II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 5

Liebelei
5. LleiSeI box 10/1
Preisfrage: Wie wurde die „Vocs della Verita“] fahren sieht, wird es,
##. wirde, sagte mir dieses Opfer der Judenpresse.
lügen, wenn sie einen anderen Namen trüge?
Es ist sehr zu befürch
„Man wird es nicht wagen, in einer Stadt, in der Dr. Lueger
mit Euergie anwende
in's Grab gesunken. Besremdend ist insbesondere der Dichter,
dem einen erfährt n
Feuilleton.
der uns über die Art, in welcher die Ehe zwischen Paul
bereite, von dem an
und Anna entstanden ist, völlig im Dunkeln läßt. Das Stück heißt
jungen Damen sind
Rechte der Seele“. Welches sind diese Rechte? Meinte Giacosa,
Der Antor hat u
Burgtheater.
jede Frau habe das „Recht der Seele“ das Innerste ihres Herzens
seiner Muse mit
Rechte der Seele“ Schauspiel in einem Acte von Giuseppe
für sich zu behalten? Meinte er, der Mann habe das Recht,
Don=Inan=Typus
Giacosa; deutsch von Otto Eisenschitz. „Liebelei“ Schau¬
durch Ergründung dieser Geheimnisse sich Gemüthsruhe zu
ist vom Stamm
spiel in drei Acten von Arthur Schnitzler. Beide zum ersten¬
verschaffen? Wird Paul von seiner Frau verlassen, weil er
sonpiren, wenn sie
male aufgeführt am 9. October 1895.
der erste Act, und e
zu sehr Psycholog gewesen und zu neugierig nach den ge¬
Paul ist seit fünf Jahren mit seiner Frau ver¬
heimsten Empfindungen forschte? Flieht Anna, weil Paul
Stimmung, daß d
heiratet. Ludwig, schöner, jünger, männlicher als der Gatte,
zu wenig Psycholog gewesen und sie nicht rechtzeitig vor den
Garconwohnung de
bewirbt sich um die Gunst der Dame. Sie bleibt nicht
Stürmen des eigenen Herzens zu behüten verstand. Das
übrigens eine pika
unempfindlich, aber sie ist ihrer Pflicht eingedenk. Der ver¬
Alles sind Fragen, die das Drama auswirft. Keine wird
Freund Fritz aus
schmähte Liebhaber erschießt sich. Die Geldtasche des Todten
beantwortet. Es ist ein Thesenstück, dessen grundlegende Be¬
Abenteuer hineinzur
geräth in die Hände des überlebenden Freundes; er findet in
hauptung nicht zu fassen ist. Bald scheint es im individuellen
Erholung da. Nein
ihr mehrere Briefe Anna's. So weiß er denn um das Ge¬
Leben zu wurzeln, bald schwingt es sich zu allgemeinen
haben nur angenehn
heimniß. Paul entnimmt den Schriftstücken, daß die Frau den
Lehren auf und docirt, daß Ehemänner nicht allzu neugierig
nicht die tragischen
schmachtenden Seladon abgewiesen habe. Aber er ist grüblerisch
sein dürfen. Nein, man wird aus Giacosa nicht klug. Aber
schaften. Ihn freut
genug, zu fragen, warum dies geschehen. Aus Pflicht oder
er weiß durch das Halbdunkel seiner Problematik immerhin
ohne Qualen, ihn lock
aus Liebe? Er will von der Pflichterfüllung der Gattin, von
zu fesseln und zu interessiren. Dennoch wird sein Einacter,
lächelnd den ersten
grundsätzlicher Ehrbarkeit nichts wissen. Sie müsse aus
so fürchten wir, der Heldin gleichen, erst unverstanden sein
Rührung scheidet.
Liebe zu ihm halten, nicht aus Treue. Er möchte um
und dann das Haus verlassen.
nehmen. Da wird uf
seiner selbst willen nicht betrogen sein. Ist Anna nur auf
Die Hauptrollen liegen in den Händen des Herrn
Erste ist oder nicht;
ihre sittliche Reinheit bedacht gewesen, schlug ihr Herz aber
Hartmann und der Frau Hohenfels. An dem aus¬
denke, daß ein And
dem Dritten zärtlich entgegen, dann wäre er ihr keinen Dank
geseichneten Künstler haben sich nachgerade einige Eigenthüm¬
zu pflücken weiß. Di
schuldig. Und indeß die Männer sonst nur neugierig sind, die
lichkeiten herausgebildet, die ihn langsam von seiner früheren
Studenten, ist die,
Beweggründe zu erfahren, welche die Frauen in die Arme
Höhe herabgleiten tassen. Seine Art, mit den Händen in der
das letztemal sieh
Anderer treiben, forscht dieser danach, warum die Genossin ihm
Luft herumzusägen, sie fortwährend fingernd vom Körper
ist die Liebelei. D
treu geblieben sei; dieses Wunder sucht er sich zu erklären.
seitwärts wegzuheben, wird durch eine eigenartige Lähmung
monischen Weibe“
Nicht ohne eine gewisse Gewaltsamkeit nimmt er Anna die Beichte
ergänzt, welche die Beweglichkeit der Beine beeinträchtigt
wird mit einer
ab. Sie erklärt ihm, daß ie ihn nie geliebt, daß ihr
und sie am Boden haften läßt. In Augenblicken der Erregung
nicht außeracht läßt,
Herz immer Ludwig gehört habe, daß die Reue ob ihrer
sieht Herr Hartmann aus wie ein Mann, dem die
Schlager Mizzi ist
Tugend ihr auf dem Gemüthe brenne. Sie ist empört
Füße dort, wo er steht, angenagelt worden und der
gestellt. Die Beziehu
darüber, daß ihr Mann in brutalster Neugierde das Innerste
sich trotzdem bemüht zur Decke emporzufliegen. Geradezu
sind ziemlich einfach
ihrer Seele an's Licht zerre. Paul ist ganz zerknirscht. Und
überwältigend spielte Frau Hohenfels. Sie hat Töne in der
lichen Umwelt. „Di
Anna verläßt ihn zur selbigen Stunde. Eine italienische Nora.
Kehle, welche in einem Nu ganze Romancapitel voll der
der Doctor sagt:
Kaum entdeckt sie, daß der Mann sie nicht begreift, so flüchtet
feinsten Seelenzergliederung ersetzen. In der Scene, in welcher
stärkeren Geschlechtes
sie schon in die weite Welt, welche ihr sicherlich kein zarteres
der Ungestüm des Mannes ihr endlich die Zunge löst und
Sie schätzt das M
Verständniß entgegenbringen wird; gleichviel, sie überläßt
ihr das sorgfältig gehütete Geheimniß entreißt, entfaltet sie
sich trefflich auf Aufsch
den Philister, der ihrer unwürdig ist, der Einsamkeit. Das
die Männer nicht wert
eine Kraft, einen Nachdruck, eine markige Wucht der Dar¬
sind sonderbare Gestalten und sonderbare Vorgänge ereignen
macht. So schlürft
stellung, die man diesem zarten Liebreiz kaum zugemuthet
hätte.
sich zwischen ihnen. Befremdend ist der Mann, der dort
Da klingelt es plötzl
Probleme ausklügelt, wo solche sich in einer für ihn erfreu¬
Das Ereigniß des Abends war die Aufführung eines in
Herr aus einer ande
lichen Weise bereits gelöst haben, befremdend die Frau,
Wien handelnden Stückes, welches ein in Wien schreibender
schauungen hegt,
welche ihr Liebesglück opfert, um bei dem ungeliebten Gatten
Autor verfaßt hat. Arthur Schnitzler's „Liebelei“ führt uns
gebe, welche wohl
bleiben zu können, und diesen verläßt, nachdem der Verehrer zwei Pärchen vor. Die jungen Herren sind Studenten; von Gatte der „Där., onis
Ia. Gub.
2