II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 231

8. Freiwild
box 14/3
Telefon 1939.
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OBSERVER
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Ausschnitt aus
Cedeute
vom
494
Kunst und Wissenschaft.
Carltheater. Unter jauchzendem Jubel seiner
Stammesgenossen hat gestern Herr Arthur Schnitzler
sich auch in Wien seinen schöngelockten Kopf an einer
Thüre blutig gerannt, die ihm und seinesgleichen wohl
immer verschlossen bleiben wird. Es gibt Dinge, die
nicht gelernt und nicht begriffen werden können. Man
muß sie fühlen, mit dem sozialen Verstande von der
Straße ihnen nicht beizukommen, sonst blamirt man
sich, wenn anen mit ihnen öffentlich demonstrirt. Die
Ehrenfrage, die in der letzten Zeit in Folge der ver¬
schiedenen Zusammenstöße zwischen Militär und Zivil
wieder in den Vordergrund der öffentlichen Diskussion
getreten ist, hatte es auch Herrn Schnitzler angethan,
und so setzte er sich hin und schnitzelte sich nach seinem,
Sinne ein Opfer verworrener Begriffe über Muth und
re zurecht und jagt es nun als „Freiwild“ zur
Freude Aller, die aus natürlichen Gründen Duellgegner
sind, über die Bühnen. Es läßt sich über die Sache
reden, und es ist gut, wenn dies von Zeit zu Zeit ge¬
schieht, damit das, was einmal lebendiges Be¬
wußtsein war, nicht zur wesenlosen Formel erstarre. Nur
darf dies nicht so geschehen, wie es Schnitzler thut, sonst
spielt man die lächerliche Rolle des Blinden, der über
inclusive
Farben redet. Ein Offizier, außerdem ein vollendeter
Porto.
Kavalier, der, um seinen verzweifelnden Kameraden vor
Zahlbar
im Voraus.
100 dem Tode der Schande zu bewahren, einem Zivilisten
ein Scheinduell anbietet, eine solche Unmöglichkeit
te ist das
on konnte nur in dem Gehirn eines Schnitzler ausgebrütet
steht es den
Abonn werden. Herr Schnitzler wird gut thun, zu¬
dern.
erst einen Duellkoder nach seinen Reformideen vor¬
zulegen, denn so lange man diesen nicht kennt,
so lange ist es unmöglich, den ethischen Inhalt seines
Stückes ernst zu nehmen. Aber auch als tendenzloses
Drama wäre „Freiwild“ eine schlechte Hervorbringung.
Die wenigen Episoden aus dem Getriebe eines Sommer¬
theaters sind so dürftig an Blut und an Fleisch, daß
hier nicht einmal der Schein mehr trügt. Und die
Handlung? Sie ist Brettermathematik, kein Erlebniß,
ein Knalleffekt ohne Ursache, hergeleitet von einer bürger¬
lichen Tendenzohrfeige, die wegen einer kleinen Schau¬
spielerin einem Offizier in Anwesenheit von zwei anderen
Offizieren ohne Säbeleingriffe verabreicht
wird! Herr Reusch ließ auch diese Ohrfeige mit
Würde über sich ergehen, sein vornehmes Wesen setzte
auch als verlotterten Offizier gegen die unvornehme
Kampfesweise des Herrn Schnitzler in's Recht. Sonst
machten sich noch Herren Tewele, Natzler (in
einer belustigenden Kindes Herrn Krastel), Czasta
und Klein um die Darstellung verdient. Der unga¬
risch deutsche Dialekt des Herrn Blum nahm sich in der
bayrischen Uniform recht seltsam aus. Daß Israel
erst vergnügt war, braucht wohl nicht erst gemeldet
zu werden. Es lebe das geistige Scheinduell der Herren
Schnitzler und Konso ten
Th. A.