8.
re
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teter,
unmündige Kind.
trante Frau zu erhalten hat und nun vor der Gefahr steht, mit
Har
seiner Familie delogirt zu werden, bittet edle Wohlthäter, ihm in
seiner bedrängten Lage beizustehen. Allfällige Beiträge sind an
gehaut haben. Paul hätte geblutet, aber die Sache
wäre nicht um Vieles anders. Das Weitere findet
Paul absurd. Er hat seinen Gegner bestraft und ist nun
fertig mit ihm, vollständig. „Nicht daß er die Ohrfeige be¬
kommen hat, macht ihn ehrlos, sondern daß er sie verdient
hat," sagt er. Damit ist der Kern der Sache getroffen, denn
für gewöhnlich erhalten nur diejenigen Leute im Leben Maul¬
schellen, die sich einer solchen Behandlung würdig gezeigt
haben. Nun aber sagt man ihm, daß er fliehen solle, und da
Ha¬
begeht Paul eine Inconsequenz. Wäre er der Träger einer
Tendenz, dann müßte er diesen Rath befolgen. Paul ist jedoch
ein Mensch, und so ist sein Verhalten vielleicht unklug,
vielleicht falsch, aber es ist tief im menschlichen Wesen be¬
gründet. Seiner innersten Natur widerstrebt diese Flucht, als
etwas Schimpfliches. Er hat dem Mann, den er verachtet,
die Genugthuung verweigert; nun will er um keinen Preis
davonlaufen, will sich und seine Verachtung durchsetzen.
Besonders frisch wirkten die Scenen aus dem
Theaterleben. Die fröhliche Verkommenheit, in der man
achtlos untergeht, der eifersüchtige, durch seine Stellung,
et
seine Armuth gedemüthigte Komiker, der kupplerische
sich
noch
Schmierendirector, der albern eitle Liebhaber sind Gestalten,
von denen wir lange Kenntniß haben, die aber bisher
Niemand so rücksichtslos und so wahr auf die Bühne brachte.
Arthur Schnitzler hat mit diesem Schauspiel den Umkreis seines oh
Könnens bedeutend erweitert und eine Wirkungskraft anderer
Art erreicht, als er in der „Liebelei" geübt. Der Erfolg war
laut und herzlich. Das Publicum, durch die spannenden Vor¬
gänge erregt, schien zu demonstrativer Parteinahme geneigt,
aber die vornehme Objectivität des Stückes hielt das
tendenziöse Für und Wider in Schranken.
Das Carl-Theater hatte sich mit der Inscenirung außer¬
ordentlich bemüht. Leider besitzt es doch kein hinlänglich
completes Personal, um alle Rollen gut zu besetzen. Allein
Herr Reusch als Karinski stellte eine lebendige Figur auf Bal
die Beine. Wenn ihn das Carl-Theater nicht so dringend
brauchte, möchte man ihn für's Burgtheater wünschen. Auch
Herr Klein hatte einen starken und verdienten Erfolg.
138
Könnte er besser charakterisiren, dann wären seine großen
dah
und reichen Fähigkeiten noch einmal so viel werth. Herr
wor
Korff spielte das Gigerl sehr lustig, und Herr Tewele
war als Director zwar wieder nur Herr Tewele, aber weniger
aufdringlich als sonst. Den Komiker gab Herr Czasta mit
die
guter Zeichnung, nur war er mehr brutal, als eifersüchtig.
The
Fräulein Sangora als Anna Riedel fand an den ent¬
vel
scheidenden Stellen eine wirkungsvolle Ausdrucksweise, und
Fräulein Glümer gab die liederliche Soubrette discret
und mit feinem Humor.
f. S.
Wi
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teter,
unmündige Kind.
trante Frau zu erhalten hat und nun vor der Gefahr steht, mit
Har
seiner Familie delogirt zu werden, bittet edle Wohlthäter, ihm in
seiner bedrängten Lage beizustehen. Allfällige Beiträge sind an
gehaut haben. Paul hätte geblutet, aber die Sache
wäre nicht um Vieles anders. Das Weitere findet
Paul absurd. Er hat seinen Gegner bestraft und ist nun
fertig mit ihm, vollständig. „Nicht daß er die Ohrfeige be¬
kommen hat, macht ihn ehrlos, sondern daß er sie verdient
hat," sagt er. Damit ist der Kern der Sache getroffen, denn
für gewöhnlich erhalten nur diejenigen Leute im Leben Maul¬
schellen, die sich einer solchen Behandlung würdig gezeigt
haben. Nun aber sagt man ihm, daß er fliehen solle, und da
Ha¬
begeht Paul eine Inconsequenz. Wäre er der Träger einer
Tendenz, dann müßte er diesen Rath befolgen. Paul ist jedoch
ein Mensch, und so ist sein Verhalten vielleicht unklug,
vielleicht falsch, aber es ist tief im menschlichen Wesen be¬
gründet. Seiner innersten Natur widerstrebt diese Flucht, als
etwas Schimpfliches. Er hat dem Mann, den er verachtet,
die Genugthuung verweigert; nun will er um keinen Preis
davonlaufen, will sich und seine Verachtung durchsetzen.
Besonders frisch wirkten die Scenen aus dem
Theaterleben. Die fröhliche Verkommenheit, in der man
achtlos untergeht, der eifersüchtige, durch seine Stellung,
et
seine Armuth gedemüthigte Komiker, der kupplerische
sich
noch
Schmierendirector, der albern eitle Liebhaber sind Gestalten,
von denen wir lange Kenntniß haben, die aber bisher
Niemand so rücksichtslos und so wahr auf die Bühne brachte.
Arthur Schnitzler hat mit diesem Schauspiel den Umkreis seines oh
Könnens bedeutend erweitert und eine Wirkungskraft anderer
Art erreicht, als er in der „Liebelei" geübt. Der Erfolg war
laut und herzlich. Das Publicum, durch die spannenden Vor¬
gänge erregt, schien zu demonstrativer Parteinahme geneigt,
aber die vornehme Objectivität des Stückes hielt das
tendenziöse Für und Wider in Schranken.
Das Carl-Theater hatte sich mit der Inscenirung außer¬
ordentlich bemüht. Leider besitzt es doch kein hinlänglich
completes Personal, um alle Rollen gut zu besetzen. Allein
Herr Reusch als Karinski stellte eine lebendige Figur auf Bal
die Beine. Wenn ihn das Carl-Theater nicht so dringend
brauchte, möchte man ihn für's Burgtheater wünschen. Auch
Herr Klein hatte einen starken und verdienten Erfolg.
138
Könnte er besser charakterisiren, dann wären seine großen
dah
und reichen Fähigkeiten noch einmal so viel werth. Herr
wor
Korff spielte das Gigerl sehr lustig, und Herr Tewele
war als Director zwar wieder nur Herr Tewele, aber weniger
aufdringlich als sonst. Den Komiker gab Herr Czasta mit
die
guter Zeichnung, nur war er mehr brutal, als eifersüchtig.
The
Fräulein Sangora als Anna Riedel fand an den ent¬
vel
scheidenden Stellen eine wirkungsvolle Ausdrucksweise, und
Fräulein Glümer gab die liederliche Soubrette discret
und mit feinem Humor.
f. S.
Wi