II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 219

8. Freiwild
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Ausschnitt
Nr.
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Deutsches Volksblatt
Ausschnitt aus:
vom 5. FEB.1998
Carl-Theater. Zum erstenmale: „Freiwild". Schau¬
spiel in drei Acten von Arthur Schnitzler. Lieutenant
Karinski (Herr Reusch) wünscht mit Anna Riedel (Fräulein
Sangora), der Naiven des Theaters eines kleinen Badeortes in
der Nähe von Wien, in dieselben Beziehungen zu treten, wie
seine Kameraden mit den übrigen weiblichen Mitgliedern der
Bühne, deren Leiter (Herr Tewele) der Ansicht huldigt, daß
bessere Cassenmagnete, wie gute schauspielerische Leistungen die
„Verhältnisse seines Künstlerinnenpersonales sind. Er wird
von der kleinen Schauspielerin, die ein anständiges
Mädchen ist, indeß verschmäht und sucht in seinem
Aerger mit einem Civilisten, Paul Rönning (Herrn
Klein), von dem er weiß, daß er sich für
Anna interessirt, Händel. Er macht eine Bemerkung, die die
weibliche Ehre der Schauspielerin verdächtigt, und wird von
Rönning deshalb mit einer Ohrfeige gezüchtigt. Seine
Kameraden verhindern ihn, den Beleidiger sofort niederzu¬
schlagen, und so sendet er ihm seine Zeugen. Rönning lehnt
als principiellen Duellgegner die Forderung ab, und weigert sich
auch, auf den ihm von den Kameraden Karinski's gemachten Vor¬
schlag eines Scheinduells einzugehen, durch welches diese hoffen,
vor der Welt die Ehre Karinski's retten zu können. Er will mit
Anna, welche durch sein Eintreten für ihre Ehre gerührt, ein¬
willigt, seine Frau zu werden, abreisen. Als er aber von an¬
deren hört, sein Bleiben könne ihm gefährlich werden, da Kaminski
ein neues Rencontre mit ihm suche, bleibt er un, be¬
gegnet dem leidenschaftlich erregten Gegner auf der Promenade.
„Dieser fordert ihn drohend auf, ihm Satisfaction zu geben. Er nclusive
10 lehnt ab und begehrt energisch von Karinski, er solle ihm nicht zahlbar
Porto.
den Weg vertreten. Als das erfolglos bleibt, will er sich mit in Voraus.
5 dem Revolver, den er zu sich gesteckt hat, freie Bahn erzwingen,
10 in demselben Augenblicke hat aber auch schon der Officier te ist das
seine Waffe gezogen und ihn mit einer wohlgezielten Kugel eht es den
Ahon durchbohrt. Das die Handlung der Novität, die bereits den der
Abon Weg über eine Reihe deutscher Bühnen nahm, ehe sie hier in
Scene ging. Der Dialog behandelt mit längst abgenützten
Phrasen die sociale Stellung der Schauspielerinnen und die
Duellfrage. Schnitzler polemisirt gegen das Duell, vermag
aber nur den Theil des Publikums für sich zu gewinnen, der
schon vor der Aufführung mit ihm eines Sinnes war. Aus den
Vorgängen dieses Stückes kann man gerade so viel Argumente für
das Duell entnehmen, wie gegen dasselbe. Das eingehend zu be¬
gründen würde uns zu weit führen und hieße auch der Novität,
in der einige thatsächlich spannenden Scenen mit vielen anderen,
in denen zum Ueberdruß leeres Stroh gedroschen wird, ab¬
wechseln, zu viel Ehre anthun. Der Hauptfehler des Stückes
liegt in der Inconsequenz der Handlungen des Helden, der,
um in der Sprache der Duellgegner zu sprechen, wohl den
„Muth" hat, ein Duell auszuschlagen, aber nicht den „Muth
findet, abzureisen, weil er nicht den Verdacht auf sich laden
will, er fliehe feige vor der ihm durch Karinski drohenden Ge¬
fahr. Der mit Schnitzler gehende Zuschauer sagt sich
natürlich: „Der Mann, der es wagt, ein Duell
auszuschlagen, muß auch den Muth haben, den Verdacht auf
sich zu nehmen, daß man glaubt, er fliehe vor den Drohungen
Karinskis." Die Darstellung der Hauptpartien war, jede für
sich betrachtet, ausgezeichnet. Der leidenschaftliche Karinski, der
Officier, der nur in den Anschauungen des Kreises lebt, in
dem er aufgewachsen ist, kann unmöglich charakteristischer,
vornehmer und wirkungsvoller gegeben werden, als dies Herrn
Reusch gelang; und auch mit Herrn Klein, dem Darstellen
des Rönning, wird der Autor sehr zufrieden sein, er ließ keinen der
ihm in den Mund gelegten Schlager gegen das Duell fallen.
Ein rührendes Bild mädchenhafter Keuschheit und Anmuth
bot Fräulein Sangora, und auch die übrigen als Militär
und Civilisten in die Duellaffaire eingreifenden Darsteller,
die Herren Korff als ein streng nach dem „Coder lebender
Gentleman und Herr Meyer=Eigen als Rittmeister
voran, traten mit ihrer ganzen Persönlichkeit wirksam für die
Ideen des Autors ein, ausgenommen Herr Blum, der als
Officier absolut unmöglich war und seine Rolle in recht schüler¬
hafter Manier herunterleierte. Famose Schauspielertypen boten
die Damen Glümer und Martin, sowie die Herren
Tewele, Worms und Ca¬
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