II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 364

8. Freiwild
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(Quellenangabe ohne Gewähr.
Ausschnitt aus:
Leitmeritzer Zeitung
vor:
Ein literarischer Abend im Stadtthea,
Am Samstag, dem 4. April begeht Herr Es
Hartig mit einer Aufführung von Artur
Schnitzlers „Freiwild" seinen Ehren¬
abend. Der Dichter, welcher erst kürzlich durch den
Grillparzerpreis ausgezeichnet wurde und zweifel¬
los zu den stärksten und genialsten Talenten der
Gegenwart zählt, ist leider dem großen Publikum
nur durch den — allerdings mit Unrecht
ge¬
schmähten „Reigen" bekannt. Es sei daher an
dieser Stelle ausdrücklich erklärt, daß der „Frei¬
wild-Aufführung auch junge Mädchen ohne Er¬
röten beiwohnen können. Artur Schnitzler
können wir mit Stolz zu den Unsern zählen;
seine Erstlingswerke, die ihn gleich in das vor¬
derste Treffen der begabtesten, damals neu auf¬
strebenden Schriftstellergeneration stellten, wurzeln
in Wien, seiner Heimat, und sind Prachtstücke
der Heimatskunst. Ich erwähne nur „Liebelei",
die durch ihre Schlichtheit und Innigkeit zu den
besten Werken der neuen Literatur zählt, und den
geistreichen Einakterzyklus „Anatol", welcher
den besten Arbeiten französischer Autoren gleich¬
gestellt wird. Mit „Freiwild wandte er
sich jedoch dem Problemstücke zu. Obwohl der
Oberleutnant Karinsky den Maler Rönning, der
ihm aus Ueberzeugung die ritterliche Genugtuung
verweigert, niederschießt, bleibt die aufgeworfene
Duellfrage mit einem Fragezeichen beantwortet.
Interessant sind auch die trefflich gezeichneten
Schauspieler vom Ensemble des Theaterdirektors
Schneider, eines Ehrenmannes, wie ihn die
Theaterwelt in einigen Exemplaren aufzuweisen
hat. Obwohl nun Herr Hartig, der im
Laufe der Saison oftmals Proben seines Könnens
ablegte, mit Recht auf ein volles Haus rechnen
darf, sei noch erwähnt, daß zu der Aufführung
des genannten Schauspiels auch der Autor ge¬
laden wurde, und dürfte der Abend durch das
wahrscheinliche Erscheinen Artur Schnitzlers
noch an Interesse gewinnen. In den Hauptrollen
sind Frl. Reval, sowie neben dem Benefi¬
zianten noch die Herren Keller, Serbusett,
Kraus, Weresch, Scheibner und Lo¬
renz beschäftigt, und haben diese somit noch
vor Schluß der Saison Gelegenheit, ihr Können
in einem literarischen Werke eines
sterreichischen Dichters zu zeigen.