II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 6

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fahren sieht, wird es, Anfangs wenigstens, nicht ganz glatt gehen.
erita“
Es ist sehr zu befürchten, daß, wenn man die Strafbestimmungen
mit Euergie anwenden sollte, die Arreste bald so voll sein werden,
dem einen erfährt man, daß er sich zu den Rigorosen vor¬
Dichter,
en Paul
bereite, von dem andern, daß er Vorlesungen besuche. Die
ück heißt
jungen Damen sind zugängliche Mädchen aus der Vorstadt.
Giacosa,
Der Antor hat uns schon in früheren Hervorbringungen
Herzens
seiner Muse mit der modernen Gestaltung des Wiener
s Recht,
Lieblingsheld
Don=Jnan=Typus bekannt gemacht; sein
kruhe zu
ist vom Stamme jener Asra, welche bei Sacher
weil er
soupiren, wenn sie lieben. Ein solches Soupé bietet uns auch
der erste Act. und es verschlägt nichts an der feuchtfröhlichen
den ge¬
il Paul
Stimmung, daß das niedliche Abendessen in der eleganten
vor den
Garconwohnung des Helden stattfindet. Der Schmans hat
Das
*
übrigens eine pikante Vorgeschichte. Theodor sucht seinen
Freund Fritz aus einem unbehaglichen in ein gemächliches
nde Be¬
Abenteuer hineinzuretten. Diese Frauenzimmerchen sind zur
bidnellen
Erholung da. Nein, die Weiber haben nicht interessant, sie
gemeinen
haben nur angenehm zu sein. Theodor liebt die Gefahren nicht,
neugierig
nicht die tragischen Verwicklungen, nicht die schwülen Leiden¬
Aber
schaften. Ihn freut der Beginn ohne Schwierigkeit, das Ende
mmerhin
ohne Qualen, ihn locken jene Rosenlippen, auf welche der Jüngling
Einacter,
den sein
Rührung scheidet. Mit einem Worte, man dürfe nichts ernst
nehmen. Da wird nichts gefragt; gleichgiltig, ob man der
Herrn
Erste ist oder nicht; wer dem Gewissen lauscht, der be¬
sem aus¬
denke daß ein Anderer nicht so thöricht ist und die Stunde
zu pflücken weiß. Die richtige Liebe, so lautet die These des
enthüm¬
früheren
Studenten, ist die, bei welcher es gleichgiltig ist, ob man sich
nin der
das letztemal sieht ooer nicht: die richtige Liebe
Körper
ist die Liebelei. Das „süße Mädel“ ist da dem „dä¬
monischen Weibe“ entgegengestellt, und dem Ersteren
mung
trächtigt
wird mit einer Galanterie, welche die Bequemlichkeit
Erregung
nicht außeracht läßt, die Palme gereicht. In der That, die
dem die
Schlager Mizzi ist in trefflicher Charakteristik an die Rampen
und der
gestellt. Die Beziehung dieser Schönen zum häuslichen Herde
Beradezu
sind ziemlich einfach, etwas verwickelter sind die zur männ¬
de in der
lichen Umwelt. „Die Mutter hat ein bisserl Zahnweh. Aber
voll der
der Doctor sagt: es ist nur refmatisch“ Hinsichtlich des
welcher
stärkeren Geschlechtes hegt sie sehr aufgeklärte Anschauungen.
öst und
Sie schätzt das Militär außerordentlich. Auch versteht sie
altet sie
sich trefflich auf Aufschläge und Distinctionen. Im Uebrigen sind
der Dar¬
die Männer nicht werth, daß man sich ihretwegen eine böse Stunde
macht. So schlürft sie denn die Heiterkeit in vollen Zügen.
gemuthet
Da klingelt es plötzlich an der Thür. Vor derselben steht ein
eines in
Herr aus einer andern Welt, in welcher man andere An¬
eibender
schauungen hegt, ein Herr, welcher meint, daß es Frauen
ührt uns
gebe, welche wohl böser Stunden werth sind. Es ist der
ten; von Gatte der „Dämonischen“. Er weiß Alles. Er fordert. Zu¬
5.
4—
Stöcker's Ernte.] Anläßlich der bekannten Vorgänge den deu
der letzten Tage veröffentlicht Julius Stettenheim im daction
41%
„Kleinen Journal“ folgenden satirischen „Festbericht: Ein] Conrad
lassen,“
nächst fordert er die Briefe seiner Frau zurück, und Fritz ist
Aber
seltsamerweise sogleich bereit, sie ihm zu überreichen. Sodann
empor,
fordert er den Studenten. „Ich habe Dir's gesagt!“ ruft
Monds
Theodor schmerzlich. Ach, hätte Fritz sich doch von allem
sagen
Anfang an nur mit den Grisetten aus der Vorstadt zerstreut!
Lebewo
Nun, es ist noch nicht aller Tage Abend. Die Zeit bis zum
Duell kann ausgenützt werden. So führt uns denn der zweite
2
Act in die Wohnung Christinen's, welche die Bewerbungen
Fritzen's ernster nimmt, als sie gegeben werden.

Das einfache kleinbürgerliche Milien wird sorgsam ge¬
Christif
schildert. Schlichter Hausrath. Hier der Nähtisch auf erhöhter
bekannt
Fensterschwelle; von ihm aus blickt es sich träumerisch über
mich d
viele, viele Dächer in's Weite auf den Kahlenberg; dort
gewahr
hängen dürftige Stahlstiche an der Wand. Kunstbegeisterung
müthig
sendet einen Strahl ihres Himmelslichtes in die enge Stube:
Welt
auf dem Ofen ragt die Büste Schubert's. Natürlich, der
ahnt
Musicus hat auch einmal componirt. Das hat er sich aber
fährt
mit der Zeit abgewöhnt. Jetzt ist er im Orchester des Joseph¬
ihr
städter Theaters beschäftigt. Ja, er ist alt geworden, alt und
Gefallc
weise, und seine Weisheit deckt sich so ziemlich mit der be¬
Tod,
quemen Genußphilosophie, welche Fritz als gesunde Mensch¬
zu hin
lichkeit rühmte. Er behütet sein Töchterchen nur schlecht. Das
gewuß
geschieht, weil er es gut mit ihr meint. Er will nicht, daß
wesen
sie die ganze Jugend zum Fenster hinauswerfe,
ihn an
was habe sie vom Bewußtsein ihrer Unentweihtheit; die
geben
Erinnerungen seien das beste, was man vom Leben habe.
So kl
Ueber seine verstorbene Schwester habe er gewacht; sie sei
habe
ein altes Fräulein geworden, und wenn er des Abends mit
dem 2
ihr bei der Lampe gesessen, sei es ihm weh um das Herz
zuerst
geworden ob ihrer grauen Haare, ihrer Runzeln, ihres stillen,
müssen
gottergebenen Lächelns. Da sei er darauf gekommen, was er
und in
gethan habe. Vor ihre Knie hätte er sich hinwerfen mögen,
stößt
um sie zu bitten, daß sie ihm verzeihe; denn sein war
Blicke
die Schuld; er hat sie so gut behütet vor jeder Gefahr und
nachzu
vor jedem Glück. Ein Schimmer dieses Glückes gleitet über
wieden
Christinen hin. Fritz besucht sie, um Abschied von ihr zu nehmen.
Der Dichter legt ein besonderes Gewicht auf Stimmungs¬
Jahrei
malerei; er schildert uns die stille Gasse, in der das Mädchen
Feder
lebt. Wir erfahren, daß selten ein Wagen durchfährt; dort
Sand
drüben, an der Ecke, hat ein Schlosser seine Werkstätte; ge¬
March
dämpft klingt sein Gehämmer herauf. Da keimt dem Lebe¬
die G
mann der Gedanke, daß Theodor doch Recht habe, daß hier
daß
die Zufriedenheit lächle, das innere Genügen, die Seligkeit.
„Dari
Denn eine unbefangene, selbstlose, köstlich leichtsinnige Neigung
ist es, die ihm entgegengebracht wird. „Du kannst mich sitzen! sein 9