II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 61

Liebelei
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5. Launenan
52 Gr. ermingeschafte, 51#
den Maschen heransarbeitet. Anfangs geht's ja recht gut. Die werden die Unterstützung aller ehrlichen Menschen finden, Fälle reines oder r
bescheidene Operation ist gelungen. Der „Client“ wird ver- wenn sie es unternehmen, die Getreidebörse von jenen schäd= Wir zweifeln nicht,
ständigt, daß 500 Metercentner Weizen oder 25 Stückllichen Elementen zu säubern, die den Arzt, den Beamten und der Gefahr öffe
Creditactien mit einem mäßigen Gewinne verkauft oder bei
und Lehrer, den Handwerker und Bauer auf das sumpfige des Registers für
einer Contremineoperation gekauft wurden. Der „Client“
Terrain locken, wo sie rettungslos einsinken. Aber auch an unterliegen wird un
Schnitzler's Freunde, so will man uns weismachen,
Kindesmörderinnen,
Feuilleton.
haben den Erfolg bewirkt. Er sollte lieber Freunde haben,
Schnapssäuferinnen
welche aus Furcht vor seinen Premièren fernbleiben und den
nikow“ Auch die h
Neidigen das Feld überlassen. Er sollte seine Freunde ver¬
Burgtheater nicht i
Burgtheater.
pflichten, an dem heißen Premièrenabend zu Hause Suppe zu
lichen Thimig als
(„Liebelei“ von Arthur Schnitzler. — „Rechte der Seele“ von
essen. Diese Freunde! Sind es etwa Tafelfreunde, welche er ein „G’spust“ mit
Giacosa.)
beständig in Rheinweine taucht? Oder Tabakfreunde, die er
Ich suchte ganze ä
Auch ich gehe ins Café Griensteidl. Ich soll darum
allnächtlich von 12—2 im Café mit Havanas bewirft?
durch, ob gerade al
das Stück des Cafégenossen Schnitzler nicht loben. Es
Oder Freunde, an die er alle Vorstadtmädel seines Anatol
gesetzt sei. Umsons
wäre auch eine verruchte kritische That, wenn Einer die durch
verschenkt; Freunde, die sich vielleicht an seinen mächtigen
sprochen — nur
gleichen Kaffeegenuß erzeugte Verwandtschaft ausbeuten würde,
Namen klammern; Freunde, die er durch zündende Reden
überall mit Bann
um das Stück eines Dichters, welcher von den gleichen
auf seine Seite bringt? Haben die Frauen aus den Logen
Verfahren wiedere
„Melangen“ zehrt, auch öffentlich voll anzuerkennen. Es wäre
applaudirt, weil Schnitzler sie etwa als Vortänzer bei Haus¬
kennen, daß diese
eine kritische Unthat, auch wenn ich tausendmal beweisen
bällen für seine Premièren gewinnt? Nein, seine Freunde
sie ihren neu aufge
könnte, daß dieser Dichter eigentlich nur Caviar=Salzstangel
schon sind sein Erfelg, weil sein Talent sie anzieht, weil
durstig das Anstoße
vernichtet, während ich jedesmal eine simple „Schale braun“ sie mit Spannung und Theilnahme ihn wachsen sahen von
über die Männer pl
in meinen Leib gieße, daß also ein wirkliches, die Objectivität
allerlei Anfängen zu der hervorragenden Seelenstudie
verwerthet — beij
der Anschauungen gefährdendes Geistesbündniß zwischen
„Sterben“, die nichts mit dem ordinären Naturalismus
durch; aus einer
Beiden nicht bestehen könne. Ich weiß aber von der Fein= gemein hat, zur echten Tragik der „Liebelei“. Die Freunde
wurde dieses Figüre
fühligkeit der Wiener in kritischen Dingen. Zur Noth ge=Schnitzler's sind also bei seiner Burgtheater=Première am
schwebenden Leichtsir
stattet man einem Redactionsgenossen, seinen Schreibtisch=Platz. Sie konnten Theil haben an dem Erfolge, sie konnten
grollen kann. Den
collegen zu einem Goethe hinaufzuloben, man gestattet ihn aber nicht machen. Kein Premièren=Publicum vermag achtung und Schild
Theaterkritikern, welche Stücke schreiben, daß sie Theater=den wirklichen Erfolg zu bestimmen. Er wird immer erstl daß man nur Köni
dichtern, welche Kritiken schreiben, das Bühnenleben durch von den normalen Besuchern, welche der Première folgen, oder Schiffsarbeiten
kritische Rückversicherungspolizzen versüßen. Aber Cafégemein= festgestellt. Die Freunde Schnitzler's schätzen sein „Märchen“ bar sorglosen, ge
schaft ist unverzeihlich, weil öffentlich und offenbar. Solche auch ohne den gewissen Erfolg; sie geben gleichfalls diel augenscheinlichen L#
Gemeinschaft im Bannkreise des Griensteidl ist offene Partei= „Liebelei“ beruhigt dem nachfolgenden Publicum anheim.!
kleinen Züge zum
nahme hinter Spiegelscheiben, keine stille, sanft verhüllte! Mit den Freunden Schnitzler's weiß meine „Objectivität“
vollendeten Fähigke
Tintencollegialität, und müßte alle Begriffe reinlicher Kritik also nichts anzufangen. Sie gehören ins Burgtheater. Aber
so wiederzugeben, de
zerschlagen. Ich dürfte also, wenn ich den öffentlichen Anstand sein Vorstadtmädel, die Schlager=Mizi, gehört die ins Burg=fast den Bezirk ihr
nicht verletzen mag, kaum zum Loben kommen. Vielleichtltheater? Schon der Name ist ein Schlager. Er klingt nicht vollends aber in
finde ich ein Fleckchen Neid, um jener den Wienern so wie erfunden, sondern wie geholt, genommen, er gibt gleich Schnitzler nie die Gi
heiligen „Objectivität“ zuliebe einem jungen, ernst strebenden
das ganze Vorstadtbild, er selbst ist „Milien“. Aber gehört
das sichere Kriteriur
Wiener Schriftsteller den fröhlichen Einzug ins Burgtheater
das „süße Mädel“, das erst „beim Nachtmahl“ sich zur
gut wienerische Kan
zu vergällen. Vielleicht treffe ich's, den Beifall der Erstauf¬
Bruderschaft bequemt, gehört das lockere Kind mit seinen
und mit liebenswür
führung in seine Partialtöne aufzulösen, in dem Stücke
militärischen Kenntnissen und Bekenntnissen, mit dem ewig
unscheinbarsten Bem
Schnitzier's nur Fehler aufzustöbern, ihn selbst an das Maß
rheumatischen Zahnweh der Mutter, mit dem ausgesprochenen
um halb acht an“ st
seiner Vorbilder zu drücken. Ich will mein Griensteidl ab¬
„Talent zum Du=Sagen“ ins Burgtheater? Vielleicht fängt
Treiben; die absicht
streifen, den ästhetischen Meldzettel der Schlager=Mizi in der
das Burgtheater erst bei der Liebe un und bei der Liebelei
ziehungen zur Frage
„Liebelei“ prüfen; ich will Alles thun, was „objectives“ vom Backfisch aufwärts? Ich habe aber Maitressen und
ordentlich das Wien
Gewissen nur einzugeben scheint.
Cocotten durch alle Grade im Burgtheater gesehen; dann
zum Theater möchte
Hiezu eine Beilage.
Vre G
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