II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 393

8.
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„A préda". (Freiwild.) Schauspiel in
Aufzügen von Arthur Schnitzler, über¬
setzt von E. Salgo. Ein altes Stück Schnitz¬
lers, aus der Zeit, da die Militärstücke auf der
Tagesordnung waren. Heute ist so das Stück
als literarisches Produkt, wie auch das darin
behandelte Problem überwunden. Schnitz¬
ler hat die breite Landstraße der schablonen¬
haften dramatischen Probleme verlassen und
wandelt einsamere, aber interessantere Wege
und Stege. Das Problem, welches das Leit¬
motiv des Werkes bildet, ist seit fünfzehn Jah¬
ren auch schon in die Rumpelkammer abgeleg¬
ter theatralischer Requisiten gelangt. Es ist
nämlich das Duell, welches zum wiederhol¬
tenmale dramatisch behandelt wird. Natür¬
lich entsteht diese sogenannte Ehrenassäre zwi¬
schen Zivil und Militär, denn so ist der Kon¬
trast schärfer, auch kann das Stück so auf die
Sympathie der Zivil= wie auch der Militär¬
kreise rechnen. Das ist nur so möglich, daß
der Verfasser das Problem ungelöst läßt, wie
dasselbe auch derzeit bei uns nicht durch Bel¬
letristen, sondern einzig und allein durch un¬
sere Armeeleitung gelöst werden kann. „Frei¬
wild" heißt das Stück, weil der Ausgangs¬
punkt der Handlung eine Schauspielerin ist,
die als solche von gewissen Kreisen als mo¬
ralisches Freiwild betrachtet wird. Mit diesem
Motiv rollt Schnitzler eine andere soziale
Frage, das Problem der gesellschaflichen Stel¬
lung des alleinstehenden Weibes auf. Er rollt
sie aber eben so schnell wieder zu, diese Frage,
nachdem er uns die Geschwüre derselben ge¬
zeigt (und zwar sehr anschaulich), ohne an
dieselbe behufs Lösung Hand angelegt zu
haben. Als Opfer dieser unlösbaren Fragen
fallen drei Menschen, die mit ihrem Ruin
einen Beweis für die Unhaltbarkeit mancher
Anschauungen liefern müssen. Demgemäß
kann Schnitzlers Werk absolut nicht als
ein neuer literarischer Wert betrachtet wer¬
den. Gewisse Vorzüge sind aber nicht abzu¬
leugnen. Schon in diesem Werke zeigt sich
seine Begabung für die Seelenanalyse. Sein
Oberleutnant „Karinsky" ist ein Mensch von
Fleisch und Blut, und jeder von uns begeg¬
nete schon in seinem Leben einen „Karinsky
Die anderen zwei Hauptgestalten, der Maler
„Röhning" und die Schauspielerin „Anna
Riedel“ sind etwas zu skizzenhaft, zu silhouet¬
tenartig. Dagegen hat er einige sehr gelungene
Episodengestalten gezeichnet. Sein Dialog be¬
sitzt noch nicht die Schärfe und Pointe der
neueren Schnitzler=Stücke, folglich wird er
stellenweise ermüdend. Im großen ganzen ist
das Stück aber ganz interessant und sein zwei¬
ter Akt verdient gesehen, respektive gehört zu
werden. — Die Darstellung war etwas schlaff
wir entbehrten den frischen Zug, das Tempo,
an welches wir heuer vom Parlando=Ensemble
gewohnt waren. Von den drei Hauptgestalten
am
hätte uns Herr Ladányi („Röhning
besten gefallen, wenn er seine Rolle besser me¬
moriert hätte. Frau Harmath („Anna
Riedel") prägte die Einfärbigkeit ihrer Ge¬
stalt durch ihre übertriebene Märtyrerhaftig¬
keit noch mehr heraus. Wir glauben, daß ein¬
solche Jammerpepi, wie sie dieselbe spielte,
nicht so lange fest und standhaft könnte blei¬
ben. Dazu gehört etwas Energie und überzeu¬
gung, und das sahen wir in ihrem Spiel nicht.
Herr Deréki als Oberleutnant „Korinski
war nicht schlecht; nicht mehr und nicht weni¬
ger. Die Kleineren= und Episodenrollen wur¬
den mit Liebe, teilweise mit übertriebener
— Das
Liebe (Frau Szétely) behandelt.
S. J.
Haus war mäßig besucht.