II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 62

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Liebelei
5. LeaSeI box 10/1
02 chen. Gie: Vermingeschaftt, die in der weitaus überwiegenden Zahl der
Fälle reines oder richtiger unreines Differenzspiel darstellen.
s ja recht gut. Die werden die Unterstützung aller ehrlichen Menschen finden,
„Client“ wird ver- wenn sie es unternehmen, die Getreidebörse von jenen schäd= Wir zweifeln nicht, daß in dem Kampf zwischen Spiellust
und der Gefahr öffentlicher Stigmatisirung, die bei Benützung
en oder 25 Stückllichen Elementen zu säubern, die den Arzt, den Beamten
e verkauft oder bei und Lehrer, den Handwerker und Bauer auf das sumpfige des Registers für viele Berufsstände eintritt, die Spiellust
Terrain locken, wo sie rettungslos einsinken. Aber auch an unterliegen wird und darauf eben kommt es an. Wenn e
en. Der „Client“
Kindesmörderinnen, Kupplerinnen, Schmetterlingmalerinnen
Schnitzler's Freunde, so will man uns weismachen,
Schnapssäuferinnen und das ganze Gesindel des „Raskol¬
haben den Erfolg bewirkt. Er sollte lieber Freunde haben,
nikow“ Auch die häusliche Umgebung des Hannele hat das
welche aus Furcht vor seinen Premièren fernbleiben und den
Burgtheater nicht ins Wanken gebracht. Ich sah den treff¬
Neidigen das Feld überlassen. Er sollte seine Freunde ver¬
lichen Thimig als Officiersburschen Stiefel putzen und dabei
pflichten, an dem heißen Premièrenabend zu Hause Suppe zu
ein „G’spusi“ mit einer Magd zum frohen Ende führen.
stechte der Seele“ von essen. Diese Freunde! Sind es etwa Tafelfreunde, welche er
Ich suchte ganze ästhetische und dramaturgische Bibliotheken
beständig in Rheinweine taucht? Oder Tabakfreunde, die er
durch, ob gerade auf das Wiener Vorstadtmädel ein Verbot
allnächtlich von 12—2 im Café mit Havanas bewirft?
Ich soll darum
gesetzt sei. Umsonst! Die Aechtung war nirgends ausge¬
Oder Freunde, an die er alle Vorstadtmädel seines Anatol
nicht loben. Es
nur das Langweilige und Unliterarische war
sprochen —
verschenkt; Freunde, die sich vielleicht an seinen mächtigen
enn Einer die durch
überall mit Bann belegt... Da erhält mein „objectives“
Namen klammern; Freunde, die er durch zündende Reden
aft ausbeuten würde,
Verfahren wieder einen argen Stoß. Denn ich muß aner¬
von den gleichen auf seine Seite bringt? Haben die Frauen aus den Logen
kennen, daß diese Schlager=Mizi köstlich gezeichnet ist. Wie
uerkennen. Es wäre applaudirt, weil Schnitzler sie etwa als Vortänzer bei Haus¬
sie ihren neu aufgeputzten Hut zeigt, oder bei einem Toaste
ausendmal beweisen bällen für seine Premièren gewinnt? Nein, seine Freunde
durstig das Anstoßen der Gläser nicht abwartet; wie sie
schon sind sein Erfolg, weil sein Talent sie anzieht, weil
Caviar=Salzstangel
über die Männer philosophirt; wie sie allerlei „Erfahrungen“.
ple „Schale braun“ sie mit Spannung und Theilnahme ihn wachsen sahen von
verwerthet — bei jedem Worte schlägt das wienerische Blut
hes, die Objectivität allerlei Anfängen zu der hervorragenden Seelenstudie
durch; aus einer unendlichen Fülle feinster Beobachtungen
sbündniß zwischen „Sterben“, die nichts mit dem ordinären Naturalismus
wurde dieses Figürchen mit seiner Frische und mit seinem
aber von der Fein=gemein hat, zur echten Tragik der Liebelei". Die Freunde
schwebenden Leichtsinn gestaltet, dem man eigentlich nicht
gen. Zur Noth ge=Schnitzler's sind also bei seiner Burgtheater=Première am
grollen kann. Dem Dichter muß jeder Typus der Beob¬
seinen Schreibtisch=Platz. Sie konnten Theil haben an dem Erfolge, sie konnten
en, man gestattet ihn aber nicht machen. Kein Premièren=Publicum vermag achtung und Schilderung werth sein. Wo ist geschrieben,
daß sie Theater=den wirklichen Erfolg zu bestimmen. Er wird immer erst daß man nur Könige oder Staatsminister oder Maitressen
Bühnenleben durch von den normalen Besuchern, welche der Première folgen, oder Schiffsarbeiter beobachten dürfe? In der schein¬
n. Aber Cafégemein=ffestgestellt. Die Freunde Schnitzler's schätzen sein „Märchen“l bar sorglosen, gar nicht alichtsvollen Art, in der
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augenscheinlichen Leichtigkeit,
welcher Schnitzler alle
offenbar. Solche auch ohne den gewissen Erfolg; sie geben gleichfalls die
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Bilde vereinigt, in der
kleinen Züge zum lebendigen
offene Partei=„Liebelei“ beruhigt dem nachfolgenden Publicum anheim.
rts= und Specialcolorit
vollendeten Fähigkeit, das
sanft verhüllte Mit den Freunden Schnitzler's weiß meine „Objectivität“
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nur die Wienerin, sondern
so wiederzugeben, daß man #
Fiffe reinlicher Kritik also nichts anzufangen. Sie gehören ins Burgtheater. Aber
ens zu erkennen wähnt;
öffentlichen Anstandssem Vorstadtmädel, die Schlager=Mizi, gehört die ins Burg=fast den Bezirk ihres losen
en Feinfühligkeit, welche
kommen. Vielleicht theater? Schon der Name ist ein Schlager. Er klingt nicht vollends aber in der #
glichen erreichen läßt, liegt
Schnitzler nie die Grenze d
er den Wienern so wie erfunden, sondern wie geholt, genommen, er gibt gleich
Dichters. Er hat die eben
gen, ernst strebenden das ganze Vorstadtbild, er selbst ist „Milien“. Aber gehört das sichere Kriterium des
er das Anstößige anmuthig
gut wienerische Kunst, un
ug ins Burgtheater das „süße Mädel“, das erst „beim Nachtmahl“ sich zur
und mit liebenswürdigen
llen hinwegzuleiten. Mit der
Beifall der Erstauf= Bruderschaft bequemt, gehört das lockere Kind mit seinen
unscheinbarsten Bemerkun
„Jetzt fangt das Theater erst
militärischen Kenntnissen und Bekenntnissen, mit dem ewig
en, in dem Stücke
Schnitzler mitten in das Wiener
um halb acht an“ stellt un
selbst an das Maßrheumatischen Zahnweh der Mutter, mit dem ausgesprochenen
tbestimmung weckt allerlei Be¬
Treiben; die absichtslose
knein Griensteidl ab=„Talent zum Du=Sagen“ ins Burgtheater? Vielleicht fängt
ziehungen zur Frage des eateranfangs in Wien, wir sehen
Schlager=Mizi in der das Burgtheater erst bei der Liebe un und bei der Liebelei
ordentlich das Wiener K o, welches „auch ohne Stimme“.
##as „objectives“ vom Backfisch aufwärts? Ich habe aber Maitressen und
Cocotten durch alle Grade im Burgtheater gesehen; dann zum Theater möchte, al glich den Zettel von oben bis zur
Hiezu eine Beilage.