II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 4

und auch in dent Sie „Sitnt ine lehe seicte sich nene de den en seheschseh
immer das Vermögen des Dichters, aus einem spröden in ihren Kräften stand. Das Facit des gestrigen Abends ist,
daß das Burgtheater die dramatische Experimentalphysik
Stoffe etwas zu machen. Gestern hat er uns die Hoffnung
Anderen überlassen soll. Auf unsere „erste deutsche Bühne“
geraubt, daß wir von ihm noch etwas zu erwarten haben.
sollte die Clique keinen Einfluß gewinnen können. —ei—.
Wie in der „Sündigen Liebe“ ist auch in „Die Rechte der
Seele“ der Conflict zwischen Mann und Weib der Träger
— Unsere Hofoper scheint bei ihrer bekannten Vorliebe
der Handlung. In dem ersteren Drama entdeckt der Gatte
für fremdländische Kunst der einheimischen Tondichter ganz zu
die Untreue der Frau und straft diese, indem er sie zu
vergessen. Umso freudiger ist es zu begrüßen, daß der General¬
einem freud= und liebelosen Dasein an seiner Seite ver¬
director Hofrath Schuch aus Dresden zugesagt hat, in einer im
urtheilt. In der gestrigen Novität kann von einem eigent¬
Lause der Spielzeit zu Gunsten der Poliklinik im Carl=Theater
lichen Betrug an dem Gatten keine Rede sein, sie bricht,
stattfindenden Matinee mit vier ersten Mitgliedern des Dresdener
die Ehe nur mit
wenn der Ausdruck gestattet ist,
Hoftheaters Haydn's reizende Oper „Der Apotheker“ zur Dar¬
dem Herzen. Anna (Frau Hohenfels) hat einen
stellung zu bringen.
ungeliebten Mann (Herr Hartmann) geheiratet und ihre
Herr Dr. Tyrolt ist gestern im Deutschen
ganze Neigung gehörte einem Anderen. Sie war sich aber
Volkstheater in vollster Gesundheit zur ersten Probe des
der Pflichten gegen ihren Gatten stets bewußt, sie kleidete
Volksstückes „Pastor Brose“ erschienen und wurde von seinen
Das Novitätenprogramm dieser
Collegen lebhaft begrüßt.
sich in die Maske der Gleichgiltigkeit und als der Geliebte
Bühne ist für die nächste Zeit folgendermaßen festgestellt worden:
in seinem Werben immer stürmischer und dringender wurde,
„Ein Regentag“, „Pastor Brose“, „Gräfin Fritzi“ und „Ghis¬
schrieb sie ihm einen Brief, in dem sie ihm erklärte, er möge
monda“.
sie nicht länger quälen, denn ihre ganze Liebe gehöre ihrem
Im Raimund=Theater gelangt heute die mit
Gatten. Der Effect des Briefes ist daß der Abgewiesene sich
so außerordentlichem Erfolge aufgeführte Gesangsposse „Der
tödtet. Ein Portefeuille mit den Briefen Annas kommen in
Heiratsschwindler“ von Bernhard Buchbinder zum viertenmale
die Hände Pauls, ihres Gatten. Dieser wird nun durch die
zur Aufführung und wird Herr Fröden neue Strophen seines
Entdeckung, was den Freund in den Tod getrieben hat, wirkungsvollen Couplets „Streckenweis“ zum Vortrage bringen.
lebhaft beunruhigt. Er stellt sich die Frage, ob es denn — Morgen kommt „Bruder Martin“ zum 85. Male zur Wieder¬
Sonntag, Nachmittags halb 3 Uhr, geht Holger
holung.
nicht möglich sei, daß Anna den Todten dennoch liebte,
mit
Drachmann's poetisches Märchenspiel „Es war einmal ...“
ihn aber aus Pflichtgefühl nicht erhörte. Und so dringt er
den Damen Anatour, Krauß, Niese, Reinhart und den Herren
geben, obwohl
denn in Anna ihm Aufklärung zu
Göstl, Kirschner, Klein, Krug, Lucas, Schildkraut und Stra߬
diese ihn bittet, sie über die Angelegenheit nicht zu befragen.
meyer bei ermäßigten Preisen in Scene.
Sein Argwohn läßt ihn immer heftiger werden, bis endlich
Im Josefstädter Theater findet morgen,
Anna gesteht, sie habe den Todten immer geliebt, sie liebe
Freitag, die erste Aufführung des dreiactigen Schwankes „Der
ihn auch jetzt noch und sie berene — ihre Tugend. Paul
Rabenvater“ von Jarno und Fischer statt. Der Schwank ist
hätte das „Recht ihrer Seele“ respectiren sollen, weil er dies
bekanntlich ein Cassenstück des Berliner Neuen Theaters. Die
nicht that, verläßt sie sein Haus. Die beiden Träger der
Hauptrollen der vom Regisseur Groß inscenirten Novität befinden
sich in den Händen der Damen Pohl=Meiser, Fischer, Schmidt¬
Hauptrollen boten ihr Bestes, um ihren Rollen Leben und
Wahrscheinlichkeit zu verleihen, namentlich Frau Hohen= Leeb, Felsen, Schleinitz und der Herren Maran, Franker,
C. A. Friese und Bartl. Die Première fängt um halb 8 Uhr
fels verdient volles Lob. Es gelang ihnen nicht. Un¬
an, Karten für Logen und Sitze werden von heute ab an den
mögliches kann eben Niemand leisten. Und nun zu dem
Tagescassen ohne Vormerkgebühr vergeben.
zweiten „Modernen“. Was sollen wir über Schnitzler's
Im Rudolfsheimer Volkstheater geht
„Liebelei“ sagen. Daß das Stück eigentlich gar kein Stück ist
„Fee Million“ bis inclusive Freitag mit der Directorin Czer¬
weil es jeder Handlung entbehrt? Daß dieses Stück
niawski=Loewe in der Titelrolle in Scene. Die Rolle des Volks¬
die eigentlich gar keine Acte sind?
drei Acte hat,
geist spielt der neuengagirte Charakterdarsteller Herr Max Zilzer.
Doch wir wollen wenigstens den Versuch machen, die
Nächsten Samstag gelangt „Ein Wiener Freiwilliger“ zur Auf¬
moderne Kraftgenialität Schnitzler's dem schlichten Laien¬
führung.
Aus Bayreuth wird uns berichtet: Im nächsten
verstand näher zu rücken. Das Werk scheint sogar Ansprüche
Sommer wird — zwanzig Jahre nach der ersten Aufführung —
auf den Namen „Volksstück“ zu erheben, denn es spielt in
hier in vollständig neuer Ausstattung der „Ring des Nibelungen“,
Wien, es wird darin etlichemale „wienerisch“ gesprochen
wiederum zur Aufführung gelangen. Gleichwie im Jahre 1876,
das genügt ja nach der Meinung Vieler, um auch dem
wird der Cyklus an je vier aufeinanderfolgenden Tagen gegeben
miserabelsten Machwerk einen „volksthümlichen“ Charakter
werden. Es sind hierfür folgende Tage in Aussicht genommen:
zu verleihen. Doch zur Sache. Der erste Act führt uns in
19. bis 22. Juli, 26. bis 29. Juli, 2. bis 5. August, 9. bis
das „Junggesellenheim“ eines wohlhabenden jungen
12. August und 16. bis 19. August. Ueber die Besetzungsfragen
Herrn, der ein echter Lebemann, nebstbei auch Student und
sind endgiltige Entscheidungen noch nicht erfolgt; was bisher
Reservelieutenant ist. Seine Wohnung gleicht einem Durch= darüber verbreitet wurde, ist zumeist nicht richtig. Das Orchester
wird nur wenige Veränderungen gegen die vorhergehenden Fest¬
haus denn kaum hat eine seiner Geliebten dieselbe verlassen,
spieljahre aufweisen.
so kehrt auch schon wieder eine Andere in ihr
An den Musikschulen Kaiser (I., VII. und
So wohnen wir denn einem fröhlichen
ein.
VIII. Bezirt) hat der Unterricht in allen instrumentalen und theo¬
zu dem Fritz (Herr Kutschera)
Gelage bei,
retischen Fächern, wie auch in den Sologesangelassen der Frau
ein Mädchen aus dem Volke, Christine (Frl. Sandrock),
Prof. Caroline Bruckner und im Staatsprüfungscurs (Prof.
die Tochter eines Musikers, seinen Freund und dessen Schöne
Richard Robert) Anfangs dieses Monates begonnen. Die
geladen hat. Während die beiden Letzteren ganz genau wissen,
ordentlichen Schüleraufnahmen werden, nachdem die diesjährigen
daß das zwischen ihnen bestehende Verhältnis nur ein solches
Anmeldungen besonders zahlreich erfolgt sind, Mitte October ge¬
auf Kündigung ist, haben Fritz und Christine eine tiefere
schlossen und finden Schüleraufnahmen während des Schuljahres
nur nach Maßgabe der noch verfügbaren Plätze statt.
Neigung zu einander gefaßt. Während das Abendmahl, das
mit seiner Ungebundenheit an die Cocottenwirthschaft des
lateinischen Viertels in Paris gemahnt, lustig seinen Fortgang
Drahtnachrichten
nimmt, läutet es draußen. Fritz schiebt seinen Besuch mit
sanfter Gewalt in ein Nebenzimmer und öffnet dann. Der
des „Deutschen Volksblattes“.
Störenfried wird im Theaterzettel nur lakonisch als „Ein
Herr“ bezeichnet, er ist aber mehr. Er ist der Gatte einer
Chelera.
Frau, mit der Fritz intim verkehrte und die ihren Schleier
Lemberg, 9. October. In den Dejecten einer am
in seiner Wohnung vergaß. Der Hintergangene kommt
nun, um Rechenschaft von dem Verführer zu fordern, 6. d. M. in Byszow, Bezirk Sokal verstorbenen Person
den Schleier und die Liebesbriefe seiner Frau zu holen.
wurden bei der Seute vorgenommenen bacteriologischen
Nachdem er sich entfernt hat, will Christine ihren Fritz Untersuchung Cholerabacillen constatirt. Gestern ist in
ausforschen. Dieser sagt aber gleich Lohengrin: „Nie sollst
Warwarynce (Bezirk Trembowla) eine Person an Cholera
Du mich befragen“ und sendet seinen Freund und seine
erkrankt und eine Person gestorben. In Stojanow,
Freundinnen nach Hause. Im nächsten Acte besucht zur Ab¬
(Bezirk Kamionka) erkrankten gestern zwei Personen, von
wechselung Fritz Christine in Abwesenheit seines Vaters.
Am nächsten Morgen findet das Duell statt und denen eine starb.
nun fühlt er erst, daß er an der Seite dieses Mädchens
Feuersbrunst.
hätte wahrhaft glücklich werden können. Beim Abschiednehmen
Drewohostiz, 9. October. In Drewohostiz wüthete
Fritz schützt eine Reise vor — fällt das Mondlicht in's
Nachmittags ein Brand, welchem 21 Häuser, darunter
Gemach und die Stimmung wird fast lyrisch, was wir bei einem
das Rathhans und das Vorschloß=Gebäude zum Opfer
so gewaltigen Realisten vor dem Herrn Schnitzler fürwahr
nicht vermuthet hätten. Der letzte Art brauchte eigentlich gar fielen. Trotz des Sturmwindes gelang es, das Feuer
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