II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 43

Liebe
5. Macei box 10/1
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Der ——— U
Am 11. Mai d. J. wurde dieser Reformplan der patremstit un
Geld genug besitzt, um sowohl in Wien als auch
anderswo Redactionen nichtchristlichen Bekenntnisses, türkischen Regierung übergeben; es ist aber seither lichen Organ
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behandelt und nirgends Behagen am Frivolen zeigt, so ist! das Schmerzlic
geuilleton.
die Antheilnahme des Publicums eine lebhafte Unterstützt
gegen unerhört
mißbilligten. 9
wurde der Erfolg des Autors durch eine treffliche Darstel¬
jeden Verdacht
lung. Frl. Sandrock spielte frei von der Bruft weg;
K. K. Hofburgtheater.
wie Professor 1
sie ließ der Empfindung ungehemmten Lauf. Die Scenen
gemeine Stimn
mit dem Vater — einer Gestalt ähnlich der des Miller in
Der erfte Novitätenabend hat uns gleich zwei neue
Juden sind uns
führte sie mit einer Ohr und Auge
„Kabale und Liebe“ —
Stücke gebracht: den Einacter „Rechte der Seele“
überzeugenden Beredtsamkeit der Miene, Geberde und
„In der T
von Guiseppe Giacosa und das dreiactige Schau¬
Sprache durch. Herr Sonnenthal in der letzterwähnten
gegriffene Jude
spiel „Liebelei“ von Arthur Schnitzler. Der
Gestalt war von rührender Einfachheit. Das leichtfertig¬
[Hinderni
italienische Dichter bietet uns eine interessante psycho¬
forglose Mädchen spielte Frl Kallina mit munterer
Erneueru.
logische Studie. Eine Frau opfert der Pflicht ihre sündige
Unbefangenheit. Herr Mitterwurzer erhob eine
Ew. Majestät
Liebe. Und doch ist das Opfer vergebens gebracht. Der
kleine Rolle zu besonderer Bedeutung. Sonst machten sich
Dem Volke m
Mann, der wegen unerwiderter Leidenschaft sein Leben
noch die Herren Zeska und Kutschera um den
Berliner schlech
durch eine Kugel vernichtete, stellt sich als Schatten zwischen
Abend verdient. Für den Autor fehlte es nicht an Aus¬
von Juden in
die Eheleute und löst das Band, das sie zusammenhält.
zeichnungen.
sie wirkt, jede
Die Frau, deren Tugend bisher stark genug war, um allen
Zwei dieser I
Verlockungen ihres Herzens zu widerstehen, findet nachträg¬
aus dem Lesez
lich nicht die Kraft, dem Todten zu entsagen, und dieser
Stöcker und Kaiser Wilhelm I.
ausgestoßen
Schuld folgt die Sühne. Die Studie ist, wie gesagt, sehr
frechen Aeußer
interessont, nicht frei von dem Eindruck des Geklügelten
(Ein Beitrag zur Judenfrage.)
müsse nach
und Gemachten, aber stark in der dramatischen Wirkung.
Als der protestantische Berliner Hofprediger
„Börsencourie
Diese wurde noch durch ein meisterhaftes Spiel erhöht, durch
[Stöcker in seiner Bekämpfung der Fortschrittspartei
mit Herrn v.
den gedankenreich pointirten Dialog der Frau Hohen¬
auch das wucherische Judenthum angriff und Zeitungen an
fels und des Herrn Hartmann die das unglückliche
dabei als Beispiel den Berliner Ober=Börseuner daß das Blatt
Ehepaar darstellten. In solcher Wiedergabe war der Erfolg des
leumdungen v#
Bleichröder anführte, wurde er, wie ihm hinter¬
Einacters gesichert. — Das zweite Stück, „Liebelei“
Aber es ist ger
bracht wurde, beim Kaiser Wilhelm I. zum ersten
von Schnitzler, ist, namentlich im ersten Aote, nicht frei
frussischer
von Bedenklichkeiten, von denen sich nun einmal die moderne
Male angeschwärzt. Der (damalige) Hofprediger richtete
Bühne nicht loszusagen vermag. Die Ausschreitungen der
eine Vertheidigungsschrift an seinen Monarchen, dieslichen Mä
Gelegenheit der
Liebe sind ihr Lebenselement. Zweisellos ist der Autor
jetzt wieder von ihm veröffentlicht wird; sie ist für die
sechsten Schöpft
mit der Bühne und ihren Künsten aufs innigste vertraut.
Berliner antisemische Bewegung und deren hauptsäch= und auch den
Ja, man kann sagen, daß das ganze Stück aus nichts
lichsten Führer (besonders zur damaligen Zeit) zu be¬
[erste Mast
Anderem besteht, als aus einer Aneinanderreihung solcher
zeichnend, als daß wir sie mit Stillschweigen übergehen
Juden Sonnem
kleiner Künste. Durch ein Hinyalten der Handlung, durch
Blate Süddeutse
dürften. Sie lautet:
Hinausschieben jener Motive, die dem Handeln der Per¬
der Selbstmorde
„Durch die Zeitungen geht gegenwärtig die beiliegende
sonen zu Grunde liegen, sind Situationen herbeigeführt,
dienst her.
Notiz. Der Börsencourier, das gemeinste Blatt Berlins,
die effectvoll sind und die dramatische Spannung erhalten.
„Mit dieser
vielleicht ganz Guropas (hier ist in der „deutschen Evan¬
Wer kennt sie nicht, die illegitimen Verhältnisse? Sie sind
Juden in hohen
gelischen Kirchenzeitung", in welcher Stöcker seinen Brief
eine traurige Erscheinung unserer, von der Moral leider
strebungen zur Hi#
veröffentlicht, die Bemerkung eingeschaltet: „Damals!
wenig angekränkelten Zeit. Die Eine, sentimental, nimmt
Aeußerungen der
war es wirklich so!), hat dieselbe, offenbar doch nach Mit¬
die Sache ernst auf, die Andere, sanguinisch, lebt luftig in
Löwe) Natürlich
theilungen des Herrn v. Bleichröder zuerst veröffentlicht.
die Welt hinein. Von beiden Sorten führt uns der
Treiben der Jude
glauben an
Das unverkennbare Bestreben dieser indiscreten Publication
Wir
Autor ein Exemplar vor.
Die vorige Landt
geht dahin, Eure Majestät als Gegner der gegen die An¬
die Wahrhaftigkeit der einen wie der
oberschlesischen Ne
sind aber
maßungen des Judenthums gerichteten deutschen Bewegung
Figur,
anderen weiblichen
darzustellen. Dem gegenüber erscheint es mir als Pflicht, den jüdischer Wucher
von keiner erbaut. Trotzalledem weiß uns Schnitzler zu
Thatbestand dieses Kampfes, an dem auch ich persönlich be= einem unzerreißba
reizen, zu interessiren und zu spannen. Auch aufrichtige
Rührung gab es genug, und weil er seine Sache mit Ernst theiligt bin, gegen Mißdeutung zu sichern. Ich würde auf ich geltend gemack
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