II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 77

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#uchowski sind auch Badeni suchte, die Frage vom Standpuncte des katholischen Dogmas zuSoldaten die Ernennung des Kronprinzen zum Führer der süd¬
gigem Aufenthalt. Golu=behandeln. Die Leute halten offenbar ihre Zeit jetzt für gekommen, deutschen Truppen aufnahmen. Besonders erinnerte er an die fest¬
er unausgesetzt. Zwischen daher diese durch nichts gerechtfertigten Herausforderungen.
liche Vorstellung in München, wo der edle König von Baiern dem
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ner Leidensgenossinnen? — gegenüber den gediegenern Menschen, „die immer recht haben“. schildert, hier verzichtet er darauf, geistreich zu sein. Der Dialog
„Charakterstudie“. Man
Karl soll mit ihr nach Wien zurück, und als er sich weigert und
voll alltäglicher Redensarten dient ihm dazu, den Eindruck schlichter
en des Bluts über das Urteil,
sie zurechtweist, da empfindet sie selbst ihre „Unverbesserlichkeit“
Wahrheit zu erhöhen und das Bedenkliche der Situationen zu ver¬
somit durch mehr Leichtsinn
und sie empfindet auch, daß Karls Cousine, ein im Schloß still
hüllen, sodaß sich ungezwungen, nicht ohne kluge Vorbereitung,
d weniger Erziehung, mehr
waltendes sinniges Mägdlein, besser für Karl passe und seinem
aber doch überraschend, ein wirksamer tragischer Schluß entwickelt.
rvernünftige Herzensgüte,
Herzen immer näher rücke. Gutmütig und charakterlos überläßt sie
Die tiefere Unwahrheit liegt, wie bei den französischen Sitten¬
niger bewußtes Streben,
den Geliebten, ihre einzige Stütze im Lebenskampfe, dem solidern
dramen, in der falschen, unkünstlerischen Schätzung des Iocalen.
weck und Ziel, mehr gute
Mädchen. Unfähig, sich ernsterer Lebensführung anzupassen, geht
Es ist nicht gleichgültig, ob Klärchen für Egmont stirbt, den herr¬
ag, der ihre üble Laune
sie davon, ins Ungewisse, ins Verderben. Vielleicht wird das grau¬
lichen Nationalhelden, in dessen scheidender Seele sich ihr geliebtes
Liebe, ihre ganze Zukunft
same, wertvolle Charakterbild draußen, wo man sich nicht so un¬
Bild zum Ideal verklärt, oder für irgend einen alltäglichen Lumpen,
s Schicksal der Baronesse
mittelbar getroffen fühlt, besser gefallen.
für den sie sich weggeworfen hat, und zwar mit dem Bewußtsein
erlotterten Wiener Adels¬
Das dreiactige Schauspiel „Liebelei“ von Schnitzler schildert
mangelnder Gegenliebe, ohne welche die wahre Liebe nicht bestehen
selten im armen Beamten¬
Wiener Schmetterlingspaare aus den Regionen, wo man für die
kann, oder zur Narrheit wird. Eine große Leidenschaft muß im
noch näher zu kommen,
heilige Liebe Surrogate sucht in zeitweiligen „Verhältnissen“. Zwei
Drama auch große Ursachen haben. Der sehr begabte Verfasser
on „Vornehmheit“ lassen
junge Herren im ietzten Hochschulstadium, Fritz und Theodor,
besitzt die Kunst, uns einigermaßen hierüber wegzutäuschen. Im
on dem er spricht, besitzt
machen sich mit ihren kleinen Fräulein aus dem Modistenfach,
Burgtheater half ihm Fräulein Sandrak, indem sie von vornherein
e. Im Deutschen Volks¬
Christine und Mizi, in der Junggesellen=Wohnung Fritzens einen
mit der ihr eigenen verhaltenen Nervosität den großen Leidenschafts¬
nerin, Frau Odilon, die
„vergnügten Abend“. Theodor und Mizi sind das schlechtweg
ausbruch der sentimentalen Christine am Schluß begründete, und Herr
anzen Sommer mit ihrem
lustige Paar, ungebunden durch Moral oder Zukunftsgedanken,
v. Sonnenthal spielte den Musicus mit einer schlichten Treuherzig¬
haben soll und ihre schöne
Fritz und Christine die Sentimentalen mit melancholischem Boden¬
keit die einer richtigern Moral wert gewesen wäre.
sie unmöglich weder im
satz. Für Theodor sind die Mädel nur zur Unterhaltung da er
Weit aus den Glenzen ästhetisher und ethischer Bedenken führte
Arwüchsigkeit treffen. Die
schert sich wenig um „das berühmte Gewissen“. Seiner Mizi
uns die Localposse „Der Nazi“ von Krenn und Karl Lindau im
ihrem freiherrlichen Gro߬
steyen die jungen Herren in derselben Schätzung. Daß sie sich um
Wiedener Theater, in welcher aller Witz sich darum dreht, Herrn
alten Verbindungen aus¬
einen Liebhaber sonderlich grämen sollte, das hat „noch keiner er¬
Girardi Gelegenheit zu lustigen Capriolen zu geben. Dem Nazi
iemlich flottes Leben nach
lebt“. Sie will nur den Augenblick lustig genießen, nicht „im Mai
(Ignaz) bietet sich ziemlich reichliche Gelegenheit als socialistisch¬
rl und schwacher Charakter,
an den August denken“. Fritz hat sich in ein gefährliches Liebes¬
angehauchter Kellner, als findiger Dienstmann, als Schwiegersohn
erbauliches Beispiel und
verhältnis zu einer verheirateten Frau, einer schwarzen Dame, ver¬
in tausend Nöten und als „Wiener Nazi“ (eine neue Gigerlart der
selbst Ueberlassenen erzieh¬
strickt, das ihn zu sehr aufregt, darum machte ihn Theodor „zur
untern Stände) unsere Zwerchfelle zu erschüttern. Er vermag mit.
, findet aber kein Gefallen
Erholung“ mit Christinen bekannt. Mizi hat ihm zu diesem Zweck
einem „Nazi=Liede“ (Musik von Leopold Kuhn) sogar die Leier¬
ftsaussicht. Sie beneidet
Christine zugeführt, die einsame und arbeitsame, sinnige und liebes¬
männer künstlerisch anzuregen. Lustiger noch wirkt die zugkräftige
und zankt mit ihr. Es
bedürftige Tochter eines armen Violinspielers am Josephstädter
Gesangsposse des Raimundtheaters „Der Heiratsschwindler“ von .
on in dieser Adelsfamilie
Theater. Christine begreift wohl, daß ihre Beziehung zu Fritz keine
Bernyard Buchlinder, dem flinken Erzeuger vieler Possen, Opern,
nter Kittys Liebhabern ist
dauernde sein soll, aber sie möchte „einmal glücklich“ sein und sie vielbändiger Romane, Zeitungsartikel u. s. w. Sie versetzt den be¬
26 Jahre und denkt an
findet in ihrer Erziehung dafür kein Hindernis. Ihr Vater, ein kannten „Ehemann auf Reisen“ zeitgemäß als Curgast nach Kirle¬
dlustig und gefällig sein
modernes Gegenstück zu Schillers Musicus Miller, hat einst die
bad, wo er verschiedenartigen Damen gleichzeitig die Cour schneidet,
Dr. Karl v. Bauer, der
Tugend einer ledigen Schwester behütet, bis diese zur einsamen, bis das Strafgericht in Gestalt seiner Gattin über ihn hereinbricht,
lie, die sich das einstige
erinnerungslosen, uralten Jungfer verschrumpfte und starb. „Ich
und dazu die Gefahr einer ihm selber von einem Freunde mit
eine Mischung von länd¬
hab sie so gut behütet“, klagte er, „vor allen Gefahren und — vor
eigenster unbewußter Beihülfe drohenden Behörnung. Frödens kör¬
bildung und Welterfahren¬
allem Glück. Und was hatte sie schließlich von dem ganzen gro߬
niger Humor, Fräulein Niese als liebedurstiger Gymnasiast und die
ihren Verhältnissen, doch
artigen Bewußtsein ihrer Tugend?!“ So gönnt er denn seiner
gesamte flotte und übermütige Darstellung bringen die ebenso un¬
er mit seiner Mutter in
Tochter, „einmal glücklich“ zu sein, aber die Tugend ihrer Altjungfer¬
wahrscheinlichen als unsinnigen Verwicklungen und grotesken Scherze
aufheiterndes Element; da
Tante scheint in Christinen doch fortzuwirken. Ihr genügen keine
namentlich in den ersten Acten zu erschütternder Wirkung. — Im ¬
gkeit des herzigen Mädels
Surrogate. Sie hängt sich bald mit der ganzen Kraft einer starken
Carltheater hat Jauner als neuer Director das gethan, was dem
Frau haben, wenn seine ersten Liebe, deren Ewigkeit sie dann durch den Tod besiegelt, an
neuen Burgtheater am meisten not thut, nämlich den Deckel des
htigkeit und ein Kuß, mit Fritz, der sie nicht einmal wiederliebt. So sällt auf sie ein Schimmer
Zuschauerhauses um ein Stockwerk herabgelassen mit Beseiti¬
Hals wirft, gewinnen ihn
von Klärchen=Poesie, aber der Glanz ist nicht ganz echt. Ihr Fritz
gung der obersten Galerie. Er hat alles glanzvoll hergerichtet,
oß zu seiner Mutter und
ist leider kein Egmont. Fritz liebelt mit ihr wie mit der schwarzen
die lebensgefährlichen Seitenräume erweitert, die Kopacsi neben der
Weiterhin werden die Be¬
Dame, bei der er Hausfreund spielt. Deren betrogener Ehemann
Zimaier, Tewele neben Blasel und andern komischen Geistern
s zu der gediegenen und
fordert ihn zum Duell. Unter dem Vorgefühl seines Todes steigt
engagirt und dazu viele schöne Körper. Er hat eine neue Operette
wie die liebenswürdigen
ihm die Ahnung auf, daß wohl bei Christinen sein wahres Glück
von dem verstorbenen Großmeister Franz v. Suppé als Eröffnungs¬
und ihre zügellose Zunge,
wäre, aber — „diese Stunde ist eine große Lügnerin“. Er wird
vorstellung beschafft und sie kostspielig ausgestattet und doch keinen:
die abstoßen. Wird Kitty
erschossen und Christine hört davon erst, nachdem er begraben ist.
Erfolg errungen. Denn es ist so wenig wahr, daß die „Häuser
frau tragen lernen? Der
„Wie“, ruft sie aus, „er siel im Duell für jene Frau, und für
noch ausverkauft“ sind, als daß die Operette „Das Modell“ vom
Nur im Sonnenlicht kann
mich, die ihn so liebte die ihm alles hingegeben, deren Herrgott
Suppé componirt wurde. Suppé machte in seiner letzten Krank¬
n Regentage ist sie schon
und Seligkeit er gewesen, hatte er kein Wort des Abschieds? Ich
heit damit Versuche, aber wenn er sich ans Clavier setzte, pflegte
Schmetterling verliert den
ko# n nicht einmal zu seinem Leichenbegängnis.“ Und sie folgt ihm
er bald in traurige Phantasieen zu geraten. Es war nicht wohl¬
Sie hat zu wenig Kern
freiwillig in den Tod, aus Liebe und Verzweiflung.
gethan, diese zusammengestoppelten alten Sachen und fremden Nach¬
wehren, sie ist nicht an Ar¬
Der Verfasser hat schon früher in sieben kleinen dramatischen
ahmungen dem toten Maestro unterzuschieben.
sen Launen zu beherrschen Augenblicksbildern als „Anatol“ galante Liebeleien prickelnd ge¬