II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 295

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8. Fre
wil-
Dr. Max Goldschmidt
* * * Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.

Ausschnitt aus
Frankfurter Zeitung
.
Pantschreibt uns aus Nürnberg vom
7. ds.: Im Inten Theater lernte man gestern Arthur
Schnitzler 3 Antiduell=Drama „Freiwild kennen. Die
überaus freundliche Aufnahme lieferte den Beweis, wie sehr ein
aktueller Stoff das Publikum verführt, sich über die Dürftigkeit
der Handlung, die Schwäche des Aufbaus und Verzeichnungen im
Episodischen hinwegzusetzen. Die Direktion des Theaters
an der Wien in Wien schreibt zwei Preise von 3000 und 2000
Kronen für Operettenlibretti aus. Zugelassen werden
nur dreiaktige und Operetten in zwei Akten und einem
Vorspiel, die noch an keinem Theater eingereicht worden
sind. Die Stücke sind bis zum 1. September einzureichen,
die Preisverteilung erfolgt am 1. Januar.
sandt.

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I. österr. behördl. konz. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg,
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
oli Morgen:
Ausschnitt aus:
po-
vom 16.9.1997
Theater und Kunst
(Stadttheater) Mit dem neuen Schauspiel
„Freiwild“ hat Artur Schnitzler mit kecken
Griff einige tiefbewegende Fragen angeschnitten, die
des allgemeinsten Interesses sicher, durch interessante
Führung des Dialogs vom Anfang bis zum Schlusse
gefangennehmen. Die Intimitäten des Theaterlebens,
das Los der weiblichen Kräfte an kleinen Bühnen mit
noch kleineren Gagen, die tief wurzelnden Anschauun¬
gen in Bezug auf Ehre im Offizierskorps geben eine
Reihe dankbarer Motive. Aus naheliegenden Gründen
spielen die handelnden Offiziere in frem 1 Uniformen.
Der erste Akt ist am besten ausgefallen. Die Exposi¬
tion ist frisch und verspricht eigentlich mehr, als die
beiden übrigen Akte halten. Während im ersten das
Theater=Freiwild ausgedehnte Beleuchtung findet und
wir mit den Geschäftsprinzipien des Schmierendirektors
Bekanntschaft machen, der dem anständigen Teil seiner
weiblichen Kräfte mangelnden Korpsgeist vorwirft, ist
der zweite Akt mit Anti=Duell=Liga=Sentenzen ausge¬
füllt und der dritte Akt bringt schließlich den voraus¬
zusehenden Knalleffekt. Die Handlung ist etwas brüchig
und setzt sich das Stück hauptsächlich aus geschickt an¬
einandergereihten Szenen zusammen. Die Darstellung
hielt sich recht verdienstlich. Frl. Sikora spielte mit
gewohnter Meisterschaft und machte aus der eigent¬
lich nicht bedeutenden Rolle, was eben zu machen war.
An Herrn Wirth, der den Paul Röming mit kraft¬
voller Männlichkeit gab, hatte sie einen guten Partner.
Frl. v. Küstenfeld ist ein geborenes Theaterblut.
Nach der Eucharis diese Pepi Fischer, voll Chik,
Grazie und auf den Lokalton gestimmt, alle Achtung
Dem Neurastheniker Karinski lieh Herr Gerhard die
entsprechenden Allüren und wirkte durchaus glaub¬
haft. Herr Schroth war als Oberleutnant Rohnstedt
vielleicht um eine Nuance zu viel Biedermeier. Herr
Hauser als Poldi Grehlinger hatte mit seinem Koder
alle Lacher auf seiner Seite. Den geschäftskundigen
Theaterdirektor stattete Herr Jules mit einer Reihe
seiner Pointen aus. In den kleineren Rollen halfen
tüchtig mit zum Gelingen die Herren Schön,
Beraun, Haid, Groß, Bovacz und Moro¬
kutti. Die Novität fand seitens des gut besuchten
Hauses die wärmste Aufnahme.
Th.