II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 191

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8. F.
ewi¬
Thimig einzugehen, arg.
hat vor.
(Carl-Theater.) Einen der tiefsten Konflikte, die
ne
aus unseren gesellschaftlichen Zuständen und Anschauungen
nnte
entspringen, jenen zwischen ritterlichen und bürgerlichen
Ehrbegriffen, behandelt Arthur Schnitzler in seinem
dreiaktigen Schauspiel „Freiwild", das gestern hier
zum erstenmale aufgeführt wurde. Er behandelt den Kon¬
ittags flikt, aber er vermeidet das vergebliche Beginnen, den
Versuch einer Lösung zu unternehmen, ja er läßt seinen
nie
bürgerlichen Helden sogar eine arge Inkonsequenz begeben.
men.
Durch diese beweist er aber, daß ein Mann, der das Duell
mehrere
grundsätzlich perhorreszirt, wenn er kein Feigling ist, seinem
„ritterlichen Gegner zum Opfer fallen muß, daß er für
diesen — Freiwild ist, ebensogut Freiwild, wie die kleine
Schauspielerin für das Unterhaltungsbedürfniß hoch¬
fie¬
fahrender Gecken. Lieutenant Karinski spricht unziemlich
nach
von der Naiven Anna Riedel. Der Zivilist Paul Rönning
and
ist darüber empört und ohrfeigt ihn. Die Genugthuung
t zu
mit den Waffen verweigert er aber, unter allen Umständen.
chlug.
Es fällt ihm nicht ein, sein Leben aufs Spiel zu setzen,
rif¬
weil er einen Buben gezüchtigt hat. Seine Freunde
wenden sich von ihm und er will mit Anna Riedel,
die in dieser schweren Stunde seine Braut geworden
abreisen. Allein er bleibt, wie er erfährt, daß Karinski
gung
dies als Flucht auffassen müßte. Beim ersten
Pater
Zusammentreffen der Beiden thut der Lieutenant, was er
de, ist von seinem Standpunkte aus muß, er nimmt sich selber
ser Satisfaktion und schießt Rönning nieder. Auf all das
daten wird noch näher einzugehen sein. Das Stück ist mit einer
sollte, enormen Geschicklichkeit gemacht; trotzdem man weiß, was
und
nothwendig, kommen muß, läßt die Spannung keinen
in
Augenblick nach, man nimmt persönlichen Antheil an den
Ruch Vorgängen auf der Bühne. Nur will es nicht recht passen,
daß auf dieses förmlich aus dem Leben gerissene Bild
nen
ohne jeden zwingenden Grund, des theatralischen Kon¬
amme trastes wegen Komödiantentypen aus den „Fliegenden
ro¬ Blättern geklebt sind. Gespielt wurde von Herrn
on Klein, der den Zivilisten, Herrn Reusch, der den
gen Lieutenant, und Herrn Korff, der einen Dutzendkerl aus
der guten Gesellschaft gab, mit solcher Vollendung, daß
ten¬
man bedauert, in einer an Lobesworten so armen Sprache
teigen zu schreiben. Alle Anderen haben nur Episodenrollen. Herr
Czasta spielte die seine, die eines eifersüchtigen Komikers,
im richtigen Tone. Die Aufnahme des Stückes war eine
rauschende, Schnitzler wurde ungezähltemale gerufen:
dern
-
ein großer Erfolg.


Wiener Neueste Nachrichten.
die Lebens¬
Carltheater. Freitag, den 4. Februar. Frei¬
al auf: ein
wild, Schauspiel in 3 Acten von Arthur Schnitzler.
ne Flasche
Es ist gegenwärtig nicht schwer ein „modernes Schau¬
aufwärts.
spiel zu schreiben. Die Inventarstücke hiezu sind leicht
— 14 kr.),
zu haben: Eine Ohrfeige, die zur rechten Zeit gegeben
oder ein wird, ein Revolver der zur rechten Zeit losgeht, ein Held,
der die Ohrfeige gibt und sich dafür pflichtschuldigst
erschießen läßt und ein Bösewicht, der die Ohrfeige empfängt
und den Geber dafür niederbrennt. Das ist ein unge¬
inder.
mein glattes Geschäft, das sich prompt abwickelt, sozusagen
dass
„Schlag auf Schlag". Herr Arthur Schnitzler ist einer
jener Stirncken= und Kaffeehausliteraten, wie sie derzeit
soweit
in Wien zu Dutzenden als „Deutsche Dichter“ herum¬
Form
laufen. Er fühlt sich als Apostel und ist, wohl von
Geburt aus, ein Duellgegner. Der Beifall war bei der
Erstaufführung, wie bei jedem sogenannten Tendenzstück,
getheilt. Ungetheilt war der Beifall der schauspielerischen
Leistungen, insbesondere jener der Herren Klein,
Reusch, Korff und Tewile. Ueber die Damen
wollen wir schweigen.
f. m.
Concerte. Unter den Concertgebern der letzten Tage
sehen in erster Linie die zwei Klavierherren Eugen
lbert und Emil Sauer. In virtuoser, oft ver¬
der Technik, geistvoller Auffassung und eminente¬
be¬
sein
Wo
Con
in W.
welch
nun
18
Conce
von
opern