II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 230

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8. Freiwild
a. t.
gelang.
(Carltheater.) Vorgestern spielte dieses Theater zum
erstenmale Arthur Schnitzler's Duelldrama „Freiwild", dessen
Handlung und Thema schon durch den Berliner, dann durch
den Münchener Erfolg in Wien bekannt und viel erörtert
wurden. Es hat auch hier seine starke Wirkung gehabt. Man
nennt dieses Stück ein „Tendenz“=stück, ich kenne keines,
das so viel Muth, innere Logik und objective Gerechtigkeit
hätte. Und dann doch auch wieder keines, das so voll Geist
und seelischem Leben wäre; ruhig könnte man jede Meinung
von ihm ablösen und es bliebe doch ein gutes, schönes Drama.
Nicht viele deutsche Dramatiker gibt es, die ihre Milieus
so sicher und tief beherrschen, die einen geist rühendem
Dialog so viel von der Wärme des wirklichen Gesprächs
schenken, ihren Figuren eine so glückliche Mischung von ty¬
pischer Möglichkeit und individueller Selbstständigkeit geben
können. Warum bei allen diesen hohen Vorzügen doch eine
Mißstimmig übrig bleibt und man Heimweh bekommt nach
der andern, nach der wirklichen Dichterphysignomie Schnitzler's
soll hier demnächst ausführlicher besprochen werden. Für
heute sei nur die Darstellung noch erwähnt, die in den
großen Rollen ausgezeichnet war. In erster Linie Klein,
mit dem Paul Rönning bewies, daß wir in Wien endlich
einen psychologischen Sprecher haben, Reusch, der voll Mark
und verhaltener Kraft, mehr die brutale Kraftnatur als den
Exaltado gab und Korff, vielleicht ein bischen zu geckenhaft,
doch voll Witz und charakteristischer Wirkung. Herr Martin
fand eine glückliche Figur in Aussehen und Geberden, die
Herren Tewele Natzler. Czasta, sowie Frl. Glümer
pointirten geschickt, worauf es in diesem Stücke der glänzen¬
a. k.
den Worte nicht am wenigsten ankam.
der
Teleton 1891.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
dungen
Nr. 24
OBSERVER
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
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Ausschnitt ans... and
later
von
Arthur Schnitzler dreiactiges Schauspiel
„Freiwild", welches Freitag im Carltheater zum
erstenmale gegeben wurde, ist schon auf mehreren
Bühnen aufgeführt worden und hat überall
Sensation erregt. In Wien sollen ihm Censur¬
Bedenken im Wege gestanden sein und so kommen
wir diesmal erst hinter — Gmunden, wo das
Stück im vergangenen Sommer sehr gefallen hat.
Schnitzler ist einer der talentvollsten Dramatiker
unserer Tage. Er greift seine Stoffe aus dem
vollen Leben, berechnet die Situationen auf starke
Wirkung und greift nicht daneben, weil er ein
scharfer Beobachter ist. Sein Dialog ist geistreich
und schneidig, und da er auch gute Rollen zu
schreiben versteht, so bleibt die Wirkung nicht aus.
Die Aufnahme war eine glänzende, es wurde
auf offener Scene und nach allen Actschlüssen
viel applaudirt und der Dichter oft gerufen.
Vorzüglich waren Frl. Glümer und die Herren
Reusch, Tewele und Korff; auch die Herren
Klein und Czasta waren recht gut, Frl. San¬
Für 50
gora reichte weder mit ihrer Technik, noch mit
inclusive
Porto.
ihren Mitteln aus. Frl. Pahlen, die eine vor¬
Zahlbar
treffliche Schauspielerin ist, wäre hier besser am
im Voraus.
50
Platze gewesen. Ungenügend war Herr Meyer¬
1000
Im (Eigen; der Mann hätte in der Provinz bleiben sitte ist das
steht es den
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