Liebelei
box 10/1
5. Kena
pönlische Parteien zurückbrängen, niemals aber
„nern kann ich Besseres nicht vorbringen
ganze Nationalitäten, sobald diese es sich nicht mehr
ehrerbietigsten Dank für die Gnade, die uns zu
ann den Kaise un
gefallen lassen wollten. Eine Regierung über den
Theil wird, indem Euere kaiserliche Majestät Im
er Feier und verlas darauf
Parteien dürfe freilich keine bureaukratische und abso¬
Verein mit Seiner Majestät dem König und Herrn
nahme in den Schlußstein
lutistische werden, wenn sie nicht gemeinschädlich
dieses Landes durch Allerhöchst Ihre Gegenwürt
Gottes Gnaden deutscher
dem heutigen Tage die Weihe geben! Aber nicht
wirken solle; daher müsse das Volk sich frei in der
dem Reichsgericht allein darf ich diesen Gnaden¬
reußen 2c. thun kund und
Presse, in Versammlungen und durch Wahlen
beweis zurechnen; er gilt Allen, die in Deutsch¬
: „Das Haus, zu welchem
äußern können und dürften die Parteien nicht durch
land zur Rechtsprechung berufen sind; er gilt der
Jahres 1888 in Gegen¬
gouvernementale „Bemutterung“ des Parlaments in
n Verbündeten, des Königs I hohen Bedeutung, welche die Rechtspflege über¬
Wetter festgenegelt lund ein Wettersturz brachte
letzte Entschuldigung hielt saßen, rauchten, Vermouth tranken und spuckten.
Schnee und Frost!
Die nahe Kirche mit zwei grünen, patinabedeckten
Ein unendlicher Abschen
Er brachte auch einen „Regentag,“ welchen der
Kuppelchen stand offen, sie war groß, geräumig, leer
mich. Ich hatte — ein ge¬
begabte Wiene Schriftsteller J. J. David über das
und dunkel und nur vor einem Altar und Mensen¬
unschuldig Schlafende, eine
Deutsche Volkstheater“ wie einen grauen Mantel
bild brannten eine Menge Kerzen. Josfo berete ein
breitete, sich und uns zum zweifelhaften Vergnügen.
wenig, dann eilten wir rasch zum Strand, wo uns
in. Ich starrte wahnsinnig,
Es war ein trüber Abend, an welchem die erste Vor¬
unser guter Audria erwartete. Vom Boot aus sahen wir
hinaus. Die Felder flogen
stellung dieses Stückes erfolgte, das weder Fisch noch
die Sonne wundersam hinter den Schneebergen Genuas
er Bahnzug rasselte mir eine
untergehen... Alle kleinen Städte von Recco bis an Fleisch, weder Lustspiel noch Schauspiel, in richtiger Er¬
die mich gänzlich außer
das ferne Genua schienen zu einem einzigen Häuser= kenntniß, von dem Autor selbst eine „Charakter=Studie“
Ich versuchte hinauszu¬
neer am Strande zusammengeschmolzen, seinen genannt wurde. Herr J. J. David hat diese Arbeis
hie hielten mich gebannt.
steinernen Gürtel bildend, den das untergehende Be= trotz besserer Einsicht auf das Theater gebracht und
eine süße, schöne, schuldlose
muß nun tragen, daß ihm Alles zu Wasser geworden
stirn rosig durch= und überieuchtete, während die
in Schmerz war nicht zu
ist: seine Hoffnungen auf Ruhm und Geld. Ehedem
weiße Brandung spielend an ihm hinauftänzelte...
heute nicht. Worte geben
war es anders. Ehedem erstrebte man nur das
Es war unsagbar schön.
vieder, die mich mehr als
höchste Ziel der ästhetischen Erfolge an, heute will
Dann nahmen wir für heute Abend Abschied. Joffo
ruhelos, ohne Unterlaß —
man gefallen und, so weit als möglich, reich dabei
unter herzlichem Dank und der Bitte, ihn nicht zu
die Gicht —
werden. Hohe Tantismen verderben gute Theater¬
verrathen.
wie ich zum Joffo, dem
Die Aehnlichkeit mit Katerina und der jungen Sitten. Man arbeitet wie Sudermann auf den
Das ist nicht mehr in¬
Effeet, um große Einnahmen zu machen und wenn
Engländerin im Eden Hotel war nur ein sonderbares
#eich apathiich weiter. Ich
man als echter Moderner nicht auf den Effeci ver¬
Naturspiel gewesen —
dten, schlug mich mühsam
Wohl hatte ich einige Gewisseusbisse, das Geheim= zichtet, hofft man doch, daß trotz alledem das Publicum
und sparte das Geld, was
niß eines Mörders zu bewahren . . .. abex nach der neuen freien Richtung liebevoll auf die hundert
re Zeiten auf.
kleinen Züge, die man zusammensetzt, um Stimmung
fünfzig Jahren?
gewann und verlor, ich
zu machen, eingehen werde. Der Besten Einer in der
it mehrmals Schiffbruch,
modernen Zeit Gerhard Hauptmann hat aber seinen
in den Hafen einlaufen
Selbstwillen manches Mal nicht durchsetzen können,
ir nur zu lächeln, um mich
Der Oberschullehrer uns der Obersteuerinspector
denn das Publicum im Theater, so sehr es auch be¬
eder Erfolg war von einem
zahlten ihre Wette. Joslo fand man einige Tage
reit ist, dem Neuen das Gute abzugewinnen, will
vernichtet — es schien, als
nachher todt in seinem Hauschen. Sein erbetteltes
doch vor Allem interessirt, gepackt, gerührt, erheitert
inslängliche Rache nehmen
Vermögen vermachte er den Armen Nervis, damit
ode# erschüttert werden. Nur auf Spannung, auf
zurückgebend, was er ihnen entzogen.
den Strom der großen Hundlung hat es J. J. David
merika und Südafrika, auf
nicht abgesehen gehabt mit seinem „Regentag“. Er
alischen Golbfeldern. Als
wollte den Wienern wienerisch kommen und sie da¬
ward ich einmal beraubt,
durch von Haus aus gewinnen; allein die Wiener
schlagen und schwer ver¬
erkannten sich nicht in dem angeblich wienerischen
vollte mich nicht. Zunächst
Wiener Briefe.
Stücke. Sie fanden, daß man ihnen nicht nur nicht
auf die Höhe von Genual
schmeichle, sondern sie verletze. Man sagte:
ich rettete das nackte
1#
„Wir wollen uns im Theater vor Allem unter¬
v. A. Im „Fllegenden Holländer“ bittet der
on alt und schwach in der
halten, aber man soll uns, wenn man schon
zweite Tenor, in jugendlicher Matrose, den „lieben
r. Ein Deutscher schenkte
Südwind“, recht heftig zu blasen, damit das fest= nicht heitere Farben auf die Palette setzt, geistig be¬
gelegte Schiff mit geblähren Segeln das Weite suchen schäftigen; aber nicht wahr und nicht schön, das
cheidend. Betteln ist hier
könne. Bei uns in Wien wird der Südwind nicht interessirt uns nicht!" Es muß in der That mis
Die Nervianer zwar
e sie selbst die Fremden an- sehnsüchtig herbeigerufen, denn wenn der Sirocco ganz besonderen Dingen zugehon, wenn man einen
deu keinen, der bei ihnen über den Alpenriegel des Semmering hereinbricht Regentag nicht noch langweiliger machen soll, als er
und Wien mit giftig warmem Hauche anbläst, er= es an und für sich schon ist. Denn noch schwerer als
tiat. So kam's
schlaffen die Nerven. Jedermann fühlt sich un= eine von schönen Tagen ist eine Reihe von Regen¬
e still vor sich hin.
gelangt. Wir schritten eine behaglich und sagt: „Dieser Wind bringt Regen!“ tagen zu ertragen, besonders im Theater. Wenn
freien Platz, woschmutzige So ist es uns auch in den letzten Tagen ergangen. man auf der Bühne, wo man Blitz und Donnen
## zwei feindlichen Cafés „Warm oder regnerisch!“ so wurde das herrschende fordert, wo es die Augen bleuden oder krachen und
SA
box 10/1
5. Kena
pönlische Parteien zurückbrängen, niemals aber
„nern kann ich Besseres nicht vorbringen
ganze Nationalitäten, sobald diese es sich nicht mehr
ehrerbietigsten Dank für die Gnade, die uns zu
ann den Kaise un
gefallen lassen wollten. Eine Regierung über den
Theil wird, indem Euere kaiserliche Majestät Im
er Feier und verlas darauf
Parteien dürfe freilich keine bureaukratische und abso¬
Verein mit Seiner Majestät dem König und Herrn
nahme in den Schlußstein
lutistische werden, wenn sie nicht gemeinschädlich
dieses Landes durch Allerhöchst Ihre Gegenwürt
Gottes Gnaden deutscher
dem heutigen Tage die Weihe geben! Aber nicht
wirken solle; daher müsse das Volk sich frei in der
dem Reichsgericht allein darf ich diesen Gnaden¬
reußen 2c. thun kund und
Presse, in Versammlungen und durch Wahlen
beweis zurechnen; er gilt Allen, die in Deutsch¬
: „Das Haus, zu welchem
äußern können und dürften die Parteien nicht durch
land zur Rechtsprechung berufen sind; er gilt der
Jahres 1888 in Gegen¬
gouvernementale „Bemutterung“ des Parlaments in
n Verbündeten, des Königs I hohen Bedeutung, welche die Rechtspflege über¬
Wetter festgenegelt lund ein Wettersturz brachte
letzte Entschuldigung hielt saßen, rauchten, Vermouth tranken und spuckten.
Schnee und Frost!
Die nahe Kirche mit zwei grünen, patinabedeckten
Ein unendlicher Abschen
Er brachte auch einen „Regentag,“ welchen der
Kuppelchen stand offen, sie war groß, geräumig, leer
mich. Ich hatte — ein ge¬
begabte Wiene Schriftsteller J. J. David über das
und dunkel und nur vor einem Altar und Mensen¬
unschuldig Schlafende, eine
Deutsche Volkstheater“ wie einen grauen Mantel
bild brannten eine Menge Kerzen. Josfo berete ein
breitete, sich und uns zum zweifelhaften Vergnügen.
wenig, dann eilten wir rasch zum Strand, wo uns
in. Ich starrte wahnsinnig,
Es war ein trüber Abend, an welchem die erste Vor¬
unser guter Audria erwartete. Vom Boot aus sahen wir
hinaus. Die Felder flogen
stellung dieses Stückes erfolgte, das weder Fisch noch
die Sonne wundersam hinter den Schneebergen Genuas
er Bahnzug rasselte mir eine
untergehen... Alle kleinen Städte von Recco bis an Fleisch, weder Lustspiel noch Schauspiel, in richtiger Er¬
die mich gänzlich außer
das ferne Genua schienen zu einem einzigen Häuser= kenntniß, von dem Autor selbst eine „Charakter=Studie“
Ich versuchte hinauszu¬
neer am Strande zusammengeschmolzen, seinen genannt wurde. Herr J. J. David hat diese Arbeis
hie hielten mich gebannt.
steinernen Gürtel bildend, den das untergehende Be= trotz besserer Einsicht auf das Theater gebracht und
eine süße, schöne, schuldlose
muß nun tragen, daß ihm Alles zu Wasser geworden
stirn rosig durch= und überieuchtete, während die
in Schmerz war nicht zu
ist: seine Hoffnungen auf Ruhm und Geld. Ehedem
weiße Brandung spielend an ihm hinauftänzelte...
heute nicht. Worte geben
war es anders. Ehedem erstrebte man nur das
Es war unsagbar schön.
vieder, die mich mehr als
höchste Ziel der ästhetischen Erfolge an, heute will
Dann nahmen wir für heute Abend Abschied. Joffo
ruhelos, ohne Unterlaß —
man gefallen und, so weit als möglich, reich dabei
unter herzlichem Dank und der Bitte, ihn nicht zu
die Gicht —
werden. Hohe Tantismen verderben gute Theater¬
verrathen.
wie ich zum Joffo, dem
Die Aehnlichkeit mit Katerina und der jungen Sitten. Man arbeitet wie Sudermann auf den
Das ist nicht mehr in¬
Effeet, um große Einnahmen zu machen und wenn
Engländerin im Eden Hotel war nur ein sonderbares
#eich apathiich weiter. Ich
man als echter Moderner nicht auf den Effeci ver¬
Naturspiel gewesen —
dten, schlug mich mühsam
Wohl hatte ich einige Gewisseusbisse, das Geheim= zichtet, hofft man doch, daß trotz alledem das Publicum
und sparte das Geld, was
niß eines Mörders zu bewahren . . .. abex nach der neuen freien Richtung liebevoll auf die hundert
re Zeiten auf.
kleinen Züge, die man zusammensetzt, um Stimmung
fünfzig Jahren?
gewann und verlor, ich
zu machen, eingehen werde. Der Besten Einer in der
it mehrmals Schiffbruch,
modernen Zeit Gerhard Hauptmann hat aber seinen
in den Hafen einlaufen
Selbstwillen manches Mal nicht durchsetzen können,
ir nur zu lächeln, um mich
Der Oberschullehrer uns der Obersteuerinspector
denn das Publicum im Theater, so sehr es auch be¬
eder Erfolg war von einem
zahlten ihre Wette. Joslo fand man einige Tage
reit ist, dem Neuen das Gute abzugewinnen, will
vernichtet — es schien, als
nachher todt in seinem Hauschen. Sein erbetteltes
doch vor Allem interessirt, gepackt, gerührt, erheitert
inslängliche Rache nehmen
Vermögen vermachte er den Armen Nervis, damit
ode# erschüttert werden. Nur auf Spannung, auf
zurückgebend, was er ihnen entzogen.
den Strom der großen Hundlung hat es J. J. David
merika und Südafrika, auf
nicht abgesehen gehabt mit seinem „Regentag“. Er
alischen Golbfeldern. Als
wollte den Wienern wienerisch kommen und sie da¬
ward ich einmal beraubt,
durch von Haus aus gewinnen; allein die Wiener
schlagen und schwer ver¬
erkannten sich nicht in dem angeblich wienerischen
vollte mich nicht. Zunächst
Wiener Briefe.
Stücke. Sie fanden, daß man ihnen nicht nur nicht
auf die Höhe von Genual
schmeichle, sondern sie verletze. Man sagte:
ich rettete das nackte
1#
„Wir wollen uns im Theater vor Allem unter¬
v. A. Im „Fllegenden Holländer“ bittet der
on alt und schwach in der
halten, aber man soll uns, wenn man schon
zweite Tenor, in jugendlicher Matrose, den „lieben
r. Ein Deutscher schenkte
Südwind“, recht heftig zu blasen, damit das fest= nicht heitere Farben auf die Palette setzt, geistig be¬
gelegte Schiff mit geblähren Segeln das Weite suchen schäftigen; aber nicht wahr und nicht schön, das
cheidend. Betteln ist hier
könne. Bei uns in Wien wird der Südwind nicht interessirt uns nicht!" Es muß in der That mis
Die Nervianer zwar
e sie selbst die Fremden an- sehnsüchtig herbeigerufen, denn wenn der Sirocco ganz besonderen Dingen zugehon, wenn man einen
deu keinen, der bei ihnen über den Alpenriegel des Semmering hereinbricht Regentag nicht noch langweiliger machen soll, als er
und Wien mit giftig warmem Hauche anbläst, er= es an und für sich schon ist. Denn noch schwerer als
tiat. So kam's
schlaffen die Nerven. Jedermann fühlt sich un= eine von schönen Tagen ist eine Reihe von Regen¬
e still vor sich hin.
gelangt. Wir schritten eine behaglich und sagt: „Dieser Wind bringt Regen!“ tagen zu ertragen, besonders im Theater. Wenn
freien Platz, woschmutzige So ist es uns auch in den letzten Tagen ergangen. man auf der Bühne, wo man Blitz und Donnen
## zwei feindlichen Cafés „Warm oder regnerisch!“ so wurde das herrschende fordert, wo es die Augen bleuden oder krachen und
SA