II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 171

8. Freiwild box 14/3
an der
ung nicht zu erweiten, besonders da wohl Maßnahmen reth. Eine Hauptthätigkeit der „Eisernen Maske
Außen gefordert wird, die meisten höheren Verwaltungsämter in Preußen im Besitz bestand bekanntlich auch darin, der sozialdemokratischen Parte
Staaten Rechtens, soferner einzigen sozialen Kasse, nämlich des Kindes sind diejenigen Genossin nahmhalt zu machen, welche der vor¬
die rechtslos ihre Ehre preisgeben müssen, wenn sie es zu seinem Käthchen Schütz eine wirkliche hochherzige Liebe an¬
schaulich ins Herz gelegt, würde die talentvoll skizzette Figur
etwas bringen wollen. Bin ich etwa dazu da, meine Schau
erwärmen können. So trifft nur Martin Greifs trefflicher
.
spielerinnen zu ernähren frägt der Theaterdirektor mit
Vers zu:
naivem Sarkasmus. Also müssen sie sonst zusehen, wie sie si¬
„Modern sein heißt, am Tage hangen,
etwas verdienen.
Aus dem wir selbst hervorgegangen.
Diesem trühseligen „Freiwild" eines gut geschilderten
Was aber hat der Mensch erreicht
rektion dieser Bühn
Wenn er der Eintagsfliege gleicht?
Schmierentheaters steht als edleres Freiwild ein junger Mann
sogenannten Sommer
Ebensowenig nimmt der junge Rönning eine belangreiche
gegenüber, welcher noch an die Ehrbarkeit der Schauspielerinnen
nach der Bauernrege
Stellung ein. Er war früher krank, ist äußerst froh, das
glaubt, und einen rabiaten sittenlosen Offizier öffentlich ohrfeigt
Theater volle Häuser
wird doch am Ende der von einer anständigen Naiven verächtlich spricht. Das Leben wieder zu haben, das allein ihm zum Dasein genügt,
Arbeiten mag er nicht. Versucht hat er allerlei. Aber als
würdigerweise gestern Duell lehnt Herr Paul Rönning ab. Er hat (so philosophir
sein Vater starb, gab er sofort (eine andere Figur nennt das
aus Schnitzler) den Oberlieutenant Karinski „nicht beleidigt", sondern ver
dienter Maßen gezüchtigt; und dafür sich todtschießen richtig pietätlos) seine Staatsstellung, die sich der Vater für den
halb des Theaters so
lassen will er nicht. Aber das Vorurtheil ist stärker als die Sohn brennend gewünscht, wieder auf und wird ein mäßig geistreicher
n, wenn er den du
Vernunft. Alle ziehen sich von Paul Rönning zurück, auch Bummler. Er liebt die Schauspielerin nicht (so sagt er) und
rzog. Eine Operette
sie liebt ihn nicht (so sagt sie), aber er wünscht sie zu „för¬
Diejenigen, welche den Offizier verdammen. Denn er wuß
Der Tite
Sommer.
dern", zu beschützen, er will wissen, in welcher Umgebung sie
sich schlagen. So wird der junge Mann zum Fre wild eine
Residenztheater un
lebt. Für einen 25jährigen Jüngling ist das ein recht blasi¬
aus sehr stichhaltigen Vorurtheils, und schließlich außerhalb des Duells von dem
ter Ton, und als es Seiten des Lieutenants im Theaterrestau¬
erbitterten verzweifelten Lieutenant niedergeschossen. Nach den
reifliches Wetterglü¬
rant zu einer despektirlichen Bemerkung über Fräulein Käthchen
Mord fällt der Vorhang. Das Trauerspiel ist aus.
de Häuser ertragen.
Der Fehler des Dramas ist aber nicht nur, daß es keinen Schütz kommt, findet der Zuschauer die nun folgende Ohrfeige
und handelt vom
har das einmal wieder leitenden Gesichtspunkt bietet, sondern daß es zu unwerthige mindestens überflüssig, wenn auch gerecht, denn Paul hat legi¬
tim keinen Anspruch, so für das Theater=Fräulein einzutreten.
eitungspolemiken und Charaktere zu Trägern wichtiger Ideen macht. Rönnnig stirbt
unzug leidenschaftlich, gut. Er stirbt, weil er aus Ritterlichkeit einem Buben eine Es ist viel Unreise in dieser Supposition, — allerdings auch
Ohrfeige gegeben; gut. Aber nun sehe man sich die drei eine Dosis Idealismus. Wie anders aber müßte der geschick
des berühmten Wiener
aufgebaute Vorgang berühren, wenn für den Zuschauer die
Hauptfiguren einmal genauer an: das Mädchen, Rönning un
Sache dramatisch be¬
Liebe zwischen den beiden jungen Leuten, die sich von nun ab
gelöst, so wenig wie den Offizier.
Schon das Milieu ist fatal, eine Theatergeschichte niederster erst entwickelt, schon feststünde.
können. Sein Stück
Für den Dritten, den Oberlieutenant, kann man leider
chaus wohlgemeinem Art. Wohl hebt der Dichter die kleine Liebhaberin, um die
noch weniger en finden. Das ganze häßliche Verhältniß des
angeblich es sich handelt, moralisch etwas heraus. Sie ist nicht
geholfen
Miltärs zu diesen Schmierentheater ist „wahr, gewiß. Aber
Die szenische Wirkung gemein wie die Anderen. Sie soupirt nicht Nachts allein mi
es ist denn doch traurig bestellt, wenn ein von den Kameraden
den Offizieren und hat keine Nebeneinnahmen. Soweit braucht
oppelsinnig sein soll. der Dichter eine halbwegs anständige weibliche Motiv-Figur, und dem Obersten wegen Spielschulden und Brutalitäten schon
Aber im Uebrigen ist sie doch sehr schwankend, unschlüssig und halb preisgegebener äußerst moralbedenklicher Offizier, der ohne¬
ters genannt werden
Hof machen darf und sehr uninteressant. Wäre Schnitzler nicht Verist und hätte hin wird quittiren müssen, noch das Unheil anrichtet, einen