II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 67

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Liebelei
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5 Mee
#ie gewiß nicht im
nach Berlin okondmiecollegten sei auf große Schwierigkeiten gestoßen, weßhals: Hintergrundersiehem de konne die Versicherung abgeben, daß
autete, ist die deutsche ihre Bildung ausgesetzt und die ihnen zugedachten Aufgaben den das Ober=Landescultuegericht noch bei Erledigung wichtiger —
daß die Hinrichtung[Regierungen übertragen worden seien. Die Generalcommissionen alter und neuer — Aufgaben mitzuwirken haben werde. —
ine schwere Rechtsver= seien dagegen bestehen geblieben und mit immer mehr solchen neuen Die Thatsache, daß die En wicklung unsrer Landes¬
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rurenen
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nach der Angabe des Theaterzettels im Wien der Gegenwart! Mädeln. Die Pärchen scherzen und kosen, musiciren und tanzen,
spielt, geht auf Pariser Ursprung zurück. Ein paar flotte vergnügt, nur dem Genuß des tollen Augenblicks hingegeben,
Studenten, die just ihr Freiwilligenjahr abgedient haben, sindl ohne weiter an Pflichten der nächsten Stunde zu denken; in
gtheater.
fleißiger hinter langen Zöpfen und Röcken, als hinter ihren dieses mit feinen, festen Zügen lebenstreu geschilderte, in aller
„Rechte der Seele“] Buchern her; so führen sie ihre Liebesabenteuer bald in die große,
Ausgelassenheit eumuthige Bacchanal tritt mit eins der steinerne
vornehme Welt, wo der Ehebruch absolut herrscht, lediglich durch
Gast. „Ein Her.“ (Mitterwurzer) hat Fritzens Briefe an
Wanderung durch die
ausnahmsweise Duelle beschränkt; bald in die kleine, lockere
seine, des Fremden Frau, entdeckt:
Fritz stellt sich zum
dTritt den hütten¬
Welt der Ladnerinnen, wo wiederum die Galanterie unbedingt
Zweikampf. Zuder besucht er zum ersten und zum letzten Male
ue Unternehmer hatten
herrscht, lediglich durch ausnahmsweise Selbstmorde beschränkt.
Christinens Keinbürgerliches Heim. Ihr Vater (Sonnen¬
ft, und neu berufene
Die Ehebrecherin aus der Gesellschaft, um deren willen Schnitzlers
thal), ein Basblut=Schubertianer, denkt über Liebeleien lä߬
wvaren geschäftig, von
Held im Zweikampf fällt, bleibt im ganzen Stück hinter der licher als Wolsgung Amadeus Mozart, der bekanntlich über die
muthen. Hoffnungs¬
Scene; die Bühne und unsern vollen Antheil nehmen von Mode des Strompfband=Messens einen der männlichsten, mar¬
heaters, als er einen
Anfang bis zu Ende die Mädeln aus der Vorstadt in An=kigsten Rügebriese deutscher Zunge schrieb; der moderne Stadt¬
stück zu Wort kommen
spruch, unverkennbare Doppelgängerinnen der tragischen und
musikus ist ein sentimentaler Philosoph für die Welt; in seiner
aben, erfolgreich. Der der drolligen Grisetten von Alfred de Musset: die Eine, wie
Jugend hab er bielleicht für den alten Miller gefühlt und ge¬
ch, nicht überraschend,
die Heldin von „Frédéric et Bernerette“, für den Geliebten zu
schwärmt; iin Lauf eines langen Lebens, als Tugendwächter
nach seiner (im März, jedem Opfer, zu selbstloser Hingabe und freiwilligem Tode
einer einsam vertrauernden altjüngferlichen Schwester hat er
e „Sterben“ nicht mehr
bereit, die Andere, wie Mimi Pinson, von unstillbarem Hunger, sich aber anders besonnen; weßhalb soll ein junges Blut nicht
der Geschichte berührt
Champagner= und Liebesdurst erfüllt. Die Naturgeschichte dieser lieber einmal die Leidenschaft voll auskosten, statt bestenfalls
hr wurde, nahe mit allmählich aussterbenden Zigeunerinnen des Lateinischen Viertels
in späten Tagen einem grämlichen Strumpfwirker vor dem Altar
nitzler bei der Nieder¬
hat Musset einmal lachend, ein andermal weinend, niemals knapper
als Lebensgefährten sich antrauen lassen? Diese fragwürdige
hlung dies Gegenstück
und besser gegeben, als in der Antithese seines „Profil de grisette“:
Lebensweisheit rächt sich grausam an dem wunderlichen Heiligen.
rkennbar bleibt jeden¬
„Man zeiht sie der Unbeständigkeit, an der weder die Lecture
Seine Christine liebt ihren Fritz Lobheimer, wie Hero Leander
in seinen Anfängen.
schlechter Romane noch angeborene Böswilligkeit Schuld trägt; liebt. Und als sie jählings erfährt, daß der Jüngling, dem sie
der Wiener Lebewelt
ihre Ursache ist einzig und allein die große Menge Menschen, die an
mit Leib und Seele sich zu eigen gegeben, im Zweikampf für
ler von Guy de Mau¬
ihrem Geschäftsladen vorbeigehen. Andererseits beweisen sie die
eine Andere, eine Dame der großen Gesellschaft, gefallen; als
Deutschen Volkstheater
Fähigkeit echter Leidenschaft genugsam durch die große Zahl von sie sich sagt, daß er ihr beim Abschied kein Wort der Reue, vor
fhrt mit Dumas'scher
Mädchen ihres Schlages, die sich tagtäglich zum Fenster hinaus oder
dem E#de keine Zeile des Trostes zurückgelassen; als sie er¬
efaire une virginité
in die Seine stürzen oder sich mit Kohlendampf vergiften.“ Der kennt, daß sie, die selbstlos, nur dem Naturrecht der Leidenschaft
t ein beredter Bieder¬
leichtblütige, in der eigentlichen Bedeutung des Wortes leicht=lfolgend, in dem Mann ihres Herzens ihr ganzes Sein gesucht
edler Charakter dürfe
sinnige Grisetten=Typus Mussets erscheint in der Modistin Mizi] und gefunden, ihm nur ein flüchtiger Zeitvertreib gewesen, da
and zum Lebensbunde
Schlager (Frl. Kallina) localisirt; die sentimentale, tragischer! reißt sie sich mit wildem Aufschrei von Freunden und Klug¬
en will, kußt ihm die
Entschlüsse fähige „Kleine“ von den „enteren Gründen“ über= rednern, ja von dem vergebens begütigenden, verzweifelnden
nntniß erschüttert den setzt Christine, die Tochter des Theatergeigers Weiring (Adele Vater los; zum Grab des Geliebten will sie angeblich; der alte
er kämpft mit sich, Sandrock), aus dem Pariserischen der vierziger Jahre in das Weiring aber weiß besser, was sie damit sagen will; „sie kehrt
in der Praxis erfaßt Wien unsrer Tage. Die Vorgänge entwickeln sich ungemein
nicht mehr zurück, sie kehrt nicht mehr zurück“, ist das Schlu߬
Vergangenheit, daß er einfach, bis sie in bewußtem Gegensatz zu herkömmlicher Theater=wort des Bejammernswürdigen.
er zum Verderber der mache naturgemäß aus dem Kleinleben des Alltags zu ergrei¬
Schlicht wie die Fabel, ist (scheinbar) auch die Technik;
wirft sie sich ihm zu sendem tragischen Abschluß sich steigern.
immer — oft bis zur Gesuchtheit — ungesucht ist der Ton des
Dirnenthum preiszu¬
Studiosus Fritz Lobheimer (Hr. Kutschera), ein in behag=gewöhnlichen Gespräches festgehalten; nirgends ist auf rednerischen
der letzten Scene er¬
lichen Verhältnissen tändelnder Müßiggänger, bewirthet in oder scenischen Effect hingearbeitet. Welchen Abstand, welch
seinem fröhlichen Junggesellenheim seinen Kameraden Theodor wohlthuenden Abstand bereitet uns also diese Talentprobe eines
„Liebelei“ —, das Kaiser (Hr. Zeska) und die beiden zum Zeitvertreib geladenen! Neulings im Vergleich zu den unzähligen Jambentragödien, in


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