II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 13

Liebelei
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5. Menene
Max Karfunkel's Nachrichten-Bureau, Argus“
Berlin C., Poststrasse 29. Telephon V, 1227.
Paris.
New-York.
London.
(Liest alle Zeitungen der Welt und liefert aus denselben
Ausschnitte über jeden Gegenstand.)
Berl. Tageblatt.
Berlin
10001. 95
0 Aus Wien, 9. Oktober, meldet uns ein Privat=Telegramm
Das Burgtheater brachte heute zwei Neuheiten: Giacosa¬
„Rechte der Liebe“, ein von Otto Eisenschitz übersetztes Schau
spiel in einem Akt. und ein Schauspiel in drei Akten „Liebelei
von Arthur Schnitzler. Der Einakter interessirte stellen
weise, vermochte aber eine tiefere Wirkung nicht zu erziele
Schnitzlers Dreiakter fand sehr lebhafte Aufnahme der Ant¬
wurde mehrmals gerufen. Unter den Darstellern ragten besonde
Sonnenthal und Adele Sandrock hervor.
Max Karfunkel's Nachrichten-Bureau, Argus“
Berlin C., Poststrasse 29. Telephon V, 1227.
London.
New-Vork.
Paris.
(Liest alle Zeitungen der Welt und liefert aus denselben
Ausschnitte über jeden Gegenstand.)
Kleines Journal.
Betlic.
100c1.95
Wien, 9. Oktober. (Privat=Depesche des
„Kleinen Journals“.) Der eifrigste Anhänger der Her¬
mann Bahr'schen Schule, Schnitzler, hat heute seinen Einzug
ins Burgtheater gehien Autor gilt für den
enragirtesten Naturalisten, so sehr, daß Giampietro in den
„Kameraden“ ihn in Maske und Geberden kopirte. „Liebe¬
leien“ sein heutiges Stück, behandelt den Lebenskampf und das
Ende eines Mannes, der sich den Banden sinnlicher Liebe zu einem
dämonischen Weib entreißt, um an der Seite eines einfachen Vorstadt¬
mädchens die Freuden reiner Liebe zu genießen. Das Stück ist sehr
modern, dabei aber hochanständig. Der erste Akt ist gut exponirt, der
zweite bietet ein geradezu geniales Stimmungsbild, das zu Ende
jäh abbricht mit einer nervenpackenden Szene. Der dritte Akt
bringt das erwartete Ende des Helden. Das Stück zeigt großes
Talent, machte aber schon in der Lektüre den Eindruck,
daß der Bühnenerfolg lediglich von der Interpretation
abhängt, da viele Stellen hart an die Grenze
Lächerlichen streifen.
Durch die heutige Darstellung
Burgtheater ist „die Moderne“ entschieden burgtheaterfähig ge
worden. Besonders der zweite Akt hat sehr gefallen, der Autor
wurde wiederholt gerufen. Separaten Beifall erhielten Sonnen¬
thal, Mitterwurzer, Kutschera, Adele Sandrock und Frl. Kallina. —
Giacosa's Schauspiel „Rechte der Liebe“ wurden mit in den Kauf
genommen. Die Aufmerksamkeit litt unter der Erwartung des als
zweites gegebenen Stückes von Schnitzler.
Max Karfunkel's Nachrichten-Bureau, Argus“
Berlin C., Poststrasse 29. Telephon V, 1227.
London.
New-York. Paris.
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Ausschnitte über jeden Gegenstand.)
Don. Barsenchuig.
Sebia
10 001 95
Aus Wien meldet uns ein Telegramm: Das
Burgtheater erkannte heute einem im wiener Localton
gehaltenen, fast ostentativ den Erdgeruch der Vorstadt
aufdrängenden Volksstücke das Heimathsrecht zu, zum
nicht geringen Befremden der auf den unverfälschten
Naturalismus nicht eingeschworenen Stamm=Premièren¬
garde. Arthur Schnitzler's Schauspiel „Liebelei“ ist
ein al fresco gezeichnetes Unverfrorenes Sittenbild
aus der wiener Grisettensphäre, wohl reich an feiner
Stimmungsmalerei und psychologischen Einzelzügen,
aber brutal in der Technik und auf grellen äußeren
Effect gestellt. Das Publikum war voll gemischter
Empfindungen. Nach dem zweiten Acte konnte
Schnitzler drei Mal den Beifall seiner Getreuen ent¬
gegennehmen, nach dem quälenden, tragischen Ende
kämpfte eine heftige Opposition mit dem Beifall.
Sonnenthal erschütterte durch weiche Gemüthstöne,
die er einem Vater lieh. Fräulein Sandrock fand für
die Todesklage tiefergreifenden Ausdruck.
Giacosa's
Einacter „Rechte der Seele“ begegnete kühlem Achsel¬
zucken.
7.11