II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 225


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8. Freiwild
deutsch gemeinen Kriegsschaupl., genug
In dieser Versammlung,
rupeeseen.
politická jednota ve Vidni
richten vor:
Schon vor 9 Uhr Vormittags war ein starkes Auf¬
Referent Redacteur Jansa
gebot von Sicherheitswache zu Fuße und zu Pferde ausge¬
Die Schließung der Prager Universität.
des Landtagsabgeordneten Dr.
rückt und in der Umgebung der Ressource concentrirt.
meinderäthe Dr. Fochle, un
Prag, 6. Februar (Priv.=Tel. der „Extrapost"). Die
Während die Versammlungen tagten, stellten sich die Cordons
versuchte nachzuweisen, daß
auf. Am frühesten — um drei Viertel 11 Uhr war das
Regierung hat die Schließung der
czechische Beamte nicht antire
Meeting bei Kastner zu Ende. Thatsächlich zogen die Theil¬
deutschen Universität für die Dauer
Bewohner Wiens deutsche Zu¬
nehmer an demselben, zumeist deutschnationale Studenten,
des laufenden Semesters angeordnet.
ebenso wie die eindringlichen
ließ sein Problem in Stich und schrieb ein Tendenzstück
Ausführungen seines Arztes
gegen das Duell. Die Thatsache, daß er, trotzdem dieses
(Herr Martin) wirkungs¬
Feuilleton.
Thema so vielfach in allerlei Formen behandelt wurde, ob¬
Leben; er will es nicht auf
wohl der Tendenzdialog gar nichts Neues und von dem

auch die Achtung seiner ganz
Alten zumeist nur das Unrichtige bringt, einen ehrlichen Er¬
Ein moderner Lebemann.
liegt ihm nichts an ihr, er
folg zu verzeichnen hat, ist die beste Probe auf seine
Millionäre. Und dann,
dramatische Begabung. Er hat ein gutes Stück zu Stande
„Freiwild“, Schauspiel in 3 Acten, von Arthur Schnitzler
Weil er einen Ueb¬
gebracht, trotzdem er sich selbst alle Voraussetzungen für das
das ersteraal im Carltheater aufgeführt am 4. Februar 1898.
gezüchtigt hat! Diese
Gegentheil geschaffen hatte. Wir wollen dies durch die
Eine junge Schauspielerin (Frl. Singora) beginn
raum einen Beifallssturm, be¬
weitere Geschichtserzählung erhärten.
ihre Laufbahn an der Sommerbühne eines Curortes. Sie
und die Zustimmenden, vielleich
Der zäheste und verwegenste Verfolger des Freiwild,
glaubt mit der Erfüllung der künstlerischen Aufgaben ihre
hätte sein Leben nicht riskirt,
der kleinen Naiven, ist Lieutenant Karinski (Herr Reusch),
Pflicht gethan zu haben. Eine gegentheilige Anschauung
mäßiger Weil, dem Officiere
dessen impetuose Art durch die Nervosität gesteigert wird,
setzt ihr der Director auseinander, welcher — ein geriebener
und doch hätte letzterer auch de
welche sich seiner bemächtigt, als der soeben aus der Garnison
Geschäftsmann und dabei kein Kostverächter — es nicht
Schimpf keine andere Genu
angelangte Rittmeister Rohnstädt (Herr Mayer=Eigen) ihm
dulden will, daß seine junge und schöne Naive diese ihre
Allein, auch wie die Sache
schlimme Nachrichten bringt über die ihm (Karinski) drohtade
Rolle auch außerhalb der Bühne fortspielt und damit seine
Unrecht gesetzt; er selbst sprich
Cassirung wegen Schulden und Exzesses mit einem Civilisten.
beste Kundschaft, eine flotte Officiers=Gesellschaft, brüskirt,
Sache frei — und ein Theil
In dieser Laune macht er einen kühnen Reiterangriff auf
Dieser Conflict ist tiefer, als ihn die Darstellungskunst des
viele mochten sich abfällig über
die Schauspielerin, muß jedoch vor der versperrten Thüre
Frl. Sangora ahnen läßt. Die Schauspielerin will sich ihr
geäußert haben, ohne Grund;
Kehr machen. Voll Ingrimm berichtet er seiner Gesellschaft
bürgerlichen Grundsätze von Charakter und Anstand be¬
wird durch das Betragen der
den Mißerfolg. Der Maler Rönning (Herr Klein),
wahren im Kampfe mit dem ganzen Milieu, in welchem sie
(Pepi Fischer — Frl. Glüme
welcher nach überstandener schwerer Krankheit sein millionen
leben und wirken soll; gegen sie drängt die brutale Gelo¬
bar — und man kann wohl
reiches Leben jetzt aus dem Vollen genießen will, lächelt
macht des Directors, die Genußsucht und kecke Unter¬
daß Keiner aus dem Publikum
befriedigt — denn die kleine Schauspielerin ist ihm mehr
nehmungslust der Lebemänner in Uniform und Civil- und
einen kräftigen Faustschlag ins G.
geworden, als er es noch selbst ahnt. Es entsteht ein
schließlich die Lebensauffassung ihrer eigenen Collegen und
hätte. Rönning hat sich eb
erregter Wortwechsel zwischen beiden Nebenbuhlern, in dessen
Colleginnen. Sie erkennt erst jetzt, daß sie als Schau¬
moderner Lebemann Grundsätze
Verlauf Karinski für die Schauspielerin eine verächtliche
spielerin Freiwild geworden ist, daß sie mit ihren schwachen
alles Angenehme erlauben,
Redewendung gebraucht — ein Faustschlag des Malers lohnt
Kräften den Kampf aufnehmen soll gegen Jahrhunderte alte
sollen. Im großen Publikum
sie ihm. Ein Duell wird von Rönning abgelehnt; an der
Begriffe und sie ahnt es, daß sie bei dieser unmenschlichen
Erfolg haben. Allein Grundse
Festigkeit seiner Grundsätze prallen die commentmäßigen
Hetze müde werden und erliegen muß. Man sollte glauben
diese geboten hatten, seiner si
Vorstellungen des köstlich gezeichneten und vorzüglich ge¬
daß dieser Stoff auch dem unternehmendsten Autor genügen
kräftige Handbewegung gegen
spielten Gesellschaftsgigerls Poldi Grehlinger (Herr Korff),
könnte: bei Arthur Schnitzler war dies nicht der Fall; ei
Der Verlobungs-Anzeiger der „Extrapost“ befindet sich auf Seite 6 und