II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 353

8.
box 14/4
reiwi
we,
Die 20. Fortsetzung des Romans „Irma" von Adolf
Alle, die das Geheimnis dieses Gebarens kannten — auch
er seinen Plan auf langen Morgen
Wilbrandt befindet sich auf Seite 19.
der Gouverneur — hatten in kurzer Zeit Reichtümer auf¬
ausgedehnten Garten, der für die
gehäuft. Lessing, der sich nie auf Gelderwerb verstand, zog
wie geschaffen war. Im Schatten
es vor, in anderer Weise sein Glück zu suchen.
Fabel seines Lustspieles lebendig
Feuilleton.
Nach den Berliner Tagen der Sorge schienen alle
mit allen Früchten einer neuen We¬
Elemente seines heiteren Wesens neu erwacht. Er zechte,
heitersten Episoden und den kräf
Soldatenstücke.
tollte, durchwachte die Nächte bald vor seinen Büchern,
Das Leben und des Dichters nach
bald bei Spielgenossen, die er in militärischen Kreisen und
(„Minna von Barnhelm", „Freiwild.)
ihre charakteristischesten Züge Der Wi¬
in der Schuchischen Theatergesellschaft reichlich fand.
Zur Feier des hundertvierzehnten Geburtstages von
im Schauspiel die nämliche Rolle,
Goethe, der etwa zwei Jahrzehnte später regelmäßig nach
nisse ihm angewiesen, ein Major v. Bi
Grillparzer, der auf der Wiener Bühne so wenig wie bei
Karlsbad kam, entsetzte die Hausbesitzer der Alten Wiese,
hafti keit sprichwörtlich ist und der de
einzelnen Preisverteilungen, die an ihn gemahnen sollten
weil er während einer harten Entsagungskur ein tolles Leben
weil er ein Meisterschütze war, wird
richtig gewürdigt wird, war jüngst im Deutschen Volks¬
führte. Keiner von ihnen wollte den Dichter des „Werther
Paul Werner, ein Oesterreicher, spät
theater eine Aufführung von „König Ottokars Glück und
ein zweitesmal bei sich aufnehmen; ähnlich war auf
preußischen Diensten, der Typus
Ende geplant. Die löbliche Absicht blieb unausgeführt
Lessing in Breslau genötigt, sein Quartier öfter, als er
militärischer Treuherzigkeit, kommt
statt der versprochenen Tragödie wurde „Minna von
wollte, zu wechseln, bis er im Regierungsgebäude dauernde
die neue Dichtung. Der wirkliche
Barnhelm" in flüchtiger Vorbereitung zur Darstellung ge
Unterkunft fand. Einer seiner Wirte, der stadtbekannte
namige Figur Lessings in den Hin
bracht. Dieses Lustspiel, durch den Wechsel rührender und
Pfefferküchler in der Schweidnitzerstraße, stellte, um Nach¬
es nicht verdient, vergessen zu wer¬
heiterer Stimmungen das Vorbild der „comédie, ist, wie
für manche Ruhestörung zu nehmen, unter Torten, Biskuits
hatte er, nach der Behauptung seiner
„Ottokars Glück und Ende ein nationales Stück. Das
Marzipanen und Leckereien das mißgestaltete Lebkuchenbild
wicklung der Weltgeschichte in der
eine wird von dem Geiste des josefinischen Oesterreich, das
eines „Nachtwächters aus, das in weißen und roten Zück
10. April 1741, in der Schlacht von
andere von dem volkstümlichen Zuge beherrscht, welcher
buchstaben den Namen Gotthold Ephraim Lessing trug.
die überlegene Waffe der Pre
die klassische Epoche der deutschen Literatur eingeleitet hat.
Aber der Titane, der in dem scharfen Tadel zeitgenössischer rasch entscheidend zeigte, als man
„Minna von Barnhelm" war das Bild einer
Mittelmäßigkeiten sich zur kritischen Größe emporschwang,
Fredrichs geriet in Schwanken,
glücklichen Zeit des Dichters. Er hatte eben die Sekretär¬
bald als Journalist, bald als Dichter die mächtigsten Ein¬
Gefahr, gefangen zu werden, er
stelle bei dem Gouverneur von Schlesien, dem General
drücke hervorgerufen hatte, konnte, wie einer unserer
walt eines österreichischen Husaren,
v. Tauentzien, angenommen, und lebte fern von den
größten Poeten meint, zeitweilig die persönliche Würde
König, folge mir!“ rief der dan
Berliner literarischen Kampfesstätten in Breslau, das, ein
wegwerfen, weil er sich zutraute, sie jeden Augen¬
seinem gefährlichen Feinde zu, der
zweites Prag, in Häusern, Plätzen und Kirchen eine
blick wieder zu finden. Sein zerstreuendes Wirtshaus, und
Schulter zu legen wagte, und wirkli
große Vergangenheit offenbarte. Dies steinerne Geschichts¬
Weltleben hinderte ihn nicht, den Geist, der sich um ihn her
Friedrichs. Werner ging ihm nach,
buch mit dem bischöflichen Viertel, dem Rathause als
überall mächtig regte, glücklich zu erfassen. Der Theater¬
militärischen Ruhmesleiter Preußen¬
Wahrzeichen der alten Stadt, dem Ring und dessen
dichter in ihm sollte sehr bald kräftig tätig sein.
andern emporzusteigen.
Nebengassen, blieb bis zum heutigen Tage vielfach unver¬
Ein Vorgang im „Gasthofe zur Gans" — derselbe
Auch Riccaut v. Martinière, in
sehrt. Ein palastartiges Haus mit breiten Fenstern
besteht heute noch — hatte sein Denken außerordentlich
ein Abbild des Parasiten der aller
und düsteren Mauern in der Junkerstraße, das jetzt noch
beschäftigt. Eine junge schöne Dame war in Gefahr ge¬
wollten, ist eine Gestalt, die der Die
unerschüttert auf seinen alten Fundamenten ruht, ist das
kommen, ihres Geliebten durch dessen übertriebene Ehr¬
zu Pyrmont sich gegenüber sah,
preußische Gouvernementsgebäude, in dem Lessing wäh¬
begriffe verlustig zu werden, sie suchte ihr Glück persön¬
für die Reden eines Industri
rend des siebenjährigen Krieges einem milden Herren¬
lich aufs neue zu erkämpfen, und ihre Absicht gelang.
Buch: „Histoire des Grecs ou de
dienste oblag. Hier dinierte er im ersten Stock täglich mit
Solche Energie, glaubte Lessing, müßte auf der fortune au jeu, dessen Verfasse
seinem Chef, hier amtierte er in einem Hofgemach, um
Bühne Wirkung üben. Eine hitzige Krankheit wirft ihn
Falschspieler enthüllen wollte, die von
die Verträge zu schließen, die bei den so häufig dekre¬
nieder, der Gedanke an das Stück, das er im Kopfe
des Betruges über Europa warfen.
tierten Münzverschlechterungen Friedrichs II. nötig waren.
trägt, erfüllt seine Fieberphantasien; genesen, überdenkt
Anschauungen Riccauts Ange Goude