8. Freiwild
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Fahrweg. Da zu beiden ein Bogen von
vorgesehen worden, so ergiebt sich zusammen eine Breite zwischen den
Feuilleton.
Das Schiller-Theater hat gestern Arthur Schnitzler
dreiaktiges Schauspiel „Freiwild in seinen Spielplan auf¬
genommen. Die Vorstellung fand starken Beifall und vermuthlich
werden dem Werk des Wiener Bühnendichters an der neuen Stätte
ebensoviele Wiederholungen beschieden sein, wie im Deutschen Theater.
Die tragische Handlung des Schauspiels bewegt sich bekanntlich ein
die Frage: Jst der Vertheidiger eines jungen Mädchens, der die
seiner Freundin zugefügte Beschimpfung durch einer Faustschlag be=
straft, gezwungen, dem Gezüchtigten Satisfaktion durch einen Zweikampf
zu geben oder hat der Beleidigte, falls sein Gegner sich weigert, das
Recht, diesen als Freiwild zu betrachten und ohne weiteres nieder¬
zuschießen? Wer nicht durch Standesvorurtheile verblendet ist, wird
sicher auf die Seite des Duellverweigerers treten, und den über¬
lichen, eiteln und verleumderischen Oberleutnant Kariuski verurtheilen.
Mit dem tragischen Konflikt hat Schnitzler hier eine satirische Schilde¬
rung der Schauspieler-Mière verbunden, welche vorzugsweise der
Exposition zu Statten kommt.
Die Darstellung brachte manches Gute. Neben dem flotten Zu¬
sammenspiel sind die Leistungen der Herren Kaiser und Patry be¬
sonders zu rühmen, welche zwei Typen des österreichischen Offiziers¬
korps mit aller Schärfe und Lebenswahrheit herausstellten. Schade,
daß Herr Gregori als Karinski allzusehr den Bösewicht und zu
wenig den übermüthigen, leichtfertigen Lebemann betonte. Für die
sympathische Rolle des Malers Rönning setzte Herr Päschke viel
Eifer, Wärme und ansprechende Mittel ein, während Frl. Wulf als
Anna Riedel zwar bemüht war, sich natürlich und einfach zu geben,
aber doch nicht recht den Ton traf für die naive mit der traurigen
Lebenslage. Für die humoristische Zeichnung der Schmiere thaten
Frl. Ernst, sowie die Herren Schmasow, Palegg und Zollin
ihr Bestes.
R. E.
Der Philharmonische Chor (Direktor: Professor Siegfried
Ochs) brachte in seinem gestrigen zweiten Konzert dieses Winters
den „Christus" von Franz Liszt zur Aufführung. Das
Oratorium ist nach Texien aus der heiligen Schrift und der
katholischen Liturgie verfaßt. Es erforderes als Mitwirkende: Frau
Emilie Herzog, kgl. Kammeringerin: Frau Marie
Blanck=Peters
Fräulein Charlotte
Huhu, kgl.
sächs. Hofopernsängerin, und die Herren Carl Dierich,
stin
resu
blo¬
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Fahrweg. Da zu beiden ein Bogen von
vorgesehen worden, so ergiebt sich zusammen eine Breite zwischen den
Feuilleton.
Das Schiller-Theater hat gestern Arthur Schnitzler
dreiaktiges Schauspiel „Freiwild in seinen Spielplan auf¬
genommen. Die Vorstellung fand starken Beifall und vermuthlich
werden dem Werk des Wiener Bühnendichters an der neuen Stätte
ebensoviele Wiederholungen beschieden sein, wie im Deutschen Theater.
Die tragische Handlung des Schauspiels bewegt sich bekanntlich ein
die Frage: Jst der Vertheidiger eines jungen Mädchens, der die
seiner Freundin zugefügte Beschimpfung durch einer Faustschlag be=
straft, gezwungen, dem Gezüchtigten Satisfaktion durch einen Zweikampf
zu geben oder hat der Beleidigte, falls sein Gegner sich weigert, das
Recht, diesen als Freiwild zu betrachten und ohne weiteres nieder¬
zuschießen? Wer nicht durch Standesvorurtheile verblendet ist, wird
sicher auf die Seite des Duellverweigerers treten, und den über¬
lichen, eiteln und verleumderischen Oberleutnant Kariuski verurtheilen.
Mit dem tragischen Konflikt hat Schnitzler hier eine satirische Schilde¬
rung der Schauspieler-Mière verbunden, welche vorzugsweise der
Exposition zu Statten kommt.
Die Darstellung brachte manches Gute. Neben dem flotten Zu¬
sammenspiel sind die Leistungen der Herren Kaiser und Patry be¬
sonders zu rühmen, welche zwei Typen des österreichischen Offiziers¬
korps mit aller Schärfe und Lebenswahrheit herausstellten. Schade,
daß Herr Gregori als Karinski allzusehr den Bösewicht und zu
wenig den übermüthigen, leichtfertigen Lebemann betonte. Für die
sympathische Rolle des Malers Rönning setzte Herr Päschke viel
Eifer, Wärme und ansprechende Mittel ein, während Frl. Wulf als
Anna Riedel zwar bemüht war, sich natürlich und einfach zu geben,
aber doch nicht recht den Ton traf für die naive mit der traurigen
Lebenslage. Für die humoristische Zeichnung der Schmiere thaten
Frl. Ernst, sowie die Herren Schmasow, Palegg und Zollin
ihr Bestes.
R. E.
Der Philharmonische Chor (Direktor: Professor Siegfried
Ochs) brachte in seinem gestrigen zweiten Konzert dieses Winters
den „Christus" von Franz Liszt zur Aufführung. Das
Oratorium ist nach Texien aus der heiligen Schrift und der
katholischen Liturgie verfaßt. Es erforderes als Mitwirkende: Frau
Emilie Herzog, kgl. Kammeringerin: Frau Marie
Blanck=Peters
Fräulein Charlotte
Huhu, kgl.
sächs. Hofopernsängerin, und die Herren Carl Dierich,
stin
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