II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 226

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8. Freiwild
In dieser Versammlung, weiche von der „Pron este
genug
despe¬
politicka jednota ve Vidni einberufen wurde, nahm der
Schon vor 9 Uhr Vormittags war ein starkes Auf¬
lieferent Redacteur Jania Stellung gegen die Anträge
gebot von Sicherheitswache zu Fuße und zu Pferde ausge¬
Prager Universität.
des Landtagsabgeordneten Dr. Kolisko und der Ge¬
rückt und in der Umgebung der Ressource concentrirt.
meinderäthe Dr. Fachler und Weißwasser. Redner
Während die Versammlungen taaten, stellten sich die Cordons
Tel. der „Extrapost). Die
versuchte nachzuweisen, daß die Behörden in Wien ohne
auf. Am frühesten — um drei Viertel 11 Uhr war das
Schließung der
czechische Beamte nicht antiren können, da die czechischen
Meeting bei Kastner zu Ende. Thatsächlich zogen die Theil¬
ät für die Dauer
Bewohner Wiens deutsche Zuschriften nicht annehmen und
nehmer an demselben, zumeist deutschnationale Studenten,
sters angeordnet.
ebenso wie die eindringlichen und einzig vernünftigen
ließ sein Problem in Stich und schrieb ein Tendenzstück
Ausführungen seines Arztes und Freundes Dr. Wellner
gegen das Duell. Die Thatsache, daß er, trotzdem dieses
(Herr Martin) wirkungslos ab. Rönning liebt das
Thema so vielfach in allerlei Formen behandelt wurde, ob¬
ton.
Leben; er will es nicht auf's Spiel setzen, sollte es ihm
wohl der Tendenzdialog gar nichts Neues un von dem
auch die Achtung seiner ganzen Gesellschaft kosten — es
Alten zumeist nur das Unrichtige bringt, einer ehrlichen Er¬
liegt ihm nichts ihr, er braucht Niemanden, er ist
Lebemann.
folg zu verzeichnen hat, ist die beste Pebe auf seine
Millionäre. Und dann, warum soll er sich schlagen
dramatische Begabung. Er hat ein gutes Stück zu Stande
en, von Arthur Schnitzler
Weil er einen Uebelthäter gebühren
gebracht, trotzdem er sich selbst alle Voraussetzungen für der
geführt am 4. Februar 1898.
gezüchtigt hat? Diese Worte entfesseln im Zuschauer¬
Gegentheil geschaffen hatte. Wir wollen die durch die
(Frl. Singora) beginnt
raum einen Beifallssturm; beide haben gelegen, der Held
weitere Geschichtserzählung erhärten.
bühne eines Curortes. Sie
und die Zustimmenden, vielleicht beide unbewußt. Rönning
Der zäheste und verwegenste Verfolger des Freiwild,
künstlerischen Aufgaben ihre
hätte sein Leben nicht riskirt, auch wenn er ganz unrecht¬
der kleinen Naiven, ist Lieutenant Karinski (Herr Reusch,
de gegentheilige Anschauung
mäßiger Weise dem Officier eine Ohrfeige versetzt hätte
dessen impetuose Art durch die Nervosität gesteigert wird,
er, welcher — ein geriebener
und doch hätte letzterer auch dann für einen solch' schweren
welche sich seiner bemächtigt, als der soeben aus der Garnison
Kostverächter — es nicht
Schimpf keine andere Genugthuung annehmen können.
angelangte Rittmeister Rohnstädt (Herr Mayer=Eigen) ihm
und schöne Naive diese ihre
Allein, auch wie die Sache liegt, hat sich Rönning ins
schlimme Nachrichten bringt über die ihm (Karinski) drohend
je fortspielt und damit seine
Unrecht gesetzt; er selbst spricht sich als Richter in eigener
Cassirung wegen Schulden und Exzesses mit einem Civilisten.
ficiers=Gesellschaft, brüskirt,
Sache frei — und ein Theil des Publikums ebenfalls. Wie
In dieser Laune macht er einen kühnen Reiterangriff auf
an die Darstellungskunst des
viele mechten sich abfällig über einen Stand oder eine Person
die Schauspielerin, muß jedoch vor der versperrten Thüre
Schauspielerin will sich ihre
geäußert haben, ohne Grund; die Aeußerung Karinskes jedoch
Kehrt machen. Voll Ingrimm berichtet er seiner Gesellschaft
harakter und Anstand be¬
wird durch das Betragen der anderen Schauspielerinnen
den Mißerfolg. Der Maler Rönning (Herr Klein),
zen Milieu, in welchem sie
(Pepi Fischer — Frl. Glümer) in hohem Grade entschuld¬
welcher nach überstandener schwerer Krankheit sein millionen¬
e drängt die brutale Geld¬
bar — und man kann wohl ohne Widerspruch behaupten,
reiches Leben jetzt aus dem Vollen genießt will, lächelt
nußsucht und kecke Unter¬
daß Keiner aus dem Publikum als gerechtfertigte Belehrung
befriedigt — denn die kleine Schauspielerin ist ihm mehr
in Uniform und Civil- und
einen kräftigen Faustschlag ins Gesicht befriedigt hingenommen
geworden, als er es noch selbst ahnt. Es entsteht ein
ihrer eigenen Collegen und
hätte. Rönning hat sich eben als Genußmensch und
erregter Wortwechsel zwischen beiden Nebenbuhlern, in dessen
jetzt, daß sie als Schau¬
moderner Lebemann Grundsätze zurecht gezimmert, welche ihm
Verlauf Karinski für die Schauspielerin eine verächtlich
daß sie mit ihren schwachen
alles Angenehme erlauben, alles Unangenehm verbieten
Redewendung gebraucht — ein Faustschlag des Malers lohnt
soll gegen Jahrhunderte alt¬
sollen. Im großen Publikum mußte er damit entschieden
sie ihm. Ein Duell wird von Rönning abgelehnt; an der
sie bei dieser unmenschlichen
Erfolg haben. Allein Grundsätze verpflichten: nachdem ihm
Festigkeit seiner Grundsätze prallen die commentmäßigen
muß. Man sollte glauben,
diese geboten hatten, seiner sittlichen Empörung durch eine
Vorstellungen des köstlich gezeichneten und vorzüglich ge¬
nehmendsten Autor genügen
kräftige Handbewegung gegen das Gesicht eines Officiers
spielten Gesellschaftsgigers Poldi Grehlinger (Herr Korf),
war dies nicht der Fall er
Verlobungs-Anzeiger der „Extrapost“ befindet sich auf Seite 6 und 7.