8.
Freiwi
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taan 14
OBSERVE
1. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin. Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg
en der Zeitung
Inter¬
Dresden
Ausschnitt aus:
vom 261895
Wiener Brief.
(Originalbericht der „Internationalen Kunst= und Theaterzeitung".)
(Schluß.)
Das Deutsche Volkstheater versuchte dieser Tage Arthur
Schnitzlers dreiaktiges Schauspiel „Freiwild", das seinerzeit
im Carltheater noch unter der Direktions Jauners zur Aufführung
gelangte, von neuem auf die Bühne zu bringen. Bekanntlich behandelt
das Stück zunächst die Duellfrage, daneben aber auch das Los der
kleinen Schauspielerin. Die Handlung spielt demgemäß in den
Kreisen der Bühnenkünstler und Theaterhabitués. — Leutnant Karinsky
ein verschuldeter und verlotterter Lebemann, geht mit seinem Kameraden
eine Champagnerwette ein, daß die kleine Naive des Badener Stadt¬
theaters, Anna Niedel, einer Einladung zum Souper Folge leisten
werde. Er verliert die Wette, denn die Naive ist sittsam, was ihn
aber weniger verdrießt, als das Verhalten des gutsituierten Rönning,
den mit Anna Riedel eine ideale Freundschaft verbindet, und der sich
über die Abfuhr, die der Leutnant erlitten, weidlich moquiert. Darauf¬
hin fordert ihn dieser. Rönning, der bisher alle gesellschaftlichen
Grundsätze getreulich eingehalten, verweigert jedoch hartnäckig jede
Satisfaktion, worauf ihn der in seiner Existenz bedrohte Leutnant
hinterrücks über den Haufen knallt. Das Stück konnte auch in seiner
neuen Inszenierung weder überzeugen, noch für sich erwärmen, wiewohl
erste Kräfte wie die Herren Kramer und Kutschera, sowie Frl. Erl
ihre Kunst daran wendeten. — Um so freundlicheren Erfolg erzielte
das Volkstheater mit dem Auftreten eines alten Künstlers der Bühne
und stets gern gesehenen Gastes; Dr. Rudolf Tyrolt. Ihm zuliebe
wurden aus dem Repertoire des Theaters einige ältere Stücke hervor¬
geholt, so das Karlweissche „Grobe Hemd, in dessen Hauptrolle der
Künstler von neuem glänzte. Dr. Tyrolt hat übrigens auch mit dem
dieser Tage in Wien weilenden Direktor des Dresdner Residenz¬
theaters, Herrn Karl Witt, eine Abmachung getroffen, danach er an¬
fangs April ein 12 Abende umfassendes Gastspiel an seiner Bühne
absolvieren wird.
Freiwi
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1. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin. Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg
en der Zeitung
Inter¬
Dresden
Ausschnitt aus:
vom 261895
Wiener Brief.
(Originalbericht der „Internationalen Kunst= und Theaterzeitung".)
(Schluß.)
Das Deutsche Volkstheater versuchte dieser Tage Arthur
Schnitzlers dreiaktiges Schauspiel „Freiwild", das seinerzeit
im Carltheater noch unter der Direktions Jauners zur Aufführung
gelangte, von neuem auf die Bühne zu bringen. Bekanntlich behandelt
das Stück zunächst die Duellfrage, daneben aber auch das Los der
kleinen Schauspielerin. Die Handlung spielt demgemäß in den
Kreisen der Bühnenkünstler und Theaterhabitués. — Leutnant Karinsky
ein verschuldeter und verlotterter Lebemann, geht mit seinem Kameraden
eine Champagnerwette ein, daß die kleine Naive des Badener Stadt¬
theaters, Anna Niedel, einer Einladung zum Souper Folge leisten
werde. Er verliert die Wette, denn die Naive ist sittsam, was ihn
aber weniger verdrießt, als das Verhalten des gutsituierten Rönning,
den mit Anna Riedel eine ideale Freundschaft verbindet, und der sich
über die Abfuhr, die der Leutnant erlitten, weidlich moquiert. Darauf¬
hin fordert ihn dieser. Rönning, der bisher alle gesellschaftlichen
Grundsätze getreulich eingehalten, verweigert jedoch hartnäckig jede
Satisfaktion, worauf ihn der in seiner Existenz bedrohte Leutnant
hinterrücks über den Haufen knallt. Das Stück konnte auch in seiner
neuen Inszenierung weder überzeugen, noch für sich erwärmen, wiewohl
erste Kräfte wie die Herren Kramer und Kutschera, sowie Frl. Erl
ihre Kunst daran wendeten. — Um so freundlicheren Erfolg erzielte
das Volkstheater mit dem Auftreten eines alten Künstlers der Bühne
und stets gern gesehenen Gastes; Dr. Rudolf Tyrolt. Ihm zuliebe
wurden aus dem Repertoire des Theaters einige ältere Stücke hervor¬
geholt, so das Karlweissche „Grobe Hemd, in dessen Hauptrolle der
Künstler von neuem glänzte. Dr. Tyrolt hat übrigens auch mit dem
dieser Tage in Wien weilenden Direktor des Dresdner Residenz¬
theaters, Herrn Karl Witt, eine Abmachung getroffen, danach er an¬
fangs April ein 12 Abende umfassendes Gastspiel an seiner Bühne
absolvieren wird.