II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 181

8. Freiwil
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Edler von nun an, auch eben und industriellen Schulen, empfiehlt eine mildere Pensionsfondes, ist die Heeresverwaltung gewiß nicht ab¬
des Aeußern, Graf Goluchowski, erschienen.
Nach Eröffnung der Sitzung erklärten die Del. Praxis bezüglich des zweiten Dienstjahres der Einjährig geneigt und bestrebt diesbezüglich das Möglichste zu thun.
Kaiser und Groß, daß es ihnen unter den jetzigen Freiwilligen und beschwert sich darüber, daß heuer den
Das Heeresordinarium wurde hierauf unverändert
Verhältnissen Angesichts der blutigen Vorgänge in den Frequentanten der siebenten Realschclasse das Ein angenommen. — Nach dem Referate des Del. Popowski
Straßen unmöglich sei
eine sachliche Berathung zu jährigen=Recht verweigert wurde. Redner verlangt die über das Extraordinarium des Heeres wurde auch dieses
führen, und stellten den Antrag auf Schluß der Sitzung. richtige Uebersetzung der Ortsnamen auf den nach kurzer Debatte unverändert angenommen.
Karinski nicht dadurch entehrt ist, daß er die Züchtigung und hat keinen anderen Gedanken als seine Rache. E
der anwesende Dichter wurde wiederholt stürmisch ge¬
erhalten, sondern dadurch, daß er sie verdient hat. Der verfolgt Paul, bis er ihm begegnet, und schießt ihr
rufen. Die Vortrefflichkeit des Aufbaues und die Männ¬
eine der Freunde bricht sofort die Beziehungen ab, der nieder. Er weiß, daß ihm selbst nichts übrig bleibt, als lichkeit der Weltanschauung sichern dem Drama dauern¬
Andere entfernt sich warnend. Ehe er weggeht, erscheint
sich das Leben zu nehmen.
des Interesse.
Anna in großer Angst bei Paul. Sie verständigen sich
Das Stück ist vor Allem eine sehr geschickt ge
Die Aufführung war eine sorgfältige und brachte
unter dem Druck der Freignisse rasch mit einander und führte Arbeit. Der erste Art führt uns in breiter, be¬
sowohl die Gesammtwirkungen als die einzelnen Scenen
beschließen, die Stadt mit dem nächsten Zuge zu ver
haglicher Weise in das Getriebe der kleinen Sommer zu voller Wirkung. Herr Tauber spielte den Karinski
lassen. Da wird Oberlieutenant Rohnstedt angemeldet, bühne ein und schließt mit dem starken Effect des An
voll Temperament und zeichnete sowohl das heraus¬
Er kommt nicht als Duellzeuge, sondern als Mensch griffes, der mit großer Kunst die Spannung geradezu fordernde Wesen im ersten Acte als die Zerrüttung im
mit einer Bitte. In warmer, ehrlicher Weise setzt plötzlich erzeugt. Der zweite Act bringt ein neues Moti¬
letzten mit ansehnlicher Kraft. Herr John lernt in er¬
er Paul auseinander, daß Karinski sich duelliren in den Vordergrund und hält das erwachte Jnteresse freulicher Weise Maß halten. Er gab dem Paul die
müsse, falls er nicht zum Abschied gezwungen sein
lebhaft fest: einerseits durch die eigenartige Stellun¬
ruhige Sicherheit des in sich gefestigten Mannes, die
solle, und er ersucht Paul, das Duell anzunehmen, zur Duellfrage, andererseits durch die sichere und ener
namentlich in den Erregungen des zweiten Actes wirksam
Paul bleibt bei seiner Ablehnung. Die Consequenzen gische Führung des Dialogs. Die schönste Scene de¬
zu Tage trat. Den Dialog im zweiten Acte führte er
soll Karinski eben tragen. Vergebens weist Rohnstedt zweiten Actes und den Höhepunkt der dichterischen Wir
klar und bestimmt und ließ es an der entscheidenden
darauf hin, daß Karinski sich dann das Leben nehmen kung bedeutet die Scene zwischen Rohnstedt und Paul. Stelle an Schwung nicht fehlen. Frl. Fasser, die
würde, und geht endlich so weit, Paul vorzuschlagen, Der letzte Act zerflattert wieder ein wenig und bietet den Rollen der schlichten Redlichkeit am meisten heimisch
daß das Duell nur der Formalität nach stattfinde eigentlich nur den Abschluß, den wir vom Beginn der ist, machte durchaus einen herzlichen, sympathischen Ein¬
und Beide in die Luft schießen. Hat aber Paul kein
Verwicklung an voraussehen können. Die zahlreichen druck. Die verantwortungsvolle Rolle des Oberlieutenants
Lust gehabt, sein Leben dem Gegner auszuliefern
Details der Kleinzeichnung erträgt man sehr gut als Rohnstedt spielte Herr Reucker, und wenn auch in
so wehrt er umso entschiedener die Proposition ab, zu Einleitung, aber sie halten auf, wenn einmal die Steige
der Gestalt und in der Stimme mehr Kraft zu wünschen
einer Comödie zu schreiten und sich das Leben von Karung der Handlung auf der Höhe ist. Was nun da¬
blieb, so hielt er sich doch würdig und ernst und ver¬
rinski schenken zu lassen. Nach der verunglückten Missio¬
Colorit anlangt, so hat der Dichter zweifellos Bilde
fügte in den Scenen mit Karinski auch über warme
geht Rohnstedt ab. Der Doctor, der mit Rohnstedt aus dem Leben geboten, die in ihrer Trübseligkeit be¬
Töne. Herr Schmidt gab den Arzt mit seinem Ge¬
zurückgekommen ist, um ihm beizustehen, bleibt bei Paul kannt sind. Viele satirische Bemerkungen frappiren durch schmack und wußte namentlich in der heiklen Scene des
und macht ihn darauf aufmerksam, daß in Rohnstedt's ihre Schärfe, wenn sich auch nicht leugnen läßt, daß zweiten Actes die Stellung des redlichen Mannes zu
Worten eine Warnung gelegen war, sich der Wuth Ka¬ mancher Schlager bequem auf dem Wege lag. Auch hier wahren. Mit heiterem Nachdruck und in sehr guter Hal¬
rinski's nicht auszusetzen; er räth ihm, sofort abzureisen, konnte man, wie in den dramatischen Arbeiten der jüngsten tung zeichneten Herr Löwe den jungen Lebemann. Herr
Aber Paul, der allerdings die Absicht gehabt hat, sofor
Zeit, häufig bemerken, daß der Dichter in einer Erzäh
v. Wymetal den vorschriftsmäßigen Lieutenant, Herr
abzureisen, will der Drohung nicht weichen. Ver¬ lung feinere Züge gewählt hätte und ihn die dramatisch
Zeisler verwendete seinen ganzen trockenen Humor
gebens beschwört Anna ihren Geliebten, der Gefahr aus¬ Form hie und da zu einer gewissen Derbheit der Strich auf die Gestalt des Schmierendirectors. Unter den Dar¬
zuweichen. Rohustedt versucht nun seinerseits, Karinski führung verleitet hat. Das Stück hatte, wie schon be¬ stellern der Schauspieler traten Herr Thaller und
zur Vernunft zu bringen, und scheut nicht davor zurück
richtet worden ist, einen durchschlagenden Erfolg, der Frl. Moller als selbstständigere Gestalten hervor.
seinem Freunde zu sagen, daß er besser thäte, sich in¬
namentlich nach dem ersten und zweiten Acte sich star¬
F. A.
Privatleben zurückzuziehen. Karinski schäumt vor Wuth äußerte. Der Beifall war ein überaus lebhafter, und