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Freiwi
8.
serem K.
haben, dem Reichthum seiner Um
Man pflegt Ibsen und Wagner in Einem Athen zu
Theaternatur, welcher der Sinn für Farbe, Glanz, Pracht,
Herrscher, der wirklichen Herrscher
nennen. Zweifellos besteht eine Aehnlichkeit zwischen ihnen.
für das Ueberraschende, Packende und Verblüffende
Gefühle begegnet, das alle Mensa
Beide haben ihre Gemeinden und Jünger, die jeden Minder¬
häufig zum Leitmotive wird; Ibsen ein Maler in asch¬
nüchtern, grämlich, nur theoretisch
gläubigen für einen Barbaren halten, der ein Götterbild
grauem Ton, der seine Sprache in die Convention
thum, in seiner Lehensweise zu
Alltags herunterdrückt. Wagner führt die Mystik
nicht begreift: Beide vollzogen eine Umwandlung in der
wohnheiten der Philister neigend,
ihren mittelalterlichen Leidens= und Gemüthsaccenten
dramatischen Schule, Beide tragen den Familienzug der
die buschige Mähne, trägt in zier
Romantik, welche die widersprechendsten Kunstrichtungen
decorativen Schmuck ein, Ibsen verwerthet sie wie ein
nebelndes Narkotikon, um der Auffassungsfähigkeit seines
Orden an buntem Bändchen und
durcheinander wirft: Beide greifen zu dem Quell der
Unmuth zu den Stützen der Ge¬
Zuschauers Gewalt anzuthun; Wagner, in einer kräftigen
alten Volksmuse zurück — Wagner zu der Weisheit der
revolutionären Epoche gereift, möchte alle Künste,
germanischen Sage, Ibsen zu den Schrecken bekannter nordi¬
morsche Zerbrechlichkeit sein kriti
die Poesie, die Malerei, die Architektur der seiner
scher Balladen, deren Sünder und Helden er in moderner
enthüllte.
dienstbar machen, damit diese die Welt erfülle,
Emancipationssucht auf die Bühne führt; Beide zeigen
Von diesem Doppelzuge ist
Wort, Melodie, Sprache des Orchesters, das Bild der
den nämlichen träumerischen Hang nach dem Wunder¬
zu verspüren, sie bringen die
Scene werden im Sinne seines ruhelosen Geistes umge¬
baren, dieselbe Gabe, an den Nerven des Hörers zu
gebeugt zum Vorschein. Diese
prägt; Ibsen, aus der Enge der Studierstube hervorge¬
zerren: Beide flößen den Talenten, mit denen sie in
Ausdrucksformen, die sich so weni
gangen, durch die knorrige, kernige und trotzdem kleinliche
Wettbewerb getreten, früh ein Gefühl der Schwäche ein
unterordnen, und auch nicht in
Welt seiner Heimat in einen bestimmten Ideenkreis einge¬
Meyerbeer erkannte in Wagner den Stern der Zukunft,
Themen von der unverstandenen
schnürt, zwängt seine großen Absichten in einen kleinen
Dumas deutet in seinem letzten, der Aufführung ent¬
zwischen Alt und Jung, von
Rahmen; nicht umsonst war dieser wetterharte Vikinger
zogenen Stücke „Die Sphinx" mit einem Hinweis auf
heuchlerischen Grimmasse der Gese
zwei Jahre der Leiter eines Theaters. Charaktere, Situa¬
Ibsen an, daß ein nordischer Kraftmensch kommen werde
Bühne seit undenklichen Zeiten,
tionen, Verwicklungen, die berühmte Autoren einander
das große Welträthsel der Frau zu lösen. Wagner und
die ewige Gerechtigkeit begegnete
gegenseitig zu entlehnen pflegten, ziehen ab und zu durch
Ibsen sind philosophische Dichter, welche ihre producirende
frömmigkeit früherer Promethens¬
sein Gedächtniß, die symmetrischen Scherze des schachspiel¬
Kunst zeitweilig wie einen Nebenbetrieb einrichten.
wald Alving's reichen bis zum
artigen französischen Dramas kehren in seinen Stücken
Für den Einen schuf Schopenhauer die Parole, Nietzsche,
schen, der trotz seiner Weisheit
wieder. Rosmer und Rebekka reizt es, auf dem nämlichen
der officielle Weltweise der Modernen, die denken
Elend bestimmt ist. Macht
Weg wie Frau Rosmer in den Tod zu gehen. Wenn die
inspirirte und unterstützte den Andern. Dem Ueber¬
entspringen den oppositionellen
Gespensterstimmen in Frau Alving's Stube unheimlich
menschen des Philosophen entstammt der so weitläufig
zu lispeln beginnen, erzählt sie: „Lassen Sie mich!" hörte Dichtungen, ihrem erbarmungslos
begründete Adelsmensch auf Rosmersholm, seine aristo¬
tyrannische Oberhoheit der
ich eines Tages meine Dienstmagd rufen, die mein Ge¬
kratisch-politischen Tendenzen bestimmen Ibsen's Feind= und
individuelle Freiheit, gegen die
mal, der Kammerherr, verfolgte." — „Lassen Sie mich!"
Freundschaft für das Volk. Nietzsche erblickt, das Wesen
die eine tiefe Gefühlsgemeinsch
schreit im selben Augenblick das Stubenmädchen Regine
des Dramas „im Widerstreit der Individualitäts=Freiheit
Frau verdrängt, gegen alle B
das im Nebenzimmer den jungen Oswald abwehrt;
Apoll's und des sinnlichen Zwanges des Dionysos
und Auffassungsmumien einer
das Schicksal dieser Familie ist auf den nämlichen Mahn¬
— kein Werk Ibsen's, in dem dieser Gegensatz nicht unter
nung, welche die Freude am
ruf gestimmt. Und wieder in einem Zuge Scribe'schen
irgend einem Namen auftauchte. Nietzsche prophezeit in dem
Menschen längst nicht mehr Genü
Geistes, der starke Wirkungen durch kleine Ursachen herbei¬
bilderstürmenden Pathos des deutschen Gelehrten, daß die
dieses kühnen Prosectors der opp.
führt, zündet der in einem so armseligen Gedankenkreise
Wiedergeburt der Tragödie mit der Neubelebung des
seine Absicht, auf den Ruinen de
große Verbrecher Engstrand die ironische Feuersbrunst an,
Thyrsusstabes erfolgen werde — eine capriciöse Heldin
erstehen zu lassen, dem Leser
deren Flammenschein nicht nur das Haus Alving be¬
Ibsen's sehnt sich unaufhörlich nach dem Weinlaub des
schauer. Was Jener mühelos un
leuchtet.
Bacchus im Haare.
Die charakteristische Verschiedenheit Wagner's und Ib. Diesem verworren; über jedem
Und doch, welch weite, weite Kluft zwischen den Na¬
Schatten des zweiten Theiles von
sen's verräth sich nicht nur in ihrem inneren Wesen,
turen Wagner's und Ibsen's! Jener nach peinlichen
in der ersten Hälfte des vorig
tritt auch äußerlich hervor. Wagner erscheint immer bewegt,
Kämpfen getragen von einer glänzenden Volksthümlichkeit,
Schriftsteller begeistert für die
lebendig, übermüthig wegwerfend, voll sprudelnder Thaten¬
dieser nur von einzelnen Führern literarischer Bewegungen
Faust eintraten, pilgerte Hollei
Anerkannt; Wagner trotz seines universellen Geistes eine lust und phantastischer Ueberschwänglichkeit; in seinem Ge¬
Freiwi
8.
serem K.
haben, dem Reichthum seiner Um
Man pflegt Ibsen und Wagner in Einem Athen zu
Theaternatur, welcher der Sinn für Farbe, Glanz, Pracht,
Herrscher, der wirklichen Herrscher
nennen. Zweifellos besteht eine Aehnlichkeit zwischen ihnen.
für das Ueberraschende, Packende und Verblüffende
Gefühle begegnet, das alle Mensa
Beide haben ihre Gemeinden und Jünger, die jeden Minder¬
häufig zum Leitmotive wird; Ibsen ein Maler in asch¬
nüchtern, grämlich, nur theoretisch
gläubigen für einen Barbaren halten, der ein Götterbild
grauem Ton, der seine Sprache in die Convention
thum, in seiner Lehensweise zu
Alltags herunterdrückt. Wagner führt die Mystik
nicht begreift: Beide vollzogen eine Umwandlung in der
wohnheiten der Philister neigend,
ihren mittelalterlichen Leidens= und Gemüthsaccenten
dramatischen Schule, Beide tragen den Familienzug der
die buschige Mähne, trägt in zier
Romantik, welche die widersprechendsten Kunstrichtungen
decorativen Schmuck ein, Ibsen verwerthet sie wie ein
nebelndes Narkotikon, um der Auffassungsfähigkeit seines
Orden an buntem Bändchen und
durcheinander wirft: Beide greifen zu dem Quell der
Unmuth zu den Stützen der Ge¬
Zuschauers Gewalt anzuthun; Wagner, in einer kräftigen
alten Volksmuse zurück — Wagner zu der Weisheit der
revolutionären Epoche gereift, möchte alle Künste,
germanischen Sage, Ibsen zu den Schrecken bekannter nordi¬
morsche Zerbrechlichkeit sein kriti
die Poesie, die Malerei, die Architektur der seiner
scher Balladen, deren Sünder und Helden er in moderner
enthüllte.
dienstbar machen, damit diese die Welt erfülle,
Emancipationssucht auf die Bühne führt; Beide zeigen
Von diesem Doppelzuge ist
Wort, Melodie, Sprache des Orchesters, das Bild der
den nämlichen träumerischen Hang nach dem Wunder¬
zu verspüren, sie bringen die
Scene werden im Sinne seines ruhelosen Geistes umge¬
baren, dieselbe Gabe, an den Nerven des Hörers zu
gebeugt zum Vorschein. Diese
prägt; Ibsen, aus der Enge der Studierstube hervorge¬
zerren: Beide flößen den Talenten, mit denen sie in
Ausdrucksformen, die sich so weni
gangen, durch die knorrige, kernige und trotzdem kleinliche
Wettbewerb getreten, früh ein Gefühl der Schwäche ein
unterordnen, und auch nicht in
Welt seiner Heimat in einen bestimmten Ideenkreis einge¬
Meyerbeer erkannte in Wagner den Stern der Zukunft,
Themen von der unverstandenen
schnürt, zwängt seine großen Absichten in einen kleinen
Dumas deutet in seinem letzten, der Aufführung ent¬
zwischen Alt und Jung, von
Rahmen; nicht umsonst war dieser wetterharte Vikinger
zogenen Stücke „Die Sphinx" mit einem Hinweis auf
heuchlerischen Grimmasse der Gese
zwei Jahre der Leiter eines Theaters. Charaktere, Situa¬
Ibsen an, daß ein nordischer Kraftmensch kommen werde
Bühne seit undenklichen Zeiten,
tionen, Verwicklungen, die berühmte Autoren einander
das große Welträthsel der Frau zu lösen. Wagner und
die ewige Gerechtigkeit begegnete
gegenseitig zu entlehnen pflegten, ziehen ab und zu durch
Ibsen sind philosophische Dichter, welche ihre producirende
frömmigkeit früherer Promethens¬
sein Gedächtniß, die symmetrischen Scherze des schachspiel¬
Kunst zeitweilig wie einen Nebenbetrieb einrichten.
wald Alving's reichen bis zum
artigen französischen Dramas kehren in seinen Stücken
Für den Einen schuf Schopenhauer die Parole, Nietzsche,
schen, der trotz seiner Weisheit
wieder. Rosmer und Rebekka reizt es, auf dem nämlichen
der officielle Weltweise der Modernen, die denken
Elend bestimmt ist. Macht
Weg wie Frau Rosmer in den Tod zu gehen. Wenn die
inspirirte und unterstützte den Andern. Dem Ueber¬
entspringen den oppositionellen
Gespensterstimmen in Frau Alving's Stube unheimlich
menschen des Philosophen entstammt der so weitläufig
zu lispeln beginnen, erzählt sie: „Lassen Sie mich!" hörte Dichtungen, ihrem erbarmungslos
begründete Adelsmensch auf Rosmersholm, seine aristo¬
tyrannische Oberhoheit der
ich eines Tages meine Dienstmagd rufen, die mein Ge¬
kratisch-politischen Tendenzen bestimmen Ibsen's Feind= und
individuelle Freiheit, gegen die
mal, der Kammerherr, verfolgte." — „Lassen Sie mich!"
Freundschaft für das Volk. Nietzsche erblickt, das Wesen
die eine tiefe Gefühlsgemeinsch
schreit im selben Augenblick das Stubenmädchen Regine
des Dramas „im Widerstreit der Individualitäts=Freiheit
Frau verdrängt, gegen alle B
das im Nebenzimmer den jungen Oswald abwehrt;
Apoll's und des sinnlichen Zwanges des Dionysos
und Auffassungsmumien einer
das Schicksal dieser Familie ist auf den nämlichen Mahn¬
— kein Werk Ibsen's, in dem dieser Gegensatz nicht unter
nung, welche die Freude am
ruf gestimmt. Und wieder in einem Zuge Scribe'schen
irgend einem Namen auftauchte. Nietzsche prophezeit in dem
Menschen längst nicht mehr Genü
Geistes, der starke Wirkungen durch kleine Ursachen herbei¬
bilderstürmenden Pathos des deutschen Gelehrten, daß die
dieses kühnen Prosectors der opp.
führt, zündet der in einem so armseligen Gedankenkreise
Wiedergeburt der Tragödie mit der Neubelebung des
seine Absicht, auf den Ruinen de
große Verbrecher Engstrand die ironische Feuersbrunst an,
Thyrsusstabes erfolgen werde — eine capriciöse Heldin
erstehen zu lassen, dem Leser
deren Flammenschein nicht nur das Haus Alving be¬
Ibsen's sehnt sich unaufhörlich nach dem Weinlaub des
schauer. Was Jener mühelos un
leuchtet.
Bacchus im Haare.
Die charakteristische Verschiedenheit Wagner's und Ib. Diesem verworren; über jedem
Und doch, welch weite, weite Kluft zwischen den Na¬
Schatten des zweiten Theiles von
sen's verräth sich nicht nur in ihrem inneren Wesen,
turen Wagner's und Ibsen's! Jener nach peinlichen
in der ersten Hälfte des vorig
tritt auch äußerlich hervor. Wagner erscheint immer bewegt,
Kämpfen getragen von einer glänzenden Volksthümlichkeit,
Schriftsteller begeistert für die
lebendig, übermüthig wegwerfend, voll sprudelnder Thaten¬
dieser nur von einzelnen Führern literarischer Bewegungen
Faust eintraten, pilgerte Hollei
Anerkannt; Wagner trotz seines universellen Geistes eine lust und phantastischer Ueberschwänglichkeit; in seinem Ge¬