II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 201

8.
Fr.
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sich
hinter ein noch in der Gährung befindliches Talent sich befindet. Die Stücke der
että
schwanden nach zweimaliger Aufführung.
Das Carltheater hatte mit Arthur Schnitzler's dreiactigem
chen
durch
Schauspiel „Freiwild“ eine sehr interessante Première. Das Stück hat seinerzeit
bei seiner Erstaufführung in Breslau durch die Demonstrationen, die gegen die
Uster
Tendenz desselben die dortigen Officierskreise ergriffen, Aufsehen gemacht. Es
sin.
behandelt die leider wieder so sehr actuelle Duellfrage, die, wie es scheint, trotz
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allem Fortschritt und aller Cultur nicht aus der Welt zu schaffen ist. Der in
ilern
jeder Hinsicht corrumpirte und ruinirte Lieutenant Karinsky verfolgt die junge,
trock¬
ideal angelegte Schauspielerin Riedel mit seiner nichtswürdigen „Liebe, wird
sin
von ihr zurückgewiesen und beleidigt aus Zorn ihren Freund, den reichen Maler
n, in
Rönning. Dieser schlägt ihm ins Gesicht und verweigert das sodann geforderte
Duell mit der gerechtfertigten Motivirung, daß er doch nicht dazu auf der Welt
Eine
sei, um sich möglicherweise von einem Schurken, der nur seine verdiente Züch¬
tigung empfing, niederschießen zu lassen. Karinsky lauert Rönning auf, trifft ihn
ranke
auf der Promenade, und als Rönning wieder die Satisfaction verweigert, schietzt
rin),
t ist.
er ihn nieder! Man sieht, daß der Autor tres seines guten Willens auch keine
anche
andere Lösung der Duellfrage gewußt hat, die doch im Grunde genommen sehr
einfach ist. Man weicht entweder solchen Menschenbestien, wie Karinsky eine ist,
ger¬
ganz aus, oder aber, wenn sie einen anfallen, schlägt man ihnen nicht blos ins
I. D.
mer¬
Gesicht, sondern schlägt sie einfach ganz nieder, wie man ein wildes Thier ja
ntlich
auch nicht mit menschlichen Vernunftgründen unschädlich macht, sondern todi¬
schießt. Das ist kein Mord, sondern gerechte und ganz selbstverständliche Noth¬
Tom¬
wehr, für ideale Menschen natürlich, die nicht gleich wegen eines höhnischen
oder
Blickes, mit dem irgend ein Dummkopf sie mustert, sich beleidigt fühlen. Herr
Klein stellte den idealen Helden, den der Autor sonderbarer Weise von einer
u den
viel¬
nun, Canaille vernichten läßt, mit der höchsten Lebendigkeit dar, besonders im zweiten

Deutsche Kunst= und
Act, wo er sich einigen Freunden und den militärischen Kameraden seines Feindes
gegenüber ausspricht und rechtfertigt. Auch die Scene, wie er der Schauspielerin
seine Liebe gesteht, spielte er warm und herzlich, mit Gefühlstönen, wie sie kein
Wiener Schauspieler besitzt. Die Herren Reusch (Karinsky) und Meyer¬
Eigen (Rittmeister) waren „schneidig" wie echte Preußen, obgleich ihre Uni¬
formen nicht ganz preußisch sich ausnahmen. Das Stück hat noch eine zweite
Tendenz, nämlich die Corruption in Theaterkreisen an den Pranger zu stellen,
und da gab es ganz heitere Scenen, die zu den ernsten in keinem guten Contrast
standen. Herr Tewele war ein köstlicher Schmierendirector. Das Stück fand
O. v. Kapff.
demonstrativen Beifall.
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