8.
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NOTIEN.
ihr Endstadium, Wollte der Dichter
BURGHEATER. Vorige Woche
diese Wirkung erzielen, so wäre
eröffnete ein Fräulein Giers, an¬
hiegegen nichts einzuwenden. Er
geblich vom Hoftheater in Han¬
überspringt aber willkürlich dieses
nover, ein kurzes Ehrengastspiel¬
Stadium und überanstrengt dann
als Lady Machet. Es präsentirte
die seinen Bühnengestalten inne¬
sich eine bejahrte, corpulente
wohnenden Kräfte. Sie verlieren
Dame, die offenbar vor ihrem
im Verlaufe alle menschlichen
gänzlichen Abschied von der
Triebfedern. Mängel und Vorzüge
Bühne noch den Ehrgeiz hatte,
der Schnitzler'schen Productions¬
im Burgtheater aufgetreten zu sein.
weise sind nie so deutlich wie in
Aussergewöhnliche Gründe haben
Freiwilde zu Tage getreten, wo
sich geltend gemacht, ihr diesen
die stets actuelle, aber rein äusser-
Wunsch zu erfüllen. Wir nehmen gast¬
liche Frage, die des Duells, be¬
freundlicherweise an, dass Fräulein
handelt wird. Mit modern künstle¬
Giers mit besseren Erinnerungen
rischen Mitteln, die einem solchen
sich in die Heimat wird flüchten
Thema längst entwachsen sind, ist
können, als sie solche beim hiesigen
dieser mittelalterlichen Institution
—.—
Publicum zurücklässt.
nicht beizukommen. Je weiter die
Atavismen zurückreichen, desto
CARTHEATER. Freiwild.
mehr gehen die Werkzeuge ver¬
Schauspiel in drei Acten von
loren, sie auszurotten. Die mo¬
Arthur Schnitzler.
derne dramatische Technik hat
Es unterliegt keinem Zweifel,
sich zu sehr verinnerlicht, um
dass ein gutes Lustspiel nicht
diesen im Stofflichen gebliebenen
weniger werth ist als ein gutes
Vorwurf aus dem Derben heraus¬
Schauspiel. Zu bedauern ist somit
arbeiten zu können. Es wider¬
der unmotivirte literarische Ehrgeiz
spricht der Plötzlichkeit, mit der
eines Schriftstellers, der hinlänglich
eine Duellaffaire hereinbricht, wenn
bewiesen hat, dass er jenes schreiben
diese in dreiactiger Gemächlichkeit
könnte, doch immer wieder mit
sich abspielt; der vage Zusammen¬
falscher Tragik zu kommen. Die
hang einer solchen Affaire mit Allem,
Figuren, welche Schnitzler in seinem
was ein Mensch sonst ist und thut,
Märchen, in der Liebelei und
schliesst die moderne dramatische
jetzt in Freiwilde auf die Bühne
Behandlung aus, bei der es gerade
bringt, bleiben so lange natürlich,
auf die natürliche Entwicklung von
als man sie nicht in einen ernsten
Menschen und Dingen ankommt, die
Lebensconflict gerathen sieht. In
aber ein Duell stocken macht. Ein
einen solchen gestellt, wirken sie
organisch sich entwickelnder Zwei¬
höchstens tragikomisch. Dies ist
box 14/3
NOTIEN.
ihr Endstadium, Wollte der Dichter
BURGHEATER. Vorige Woche
diese Wirkung erzielen, so wäre
eröffnete ein Fräulein Giers, an¬
hiegegen nichts einzuwenden. Er
geblich vom Hoftheater in Han¬
überspringt aber willkürlich dieses
nover, ein kurzes Ehrengastspiel¬
Stadium und überanstrengt dann
als Lady Machet. Es präsentirte
die seinen Bühnengestalten inne¬
sich eine bejahrte, corpulente
wohnenden Kräfte. Sie verlieren
Dame, die offenbar vor ihrem
im Verlaufe alle menschlichen
gänzlichen Abschied von der
Triebfedern. Mängel und Vorzüge
Bühne noch den Ehrgeiz hatte,
der Schnitzler'schen Productions¬
im Burgtheater aufgetreten zu sein.
weise sind nie so deutlich wie in
Aussergewöhnliche Gründe haben
Freiwilde zu Tage getreten, wo
sich geltend gemacht, ihr diesen
die stets actuelle, aber rein äusser-
Wunsch zu erfüllen. Wir nehmen gast¬
liche Frage, die des Duells, be¬
freundlicherweise an, dass Fräulein
handelt wird. Mit modern künstle¬
Giers mit besseren Erinnerungen
rischen Mitteln, die einem solchen
sich in die Heimat wird flüchten
Thema längst entwachsen sind, ist
können, als sie solche beim hiesigen
dieser mittelalterlichen Institution
—.—
Publicum zurücklässt.
nicht beizukommen. Je weiter die
Atavismen zurückreichen, desto
CARTHEATER. Freiwild.
mehr gehen die Werkzeuge ver¬
Schauspiel in drei Acten von
loren, sie auszurotten. Die mo¬
Arthur Schnitzler.
derne dramatische Technik hat
Es unterliegt keinem Zweifel,
sich zu sehr verinnerlicht, um
dass ein gutes Lustspiel nicht
diesen im Stofflichen gebliebenen
weniger werth ist als ein gutes
Vorwurf aus dem Derben heraus¬
Schauspiel. Zu bedauern ist somit
arbeiten zu können. Es wider¬
der unmotivirte literarische Ehrgeiz
spricht der Plötzlichkeit, mit der
eines Schriftstellers, der hinlänglich
eine Duellaffaire hereinbricht, wenn
bewiesen hat, dass er jenes schreiben
diese in dreiactiger Gemächlichkeit
könnte, doch immer wieder mit
sich abspielt; der vage Zusammen¬
falscher Tragik zu kommen. Die
hang einer solchen Affaire mit Allem,
Figuren, welche Schnitzler in seinem
was ein Mensch sonst ist und thut,
Märchen, in der Liebelei und
schliesst die moderne dramatische
jetzt in Freiwilde auf die Bühne
Behandlung aus, bei der es gerade
bringt, bleiben so lange natürlich,
auf die natürliche Entwicklung von
als man sie nicht in einen ernsten
Menschen und Dingen ankommt, die
Lebensconflict gerathen sieht. In
aber ein Duell stocken macht. Ein
einen solchen gestellt, wirken sie
organisch sich entwickelnder Zwei¬
höchstens tragikomisch. Dies ist