II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 322

box 14/4
8. Freiwild

Brechstange hat, um osterreichische Minister zu stürzen. Antwort auf seine Frage bekomme
same Finanzminister ausgeben dürfen. Wohl verstanden: Der
grotesk es klingt, Oesterreich wird dann parlamentarische
ungarische Reichstag bewilligt das ganze pragmatische Budget
wartete Erfolg seines gediegensten
Bauern, Wirthe, Fleischer, Kellner und Stiefelputzer eines
Die heutige Nummer enthält:
stört, weil der Hauptdarsteller Herr
penhotels zu Schauspielern gedrillt, welch treuer Chef und
„Unterrichts=Zeitung“: „v. Haymerle
Eifer trotz schwerer Krankheit b
nachsichtiger Freund er ihnen bis zum heutigen Tage ist, wie
ausgehalten, zusammenbrach. Un
energisch er ihre körperliche Kraft bei allem Nebendienst des
über die Organisirung des weiblichen Fach¬
Zwischenfalls hat das Deutsche The
Theaters zu verwerthen weiß, und wie das Kunstverhältniß
unterrichtes. Von —r. „Nachklänge zum
zehn Neu-Aufführungen gebracht.
dieser Bauern an die schöne Poesie der theatralischen Baga¬
zwölften internationalen Orientalisten¬
bundenzeit gemahnt. Trotzdem wirkt — von den Ausnahmen,
Vier von
ihnen war
die der komische Terofal und die herb anmuthige
dessen tiefsinnige Mischung von
Congresse.“ Von Professor J. Kirste. Mis¬
ihre Kunst
Anna Dengg zu bieten pflegen
Größe und Dürftigkeit in lebend
cellen. Seite 15 bis 17.
immer dünner, ihre Literatur immer ermüdender. Diese
zu verkörpern, der Ehrgeiz des De
Ferner:
Einsicht konnte vielleicht längst schon durch die Erinnerung an
den vielen Fahnen=, Partei- und
Die 48. Fortsetzung des Romans „Abendkinder“
Anzengruber bewirkt werden, sie kam erst heuer, unmittelbar
Literaturjahre hat es dem düster
nach dem Gastspiel des Deutschen Theaters, dessen vollwerthige volle Treue bewahrt. Trotzdem
von Baronin Frieda Bülow; Seite 14.
Darbietungen eine viel zu gefährliche Nachbarschaft für die
lichen Einflüssen des Autors
harmlos unbedeutenden Dorfschauspieler waren.
Berliner Richter den Werth
Man dankt dem Director unseres Volkstheaters die
Feuilleton.
messen, hier Anfechtung. Der le
Anregung, daß dieses für kurze Zeit den Schauplatz seiner
neunzehnten Jahrhunderts fand,
Deutsches Volkstheater.
Thätigkeit mit dem des Deutschen Theaters vertauschte.
Gewalt Schiller's ein zurückgehalt
Während die Wiener ohne ausreichendes Repertoire
(Die Schiefer. — Ein Nachwort zum Gastspiele des Deutschen Theaters.)
ständigen Meisterschaft Goethese
mit Zurücklassung ihrer bedeutendsten Schauspielkräfte, viel¬
Drei oder viermal sind jetzt die Schlierseer wieder
in den stürmisch wogenden Musik¬
leicht auch mit zu viel Selbstgenügsamkeit und Leichtmuth
gekehrt, und die Annäherung zwischen dem Wiener und dem
borener Schauspieler zur Wirkung
in die Fremde zogen, gewann das Berliner Theater seinen
bäuerlichen Theater wird immer vertrauter. Im Vorjahre
Ibsen's spricht die kluge Sicher
Erfolg durch den Ernst und die Sorgfalt, mit denen es sich
holte das Volkstheater seinen Don Carlos, der allerdings
Die Anfänge seiner Kunst, die
für Wien vorbereitete. Als gelte es, eine Niederlage abzu¬
noch immer die Schiller'sche Rhetorik bei Alexander Strakosch
Zauberwald erklingen ließen, se
studirt, aus den Reihen der Schlierseer heuer schließt sich wehren, verstärkte es sein Personal, sicherte es seinem Reper¬
welche Probleme bekannter Meist
toire die Werke junger Autoren, die man hier zu hochmüthig
verschämt hie und da ein Berufsschauspieler dem ländlichen
volle Formen brachte, seine volle
angesehen, suchte es noch zuallerletzt der Wiener Litera¬
er die Zuschauer, welche früher im
Ensemble an
keit zeigen den nämlichen Zug
tur einen Sieg zu erringen. Arthur Schnitzler,
Zitherspiel, Jodler und Schuhplattler so viel Naturlaute
Natur. Die Illusionen, der schw.
der dramatischeste in unserem literarischen Nachwuchs
hörten, entdecken, daß diese Künstler doch zu oft ihre
blendende Colorit seiner Vorgä
kom¬
sollte mit seinem „Freiwild“ zur Wirkung
sichere Dorfexistenz mit der unsicheren des Theaters ver¬
Pathos oder als Resultat der Er¬
tauschen. Es ergeht den Schlierseern wie den Bauern, die men. Dies Stück treibt keinen ermäßigen Auf¬
möchte, ist ihm fremd. Die pe¬
wand an Tendenz, es wiederholt in schärferer
zuerst unter den Inspirationen geistlicher Führer das alte
Figuren, ihre gleichmäßige Führu
moderner Charakteristik die Moral, welche Sedaine
Mirakelstück neu belebten, um dann die fromme theatralisch¬
Richtigkeit, in der sie alle Stad
in seinem berühmten Sittendrama „Le philosophe sans le
Unterhaltung zu einem erträglichen Berufe zu machen. Aeußere
dungen vor unserem Auge zurück
savoir den duellsüchtigen Officieren Ludwig's XV. vorhielt
Einflüsse verwirrten ihre ursprünglich naive Auffassung, und
den früheren dramatischen Plötzli
Die muthige und doch durchaus zulässige Art, in welcher
wo man früher einen kindlichen Kunststyl gesehen, erkannte
weichende Wendung seiner Situ¬
der junge Wiener Dramatiker für seine Ueberzeugung ein
man später nur unfertigen Dilettantismus. Kaum anders
Scherze, die zeitweilig wie eine
trat, nahm die Censur zum Anlaß, das Stück zu unter¬
erscheint heute das Darstellungsvermögen der Schlier¬
diese gesammte verblüffende V
drücken. Die Jagd auf das arme „Freiwild erfolgte aus
seer. Wir kennen nun ihre Geschichte von Anfang
kühn ausgreifenden, bald ängstlich
heimlichem Versteck. Der eine unserer Directoren verweigert
bis Ende — eine von Münchener Künstlern lebendig
doppelsinnig verwirrenden, bald
die Aufführung, weil er Officier gewesen, der andere unter¬
illustrirte Dorfgeschichte. Wir wissen, mit welchem Fleiß der
ist die Frucht eines Talentes,
Komiker Dreher, dessen Humor die Sorge deutscher brach rücksichtsvoll die Darstellungen; und nun wurde dem
Rechenexempel behandelt,
Staatsmänner und Potentaten wiederholt weggelächelt, Dichter auch während des Gastspieles der Berliner der er