II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 57

Liebelei
5. Merie. box 10/1

elte sich im Kaffirvierter daliir die ecialante Eemntrung von den sertsanten
können, wie jämmerlich es in Oesterreich Ungarn
Pariser Börse, sondern
Erklärungen des Reichskanzlers über die Conversion
kunter solche, die es Gott
aussieht. Was soll es heißen, wenn man sich an
der vierpercentigen Consols, welche den Banken
Ziffern klammert, die schon vor einem Menschen¬
thigen, traten der Sache einen großen Gewinn gebracht hätte und nun doch
Pistole darbietet, wie ein reuiger Schuljunge der
standes, den Schnitzler
Farben und Stimmungen, an ihren Abtonungen,
Ruthe, erscheint in seinen Augen als frivoler Lüst¬
ihren Verschmelzungen und Uebergängen, an dem
rbe seiner Poesie, nicht
Schnitzler dichtet. Die
ling. Man hat die Gewißheit, daß er ihn erbar¬
Durchscheinen der einen durch die andere
ein „Dialectstück“ als
mungslos niederschießen wird. Diese Gewißheit
Was fängt das Localstück mit solchen intimen
braucht aber der Dichter als nächtlichen Hintergrund
er Halbe's „Jugend“,
Reizen an? Mit wie feinem Auge ist es geschaut,
für den wehmüthigen Abendsonnenschein der Liebes¬
elches unter Menschen
mit wie leichter und sicherer Hand gezeichnet, wie
scene im zweiten Act. Wie er sie mit diesem Einen
m Dialect sprechen. Die
Fritz die Liebe aus den Sinnen in's Gemüth
Sie ist entsprungen
unabsichtlichen Zuge erschafft, beweist subtilste Kunst.
wächst. Die drohende Nähe des Todes drängt in
Auf viele ähnliche Dinge könnte man noch
für welche das Schlag¬
diesem jungen Herzen, wie der Frühling den
hinweisen, doch das Gesagte reicht wohl hin, um
Saft in einem Baum, alle Lebenslust empor, in
prägt worden ist, und
zu beweisen, daß diejenigen sich irren, welche die
Christine verkörpert sich ihm das Leben, das er
hnnen sich doch nur an
Liebelei“ einer niedrigen Kunstgattung zuzählen.
wenden, die im Burg¬
verlassen soll, und er hat das Gefühl, sie nun
Sie ist ein seltener Schmetterling, keine gemeine
wahrhaft zu lieben. Wie hübsch ist Christinens
d so weinerlich es darin
Wespe. Dabei wollen wir nicht leugnen, daß der
„Liebelei“ nicht etwa
Verlangen zu wissen, was ihr Geliebter treibt,
Dichter hin und wieder im Vorbeistreifen nach
ithvoll nehmen!
wenn er nicht bei ihr ist, ihr Fragen, wer denn
niedrig hängenden, wohlfeilen Vorstadtwirkungen
Ja, so sind wir Wiener!“
die Dame in der Loge war, bei der sie ihn von
langt. In der Schlußscene kitzelt er die Thränen¬
der Gallerie aus gesehen hat. Aus dem Hinter¬
seid ihr Wiener!",
drüsen mehr, als einem strengen Geschmack zusagen
Volksstück redet — man
haus seines Herzens möchte sie in's Vorderhaus,
kann. Die Scene ist auch psychologisch anfechtbar.
Viertes Gebot“ — fehlt
wo die vornehmen Leidenschaften wohnen. Die
Nach so langem und reichlichem Wort= und Thränen¬
Gute ahnt nicht, daß Fritzens Gefühl für sie viel¬
nist die Liebelei“ auch
erguß, in dem sich der Krampf der Verzweiflung
unmoralisch, darin läge
leicht ein besseres, wahreres ist, als die Liebe, die
entladet, tödtet man sich nicht. Daß diese Rühr¬
Moral), denn der Um¬
ihn das Leben kostet. Ereignet sich doch in seinem
scene nicht voll wirkt, entspringt der ziemlich un¬
Dutzendherzen das Nämliche, was den großen
na an der Liebelei zu
dramatischen Organisation des Ganzen. Vom
chnitzler gewiß nicht als
Goethe von Frau von Stein zu Christine Vulpius
Schluß des ersten Actes an gleicht der Verlauf
führte. Man betrachte ferner die kurze Scene, in
en Gesetzes, sondern rein
der Handlung einer schnurgeraden Straße,
Stück Menschenleben,
welcher der Gatte jener Dame Fritz zum Duell
deren Ende man stundenlang das Ziel sieht. So
verstanden und durch¬
fordert. Der Besucher sieht den gedeckten Tisch,
hübsch auch sein mag, was rechts und links liegt,
Damenhüte und Mantillen. Das Bürschchen, mit
wiedergegeben, das ist
man kommt abgespannt an und hat das Gefühl, daß
Die Poesie desselben ent¬
dem ihn seine Frau betrogen, hat also auch seine
Verfassers an seelischen Frau betrogen. Der arme Junge, der sich der das Stück noch fortspielt, nachdem es aus ist.