8. F.
box 14/4
wild
le dringendsten Angelrechtes Bündnis, wir sind dazu bereit; wenn aber Parteizunangen raum so bald durchdringen wird.
Betreffs der kommenden Reichsratstagung bemerkte
ragen zur Sprache zu Ungarn die Kosten der politischen und wirtschaft
der Redner, daß der deutschen Obstruktion im
lichen Einheit uns allein zuwälzen will, dann müssen
des Absatzes unga¬
upationsgebiete durch wir auch den Mut haben, die reinliche Schei= böhmischen Landtage die tschechische im Reichsrate
folgen werde. Die Regierung werde dann wieder
ferner betreffend die dung zu wollen und durchzuführen. Wenn
Heereslieferungen wir Deutsche die ungarische Staatsidee als voll¬ den § 14 in Tätigkeit setzen. Mit der Losung: „Weg
darüber, daß er bei zogene Tatsache hinnehmen, dann wird es uns nicht mit dem Parlament!" könne er sich trotz der trost¬
Dichter rust nicht: „Seht, so sind sie — Er sagt dient schon ein bischen gesunden Zorn. Immer noch
ist es „kurios, daß diese Offiziere mit ihrer
nur: „So ist er!“ Die „Tendenz" oder die Wahr
ter.
wienerischen und polnischen Mundart, mit ihrem
heit des späteren „Leutnant Gustl“, die dem k. u. k
in drei Akten
Erstaufführung am Reserveleutnant Arthur Schnitzler das goldene ganzen österreichischen Typ, der Karinski=Ohrfeige
Porteepee gekostet hat, ist in „Freiwild“ nicht ein wegen in eine Phantasie=Uniform gesteckt werden
1904.
gentlich schon ein ehr¬ mal im Keime vorhanden. Hier haben wir nur die mußten, und daß beispielsweise aus dem Satze der
nan sagen, wenn der Privataffäre des Herrn Karinski, und was an Schauspielerin Anna Riedel: „Wenn der künstlerische
un oder zehn Jahre Herrn Karinski typisch ist, fällt ebensowenig einem Ernst darin bestehen soll, daß man bis in die Nacht
der nächste Schnitzler ganzen Stande zur Last, wie etwa ein Defraudant hinein mit Offizieren champagnisiert"
Mücken im Schwarm dem Stande der Kassiere. Wir sehen neben dem Worte: „mit Offizieren" gestrichen wurden. Ist das
eine Lenur-Sensation herabgekommenen Säbelraßler sogar einige recht nicht komisch
Der Oberleutnant Karinski wird in dem Kaffee¬
förderlich. Außerdem sympathische Offiziere in dem Stücke, und dem
hause des Badeortes von dem Maler Paul Rönning
in wirksames Theater militärischen Ehrenrate macht es ja Ehre, das
Karinski schon vor dieser Affäre vor der Quittie in dem Augenblicke öffentlich geohrfeigt, als er die
Schauspielerin Fräulein Anna Riedel roh ver¬
sehenswürdigen Aufrung steht. Trotzdem wurde „Freiwild“ in Wien
gierige zuzuführen, ein nach wenigen Aufführungen, einem sehr hohen leumdet und beschimpft. Anna Riedel, ein gut er
zogenes Mädchen aus anständiger Familie, ist aus
Zensur! Ich bin nicht Wunsche gemäß, abgesetzt und in Graz Jahre lang
beer der Weltweisheit zur Aufführung nicht zugelassen. Warum? Weil Liebe zur Kunst und, um ihr Brot zu erwerben,
sie „Freiwild endlich offenbar ein schlechter Kerl, solange er den Offi=Schauspielerin geworden. In ihrem ersten Engage¬
Wenn man ein Verbot ziersrock trägt, für den Zensor kein schlechter Kerl ment an dem Sommertheater des kleinen Badeorte¬
ösewicht veränderte, so sein durfte. Ich bin überzeugt, daß der brave sammelt sie in Fülle jene häßlichen Erfahrungen
eines Geisteszustandes, Offizier im Zuschauerraume die Ohrfeige des Herrn die gutgearteten Mädchen beim Theater niemals
lich nichts zu tun hat. Karinski mit seinem ehrlichen Gefühle ratifiziert ganz erspart bleiben. Man soll nicht verallgemeinern
Bekenntnis ist aber und es als einen ungeschickten Liebesdienst und pauschalieren. So unsauber wie an dem
Fischer Gegensatz zur empfindet, wenn die Behörde die Karinskis schützt. „Kunstinstitute des Herrn Direktors Schneider
wäre ein österreichisches Für uns Sterbliche zweiter Ordnung ist aber eine geht es selten zu. Die soziale und sittliche Stellung
Kuriose in Österreich standesamtliche Zensur überhaupt eine empörende des Schauspielerstandes hat sich gehoben, und es
erfolgte aus keinem Sache. Und wir wissen auch: der Geschlagene hätte gibt viele Bühnen — wir brauchen hier nicht in die
jedem anderen Stande angehören mögen, so Ferne schweifen —, an denen der Skandal nicht ge¬
ein Offizier auf den
erhält nicht etwa eine hätte kein Zensor an der Ohrfeige Ärgernis ge¬ duldet, geschweige denn geschäftlich gepflegt wird.
erlumpte Oberleutnant nommen — Nun ist „Freiwild" freigegeben Der spießbürgerliche Philister jedoch ist stets ge¬
Hönliche, wohlverdiente worden, aber die Geschichte des Schauspieles, das neigt, sich den Theaterteufel in der Sünden Blüt¬
ge Verleumdung. Der längst über die reichsdeutschen Bühnen ging, ver. vorzustellen. Der Spießer — mitunter ist er ganz
box 14/4
wild
le dringendsten Angelrechtes Bündnis, wir sind dazu bereit; wenn aber Parteizunangen raum so bald durchdringen wird.
Betreffs der kommenden Reichsratstagung bemerkte
ragen zur Sprache zu Ungarn die Kosten der politischen und wirtschaft
der Redner, daß der deutschen Obstruktion im
lichen Einheit uns allein zuwälzen will, dann müssen
des Absatzes unga¬
upationsgebiete durch wir auch den Mut haben, die reinliche Schei= böhmischen Landtage die tschechische im Reichsrate
folgen werde. Die Regierung werde dann wieder
ferner betreffend die dung zu wollen und durchzuführen. Wenn
Heereslieferungen wir Deutsche die ungarische Staatsidee als voll¬ den § 14 in Tätigkeit setzen. Mit der Losung: „Weg
darüber, daß er bei zogene Tatsache hinnehmen, dann wird es uns nicht mit dem Parlament!" könne er sich trotz der trost¬
Dichter rust nicht: „Seht, so sind sie — Er sagt dient schon ein bischen gesunden Zorn. Immer noch
ist es „kurios, daß diese Offiziere mit ihrer
nur: „So ist er!“ Die „Tendenz" oder die Wahr
ter.
wienerischen und polnischen Mundart, mit ihrem
heit des späteren „Leutnant Gustl“, die dem k. u. k
in drei Akten
Erstaufführung am Reserveleutnant Arthur Schnitzler das goldene ganzen österreichischen Typ, der Karinski=Ohrfeige
Porteepee gekostet hat, ist in „Freiwild“ nicht ein wegen in eine Phantasie=Uniform gesteckt werden
1904.
gentlich schon ein ehr¬ mal im Keime vorhanden. Hier haben wir nur die mußten, und daß beispielsweise aus dem Satze der
nan sagen, wenn der Privataffäre des Herrn Karinski, und was an Schauspielerin Anna Riedel: „Wenn der künstlerische
un oder zehn Jahre Herrn Karinski typisch ist, fällt ebensowenig einem Ernst darin bestehen soll, daß man bis in die Nacht
der nächste Schnitzler ganzen Stande zur Last, wie etwa ein Defraudant hinein mit Offizieren champagnisiert"
Mücken im Schwarm dem Stande der Kassiere. Wir sehen neben dem Worte: „mit Offizieren" gestrichen wurden. Ist das
eine Lenur-Sensation herabgekommenen Säbelraßler sogar einige recht nicht komisch
Der Oberleutnant Karinski wird in dem Kaffee¬
förderlich. Außerdem sympathische Offiziere in dem Stücke, und dem
hause des Badeortes von dem Maler Paul Rönning
in wirksames Theater militärischen Ehrenrate macht es ja Ehre, das
Karinski schon vor dieser Affäre vor der Quittie in dem Augenblicke öffentlich geohrfeigt, als er die
Schauspielerin Fräulein Anna Riedel roh ver¬
sehenswürdigen Aufrung steht. Trotzdem wurde „Freiwild“ in Wien
gierige zuzuführen, ein nach wenigen Aufführungen, einem sehr hohen leumdet und beschimpft. Anna Riedel, ein gut er
zogenes Mädchen aus anständiger Familie, ist aus
Zensur! Ich bin nicht Wunsche gemäß, abgesetzt und in Graz Jahre lang
beer der Weltweisheit zur Aufführung nicht zugelassen. Warum? Weil Liebe zur Kunst und, um ihr Brot zu erwerben,
sie „Freiwild endlich offenbar ein schlechter Kerl, solange er den Offi=Schauspielerin geworden. In ihrem ersten Engage¬
Wenn man ein Verbot ziersrock trägt, für den Zensor kein schlechter Kerl ment an dem Sommertheater des kleinen Badeorte¬
ösewicht veränderte, so sein durfte. Ich bin überzeugt, daß der brave sammelt sie in Fülle jene häßlichen Erfahrungen
eines Geisteszustandes, Offizier im Zuschauerraume die Ohrfeige des Herrn die gutgearteten Mädchen beim Theater niemals
lich nichts zu tun hat. Karinski mit seinem ehrlichen Gefühle ratifiziert ganz erspart bleiben. Man soll nicht verallgemeinern
Bekenntnis ist aber und es als einen ungeschickten Liebesdienst und pauschalieren. So unsauber wie an dem
Fischer Gegensatz zur empfindet, wenn die Behörde die Karinskis schützt. „Kunstinstitute des Herrn Direktors Schneider
wäre ein österreichisches Für uns Sterbliche zweiter Ordnung ist aber eine geht es selten zu. Die soziale und sittliche Stellung
Kuriose in Österreich standesamtliche Zensur überhaupt eine empörende des Schauspielerstandes hat sich gehoben, und es
erfolgte aus keinem Sache. Und wir wissen auch: der Geschlagene hätte gibt viele Bühnen — wir brauchen hier nicht in die
jedem anderen Stande angehören mögen, so Ferne schweifen —, an denen der Skandal nicht ge¬
ein Offizier auf den
erhält nicht etwa eine hätte kein Zensor an der Ohrfeige Ärgernis ge¬ duldet, geschweige denn geschäftlich gepflegt wird.
erlumpte Oberleutnant nommen — Nun ist „Freiwild" freigegeben Der spießbürgerliche Philister jedoch ist stets ge¬
Hönliche, wohlverdiente worden, aber die Geschichte des Schauspieles, das neigt, sich den Theaterteufel in der Sünden Blüt¬
ge Verleumdung. Der längst über die reichsdeutschen Bühnen ging, ver. vorzustellen. Der Spießer — mitunter ist er ganz