II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 361

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8. Freiwild
n
Telephon 12801.
Alex. Weigls Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
R
I. österr. behördl. konz. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aberliner Börsencourier
vom
29

Aus Wien telegraphiert unser Korrespondent,
Schnitzlers „Freiwild“, welches vor fünf
Jahren im Carl-Theater ausgeführt wurde, feierte
heute in der scharf herausgearbeiteten, packenden Auf¬
führung des Volkstheaters seine Auferstehung, offen¬
har auch infolge seiner Aktualität hinsichtlich der Anti¬
duellbewegung. Die spannende Entwicklung fesselte,
während schließlich die Wirkung, je mehr das Werk
theatralisch wird, merklich nachließ. Kramer und
Kutschera zeichneten als die beiden Gegner lebensvolle
Charaktere, Frl. Er fand die innigsten Töne für die
Schauspielerin. Schnitzler wurde mit den Darstellern
einige Male gerufen.
Telephon 1149.
Schuhe
Alex. Weigls Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte

österr. behördl. konz. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, 1., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
31. Wiener Allgemeine Zeitung
vom
Theater, Kunst und Literatur.
Wien, 30. Januar.
Deutsches Volkstheater) Arthur Schnitzlers
Freiwild, von einer Aufführung, die vor acht Jahren im
Carl-Theater stattfand, in Wien bekannt, übersiedelte gestern ins
Deutsche Volkstheater und errang auch hier einen warmen Er¬
folg. In „Freiwild" läßt die Tendenz Schnitzlers starke dichte¬
rische Begabung nicht zu voller Entfaltung gelangen. Der erste
Act ist das Werk eines unbefangenen, scharf und lebendig be¬
obachtenden Dramatikers, der das allerdings sehr tiefliegende
Niveau der von ihm geschilderten Gesellschaft mit durchdringendem
Blick übersieht, Charaktere mit sicheren Strichen vor Augen zu
führen und die Reibung bis zur Entladung des Conflicts mit
unfehlbarem Theatergeschick zu steigern versteht. Auf den Fort¬
gang der Handlung senken sich die Nebel doctrinärer Absicht.
Die Hauptfiguren ergrauen und verschrumpfen in der Erörte¬
rung der Duellfrage. Die Handlung wird mit anscheinend uner¬
bittlicher Folgerichtigkeit zu Ende geführt, der Ausgang stimmt
wie das Resultat einer richtig angesetzten Gleichung. Aber wohl
Jeder hat die Empfindung, daß hier einer organischen Function
eine maschinelle unterschoben wird. Die tiefliegende Duellkrank¬
heit kann durch rationalistische Reden nicht beseitigt werden. Hier
ist mit mehr als einer Unbekannten zu rechnen. Die Aufführung
im Deutschen Volkstheater war eine durchaus befriedigende und
errang dem Stück Schnitzlers einen lebhaften Erfolg. Herr
Kutschera setzte seine männlich sympathische Art für den Anti¬
duellmann Rönning ein. Lieutenant Karinski, eine vortrefflich
beobachtete Figur, die bis zum Schlusse lebendig bleibt, wurde
von Herrn Kramer charakteristisch und temperamentvoll ge¬
geben. Herr Richter Roland als Duellgiger war sehr er¬
götzlich. Die Herren Tewele, Meixner und Czasta und
Frau Glöckner stellten das Milieu einer Sommertheater¬
schmiere mit gewohnter Geschicklichkeit her. Einen besonders sym¬
pathischen Ton von specifisch österreichischem Feinheitsgehalt schlug
G. S.
Herr Jensen als Lieutenant Rohnstedt an.