II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 44

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Liebelei
5.

#Ju

F*
Notre correspondant de Vienne nous écrit:
Le Burgtheater vient de remporter un grand
succès avec unc piéce en trois acles d’un jeune au¬
teur viennois, M. Arthur Schnitzler, qui jusqu'ici
n’avait écrit que des nouvelles et de courts romans,
dont l’apparition avait fait sensation.
Liebelei, passe-temps amoureug telle est le
titre de cette comédie trés moderne, dont les trois
actes se passent à Vienne. Une jeune ouvrière
viennoise aime un jeune homme de la bonne so¬
DiIsolR 12 SCPOBRE 1895

Searl
#enacten#cet amour, con“
Max Karfunkel's Nachrichten-Bureau, Argus“
Berlin C., Poststrasse 29. Telephon V, 1227.
Paris.
New-Vork.
London.
(Liest alle Zeitungen der Welt und liefert ans denselben
Ausschnitte über jeden Gegenstand.)
Vossische Zis¬
Berlik
12007.95
Wien, 10. Oktober. (Eig. Nitth.) Im Burgtheater hatten
gestern zwei psychologische Studien, eine italienische und eine
wienerische, einen hübschen äußern Erfolg. Das einaktige Schau¬
spiel „Rechte der Seele“ von Giacosa schildert eine Frau,
die ihre Liebe der ehelichen Treue geopfert hat. Der Liebhaber
hat sich erschossen, weil seine Liebe nicht Erhörung fand. Seine
Briefe wecken die Eifersucht des Gatten, der nun auch dem
Todten gegenüber den Kürzeren zieht. Seine Frau verläßt ihn,
weil er mit rauher Hand die Geheimnisse ihrer Seele ent¬
hüllte. Die Psychologie bleibt hier ganz im Theoretischen stecken.
Das Stück ist der letzten Szene der „Nora“ verwandt.
spitzfindig senti¬
Weder der wehleidige Gatte noch die
mentale Gattin wecken das Mitgefühl. Die meisterhafte Dar¬
stellung durch Herrn Hartmann und Frau Hohenfels rettete
die Dichtung. Auch das zweite Stück hatte vorwiegend einen
Darstellungserfolg. Die „Liebelei“ von Arthur Schnitzler
behandelt mit viel Stimmungsmalerei, aber rührselig und in un¬
sicher tastender Führung dasselbe Motiv, das Theodor Fontaue
mit der Hand des echten Dichters und dem Blick des Menschen¬
ergründers schlicht und recht in den Irrungen, Wirrungen“ aus¬
gestaltet hat: das Lebens= und Liebesschicksal der Grisette. Sie nimmt
bei Schnitzler die Liebelei, die zhr ein Lebeknabe bietet, vertenfelt
ernst und geht in den Tod, als sie erfährt, er sei
in einem Duell, das er wegen seiner Beziehungen zu einer ver¬
heiratheten Frau auszufechten hatte, getödtet worden. Das Gegen¬
spiel hat eine zweite Grisette, die das kurze Liebesglück von der
leichten Seite nimmt und dabei gut wegkommt. Die lebens¬
wahre Unmoral der Geschichte, die bei Fontane körperhaft ge¬
staltet ist, wird hier dem alten Vater der unglücklichen Lieb¬
haberin, einem armen Theatergeiger, in den Mund gelegt. Ein
modernisirtes Klärchen hat einen zeitgemäßen Musikus Miller
zum Vater. Fräulein Adele Sandrock, deren gereifter Kunst
man das Noviziat in der Liebelei nicht recht glauben wollte, er¬
griff in den Szenen der Verzweiflung, und Herr Sonnenthal
machte als Vater Geiger die Thräuen fließen.

#eusum

Iu. #l
Seite 3.
14. Oetober 1895.
*
jkommen, wie etwa ein Mehlsack aus dem Magazin. Der Mann, der
einige Zeit in Wien zugebracht hat, soll nachhaltige Eindrücke in
tes seine Heimat mitnehmen, die Zeit seines Lebens fortwirken. Dann
weiß wenigstens der Soldat, warum er in Wien in Garnison war.
ige¬
ner
Aus dem Souffleurkasten.
der
IV.
„den
Kinder, könnt Ihr's erwarten? Ich nicht. Ich vergeh'
der
schier vor Sehnsucht nach der gnädigen Frau v. Wolter und zähle
ge¬
die Tage bis zu dem weihevollen Augenblicke, in welchem sie wieder
Der
als „Sappho“ oder „Adelheid“ auf den heiligen Brettern des k. k. Hof¬
ajor
burgtheaters stehen und durch ihre gewiß classische Darstellungsweise,
stär¬
aber auch durch die Macht ihrer unvergänglichen Jugend und die
ieler
Fülle ihrer herrlichen Reize das p. t. Publicum berücken und be¬
zaubern wird. Da wird uns seit einem Jahre schon fast täglich in
einem anderen Schurnal versichert, daß die gnädigste Frau Gräsin
ziers¬
wieder gesund, wieder — nein, noch immer blühend, noch immer schön
tiers¬
und nach wie vor von einem künstlerischen Schaffensdrang erfüllt ist
wie
deres — geh'n S' Frau Holefka, edle Gönnerin, Keuscheste aller Garderobie¬
rinnen, holen S' die Madame Mayer, ich bitt' Sie, bei dem jugend¬
frache
lichen Ungestüm, dem Geknospe und Getriebe — wer kann wissen,
wvelche
itisch, was da dabei noch herauskommt! Diese ewige Inaussichtstellerei macht
sehr! Einen ja ganz nervös und verstimmt, auch die Fräulein Adele Sand¬
n der rock, die endlich wissen möcht', ob sich ihr Verhältniß zum k. k. Hof¬
burgtheater in ein leschitimes gestalten wird, denn — allen Respect
noch
vor Herrn Dr. Schnitzler — so in der Luft hängende Liebeleien hat's
trittes
ie Re=schon satt, die Fräulein Sandrock. „Es ist kein Verbrechen, geliebt
haben, noch viel weniger ist es eines, geliebt worden sein“ wie wir
er im
uns mit dieser Landsmännin der Sisters Barrison, dieser „Miß Sara
prache
ffieiere Sampson“ 4. Act, 8. Scene, classisch auszudrücken pflegen.
###s Thaater