II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 87

Liebelei
5. Lieeie, box 10/1
—tr ogte meoichen Grrssch.
no, wie undere Menschen,
kise der Neugewählten sicher das eroberte Wien anzutreten, das wäre allerdings auf ihren gewohnten Wegen verharren sollte. Für
intimen Ksmpfen zwischen wohl beklemmend für die Sieger. Das würde ihnen die fortschrittliche Minorität ist es aber, wie gesagt,
wohl auch einen Vorgeschmack für Dasjenige geben, recht gleichgiltig, welche Persönlichkeit aus dem
berufen s##n, etwas mehr
was zu erwarten stünde, wenn sie in dem Glauben, gegenwärtigen Lager den Bürgermeisterstuhl besteigen
abstimmendes Mitglied der
Seeun
„süße Mäd'l“, das sehr leicht einzufangen ist, erinnert nach
Waffen! ... Ein Kuß, ein herzlicher Händedruck, einige
C4
der Charakteristik des Dichters „mit seinem kleinen,
„Mäd'l“.
verstohlene Thränen, ein halb unterdrücktes Schluchzen —
blonden Köpferl, mit seiner sentimentalen Heiterkeit und
und die Trennung von Herz, Tisch und Bett war voll¬
ithiges Lied, das die Pariser
mit seiner lächelnden, schalkhaften Wehmuth an einen ge¬
zogen. — Mit dem zweiten Kaiserreich verschwand dieser
en Gelagen in dem Momente
tragenen Wiener Walzer“. Es ist mit anderen Worten
Typus aus dem Leben und aus der Literatur. Und als
die Stimmung eine rührselige
Strauß'sche Musik, ins Weibliche transponirt. Dieses
Alphonse Daudet ihn später wieder aufgriff, trug die
gst verrauschte Zeit, da in den
„süße Mäd'l“ ist ebenso empfindsam, ebenso wenig
einstmalige Grisette so völlig veränderte Züge, daß sie
alten Quartier Latin das fröh¬
ansprüchig, wie die Grisette Musset's. Sie verlangt
nicht mehr zu erkennen war. Aus dem früheren leicht¬
isette erklang. „Du bist jetzt,“
keine Diamanten und keine Perlen. Sie begehrt nicht
lebigen, genügsamen Mädchen, das man mit einem Kuß,
wenn Du noch lebst, ein altes
einmal ein Bracelet. Wenn ihr der Geliebte ein Veilchen¬
einer Blume beglückte, war eine verschwenderische, leiden¬
dwo in der Provinz einen
bouquet überbringt, so ist sie zufrieden, ja gerührt, dann
schaftliche, perfide und launische Courtisane geworden, eine
erhellt Dein runzeliges Gesicht
steht ihr eine Thräne im Augenwinkel. Sie hat auch gar
Sappho, die dem Geliebten das Lebensmark aussog,
dann an die schönen, alten
kein Gelüste darnach, bei Sacher zu soupiren. Ihr ist mit
moralisch und physisch. „Für meine Söhne, wenn sie
hen Zeiten sind längst vorüber.
einem frugalen Nachtmahl in einem Vorstadtbeisel ge¬
zwanzig Jahre alt werden,“ hatte der Dichter auf die
rt nicht mehr. Sie ist zur
holfen. Das ist die mildere Form der Wiener Grisette, die
erste Seite jenes Romans geschrieben, in dem er ein
frinnerung an sie tönt nur noch
nicht faszinirend schön, nicht besonders elegant, durchaus
literarischen Dokumenten. Aber solches Weib mit erschreckender Wahrhaftigkeit zeichnete.
nicht geistreich ist, aber dafür, wie Schnitzler behauptet,
en, wie sie uns Alfred de Musset] Dieses Buch sollte eine Warnung sein vor jenen leicht¬
zu lieben weiß. Der Dichter der „Liebelei“ kennt aber auch
geschürzten Verbindungen, die auf das Lebensschicksal so
n, blättern, da taucht dieser
einen härteren Typus dieses Wiener Mädchenschlages. Das
manchen jungen Mannes in Paris vernichtend einwirken.
romantischen Zauber verklärte
ist sie, die Mizzi, in seinem Schauspiel. Dieses Mädchen
wunderlichen Liebreiz vor uns
ist in Sacher's Speisekarte ebenso bewandert, wie in den
Nahezu ein halbes Jahrhundert ist dahingerollt,
Ans, diese Mimi Pinson, diese
verschiedenen Waffengattungen der Armee. Die schlürft
seitdem die französische Dichtung den holden und harm¬
lauter junge, lebensstroßende
gerne Champagner, trinkt sich gelegentlich sogar einen
losen Pariser Grisetten=Typus festgehalten und durch eine
denten und jungen Künstlern
Schwips an, wechselt unbedenklich ihre Liebhaber und
Reihe prächtiger Figuren illustrirt hat. Und nun taucht
hausten, die in deren Heim be¬
mildert ihre laxe Moral durch einen unzerstörbaren Fonds
dieser Typus in seiner milderen und seiner härteren Form in
walteten, alle Miseren einer
natürlicher Gutmüthigkeit. Man fand diese Mizzi auf den
der Wiener Literatur auf. Die Grundzüge aus dem eigen¬
duldeten, keine Ansprüche machten
Brettern des Durgtheaters äußerst amusant. Man lächelte,
artigen Charaktergepräge der einstmaligen Pariser Grisette
beschenken vorlieb nahmen. In
man lachte, man applaudirte. Und es fehlte nicht an sehr
finden wir nämlich in den Mädchengestalten, die Arthur
die ein Zufall knüpfte und der
gewichtigen Stimmen, welche erklärten, daß Schnitzler der
Schnitzler in seinem Buche „Anatol“ und in seinem Schau¬
schwur man sich keine ewige
dramatischen Dichtung ein neues Gebiet erobert und eine
spiel „Liebelei“ vorführt. Die längst verschollene Mimi
ein Liebesbund auf Kündi¬
neue Gestalt von urwüchsigem Wiener Erdgeruch ent¬
Pinson feiert in Wien ihre fröhliche Auferstehung, sie ist
dußte dies sehr wohl. Es
deckt habe.
bei Schnitzler das Wiener Vorstadtmädchen, das man auf
Tragik, wenn so ein Pärchen
der Straße, beim Tanz, in einem Omnibus, unter einem
er längeren Zusammenwohnen
Schnitzler ist also der Moderne par excellonce. So
Jammern, kein Drohen mit Regenschirm kennen lernt und rasch an sich lockt. Dieses
Hiezu zwei Einlagsbogen.