II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 66

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Liebelei
5. box 10/1
ersene

(Fortsetzung folgt.)
1 (Vom Wiener Burgtheater.] Das Burgtheater brachte am
9. October zwei tragische Neuheiten, den Einacter aus dem Italie¬
nischen „Rechte der Seele“ von Giuseppe Giacosa und das dreiactige
bürgerliche Trauerspiel aus dem Wiener Liebesleben „Liebelei“ von
einem jungen Wiener Talent, dem 33jährigen Medicinal=Doctor
Arthur Schnitzler welcher sich bereits durch kleinere dramatische
und novellistische Arbeiten bekannt gemacht hat. Das italienische Stück
ist so wenig wertvoll wie desselben Verfassers vor Jahren im Burg¬
theater aufgeführte „Schachpartie“ aber theatralisch geschickt zuge¬
schnitten, errang es, ebenso wie das frühere, durch gute Darstellung
seinen Erfolg. Es dreht sich um die Eifersucht Pauls auf einen toten
Vetter, der sich gerade aus Liebe zu Pauls Frau erschossen hat. Die
Frau hat den Vetter abgewiesen, aber da ihrem Gemahl nachträglich
die Eifersucht aufsteigt, bricht sie schließlich los, ja, sie habe den Vetter
geliebt und niemals ihren Mann trotz fünfjähriger Ehe, und das
merke dieser Barbar jetzt erst. Darum müsse es aus sein mit ihrer
Ehe. Sprichts und verläßt ihr Haus, während der verliebte Mann
gebrochen liegen bleibt. Vermutlich hat die Dame bei Ibsens Nora
die Rechte ihrer Seele studirt. Die „Liebelei“ von Arthur Schnitzler,
nicht zu verwechseln mit dem Operettenmann Ignaz Schnitzer, fand
sehr freundlichen Beifall und verdient eingehendere Würdigung. Zu¬
nächst sei nur erwähnt, daß die Hauptfiguren darin zwei Studenten
mit ihren „Verhältnissen“ sind, eine lustige und eine traurige Liebelei,
und dazu der Vater der tragischen Nähmamsell, ein modernisirter
Musicus Miller, frei nach Schiller, mit einer neuen Fin de siecle¬
Moral. Man kann ihre Burgtheaterfühigkeit bestreiten, aber die
Charaktere sind wahr gezeichnet, ohne täuschendes Beiwerk. Der tra¬
matische Aufbau der Handlung, die mit einem „vergnügten Abend“ der
liebelnden Paare auf der Studentenbude beginnt und mit tödlichem Drell
endet, ist ziemlich fest und solid, sodaß der dritte Act bei vorzüglicher
ch] Darstellung verhältnismäßig starke Wirkung übte. Man empfängt von
Sciwitzler des Eindruck eines kräftigen dramatischen Talents.
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geschickt worden und, wie kürzlich verläutete, ist die dei
Regierung zu dem Resultat gekommen, daß die Hinrich
Stokes' in mehr als einer Beziehung eine schwere Recht
Feuilleton.
Neue Stücke im Burgtheater.
„Liebelei“ von Arthur Schnitzler. — „Rechte der Se
von Giacosa.
bm. Wien, 10. Oct. Auf einer Wanderung durch
Rauris hörte ich heuer auf Schritt und Tritt den hüt
männischen Ausdruck „Hoffnungsbau“; neue Unternehmer h#
das halb verfallene Goldbergwerk gekauft, und neu beru
sächsische Bergknappen und Obersteiger waren geschäftig,
Kolm=Saigurn aus auf neue Erzlager zu muthen. Hoffnu
bau trieb auch der Director des Burgtheaters, als er
unsrer Jungen mit einem Wiener Sittenstück zu Wort kom
ließ, und zwar, wie wir schon gemeldet haben, erfolgreich.
gute Ausgang des Wagnisses ist erfreulich, nicht überrasch
denn an der Begabung Schnitzlers war nach seiner (im P
in der Beilage Nr. 69, besprochenen) Novelle „Sterben“ nicht
zu zweifeln. Der merkwürdige Vorwurf der Geschichte ber
sich, wie ich mittlerweile zufällig gewahr wurde, nahe
einem Motiv von J. H. Rosny; mag Schnitzler bei der Nie
schrift seiner durchaus selbständigen Erzählung dies Gegen
gekannt oder nicht gekannt haben, unverkennbar bleibt
falls der Einfluß der neueren Franzosen in seinen Anfän
Seine ersten Digloge und Skizzen aus der Wiener Lebe
offenbaren „Anatol“ als gelehrigen Schüler von Guy de M
passant, und sein vor Jahr und Tag im Deutschen Volksthe
gegebenes Schauspiel „Ein Märchen“ führt mit Dumas
Bühnenlogik die Lorettenwünsche vom refaire une virgi
ad absurdum. Im ersten Act verkündigt ein beredter Bie
mann in großer Gesellschaft den Satz, ein edler Charakter di
und solle einer reuigen Magdalena die Hand zum Lebensbu
reichen; da er als letzter Gast heimgehen will, küßt ihm
Haustochter wortlos die Hand; das Bekenntniß erschüttert
braven Durchschnittsmenschen im tiefsten; er kämpft mit
er will Ernst machen mit seiner Theorie; in der Praxis er
ihn jedoch so maßlose Eifersucht auf die Vergangenheit, daß
aus dem überschwänglich bedankten Erlöser zum Verderber
Unglücklichen sich wandelt; vergebens wirft sie sich ihm
Füßen; ihre Beschwörung, sie nicht dem Dirnenthum prei¬
geben, bleibt ohnmächtig; er stößt sie in der letzten Scene
barmungslos von sich.
Auch das jüngste Stück Schnitzlers — „Liebelei“ —