster Weise Jeder den Hof machen darf und sehr uninteressant. Wäre Schnitzler nicht Verist und hätte hin wird quittiren