Liebele
5. L#1 box 10/1
G
C
„N
Lagazi
□.2
Ges%
6
— für Litteratur. —
1832 begründet
Herausgegeben von Otto Neumann=Hofer.
Verlag von
von
Redaktion: Berlin=Eharlottenburg II, Carmerstraße 10.
Conrad Skopnik
Joseph Lehmann.
in Berlin.
Expedition: Berlin NV., Dorotheenstraße 8.
Erscheint jeden Sonnabend. — Preis 4 Mark vierteljährlich. Bestellungen werden von jeder Bua handlung, jedem Postamt (Nr. 3580 der
Postzeitungsliste), sowie vom Verlage des „Magazin“ entgegengenommen. Anzeigen 40 Pfg. die viergespaltene Nonpareillezeile.
2 Preis der Einzelrummer 40 Pfg. Se
—
64. Jahrgang.
Berlin, den 16. November 1895.
Nr. 46.
Anzngsweiser Aachdruck fünlicher Aeikel, anser den noelsische und dramalischen, unter genaner chnellenangabe gestater
Unbefugter Nachdruck wird auf Grund der Gesetze und Verträge verfolgt.
Pist ehrlich und verdient alle Achtung; es ist Bühnensinn
Inhalt:
darinnen, und der erste Aufzug ist lebendig und echt.
Darnach ist eigentlich alles soweit erschöpft, daß nur
Titteratur, Wissenschaft und öffentliches Leben.
noch die Schlüsse gezogen werden müssen, sodaß die schöne
architektonische Gliederung des Dramas eigentlich leidet.
J. J. David: Wiener Kunst XII. Sp. 1489.
Es ist nichts Neues, auch für ihn nicht, was Schnitzler
J. Reinke: Mann und Weib. Sp. 1493.
bot, aber es ist ein tüchtiges Werk, das zunehmende
Willp Rath: Neue Verse und moderne Kritik I. Sp. 1496.
Reife bekundet. Sodann wurde nach älterer Überlieferung
Eduard Koschwitz: Ein französisches Werk über die französische
„Der Müller und sein Kind“ wieder aufgenommen. Nach
Kriegs= und Revanche=Dichtung. Sp. 1503.
der Dichtung von gestern wirkte das Rührstück von
Karl von Torresani: Weiße Mauern. VIII. Sp. 1510.
olim. Es wird eben in der Burg wieder mit Lust und
Litterarische Chronik: Sp. 1515.
gut gespielt: und ihre guten Zeiten sind damit zurückge¬
kehrt. Wiederum ist's schwer, einen Sitz zu bekommen.
Musik.
Neue Schauspieler wie Kutschera und die Sandrock
Mar Loewengard: Konzerte. Sp. 1517.
bekunden ein erfreuliches Wachstum und ziehen an.
Dafür scheidet demnächst die Wolter in einigen ihrer
Bildende Kunst.
ilten Glanzrollen von uns.
Hugo Ernst Schmidt: Ausstellung bei Gurlitt Sp. 1519.
Im Volkstheater ist man mit der Saison übel
Die Litterarische Gesellschaft zu Leipzig. Sp. 1520.
zufrieden. Ein schwacher Besuch. Neuheiten, die versagen,
wvie mein „Regentag“, oder die, wie „Pastor Brose“ und
S.Gräfin Fritzi“, am ersten Abend allerdings ihren Erfolg
chaben, um aber nachher keine Wirkung zu üben. Das
Wiener Kunst.
Ensemble von einst ist zerstört, ein Stückchen Selbst¬
vertrauen geht mit zum Teufel, wenn nach Jahren, in
Von
denen alles geriet, eines ohne rechten Segen sich ein¬
D. J. David.
stellt. Vielleicht bringt Karlweiß' „das Goldene Wiener
Herz“ endlich den Umschlag, obzwar sich ein bösartiges
XII.
Radaupublikum etwa seit einem Jahre in den Premi¬
èren dieses Hauses eingenistet hat. Überdies macht
Es ist ziemlich viel, was sich seit meinem letzten
ohne allen Zweifel das Karl=Theater, dem es sehr gut
Briefe begeben hat. Das Burgtheater hat bereits
geht, empfindlichen Schaden; es geht nur ihm, nach den
seinen ersten starken Erfolg mit einem neuen Stücke.
kaiserlichen Bühnen, wirklich gut, nur ihm — und dem
Eigentlich mit zweien: mit Giacosas „Rechte der Seele,“
Raimundtheater.
einer Nora=Studie, wo der Konflikt aber aus einem
Von den Prätensionen, mit denen man bei der Grün¬
Grabe, das sich kaum über dem abgewiesenen Liebhaber
dung dieses Unternehmens erfüllt war, besteht heute
geschlossen, aufsteigt, die in glänzender Darstellung
allerdings nicht eine mehr. Litterarisch ernst kann
ungemein kräftig wirkte, und mit Arthur Schnitzlers
man's nicht mehr gut nehmen. Aber es hat volle
„Liebelei.“ Ich habe manche Bedenken gegen das Stück,
Häuser. Da ist Buchbinders „Heiratsschwindler“, eine
sein Bestes liegt im Beiwerk, die Tragik wächst nicht
Posse, die nach dem bewährten Rezepte, aber mit un¬
aus den Gestalten heraus, die männliche Hauptfigur ist
leugbarem Geschick für die Bedürfnisse eines harmlosen
wiederum der Anatol, sein ins Wienerische übersetzter
Typus des französischen Weltmannes. Aber — die Arbeit Publikums, das gerne lachen will, gemacht ist und dem
1490
1489
5. L#1 box 10/1
G
C
„N
Lagazi
□.2
Ges%
6
— für Litteratur. —
1832 begründet
Herausgegeben von Otto Neumann=Hofer.
Verlag von
von
Redaktion: Berlin=Eharlottenburg II, Carmerstraße 10.
Conrad Skopnik
Joseph Lehmann.
in Berlin.
Expedition: Berlin NV., Dorotheenstraße 8.
Erscheint jeden Sonnabend. — Preis 4 Mark vierteljährlich. Bestellungen werden von jeder Bua handlung, jedem Postamt (Nr. 3580 der
Postzeitungsliste), sowie vom Verlage des „Magazin“ entgegengenommen. Anzeigen 40 Pfg. die viergespaltene Nonpareillezeile.
2 Preis der Einzelrummer 40 Pfg. Se
—
64. Jahrgang.
Berlin, den 16. November 1895.
Nr. 46.
Anzngsweiser Aachdruck fünlicher Aeikel, anser den noelsische und dramalischen, unter genaner chnellenangabe gestater
Unbefugter Nachdruck wird auf Grund der Gesetze und Verträge verfolgt.
Pist ehrlich und verdient alle Achtung; es ist Bühnensinn
Inhalt:
darinnen, und der erste Aufzug ist lebendig und echt.
Darnach ist eigentlich alles soweit erschöpft, daß nur
Titteratur, Wissenschaft und öffentliches Leben.
noch die Schlüsse gezogen werden müssen, sodaß die schöne
architektonische Gliederung des Dramas eigentlich leidet.
J. J. David: Wiener Kunst XII. Sp. 1489.
Es ist nichts Neues, auch für ihn nicht, was Schnitzler
J. Reinke: Mann und Weib. Sp. 1493.
bot, aber es ist ein tüchtiges Werk, das zunehmende
Willp Rath: Neue Verse und moderne Kritik I. Sp. 1496.
Reife bekundet. Sodann wurde nach älterer Überlieferung
Eduard Koschwitz: Ein französisches Werk über die französische
„Der Müller und sein Kind“ wieder aufgenommen. Nach
Kriegs= und Revanche=Dichtung. Sp. 1503.
der Dichtung von gestern wirkte das Rührstück von
Karl von Torresani: Weiße Mauern. VIII. Sp. 1510.
olim. Es wird eben in der Burg wieder mit Lust und
Litterarische Chronik: Sp. 1515.
gut gespielt: und ihre guten Zeiten sind damit zurückge¬
kehrt. Wiederum ist's schwer, einen Sitz zu bekommen.
Musik.
Neue Schauspieler wie Kutschera und die Sandrock
Mar Loewengard: Konzerte. Sp. 1517.
bekunden ein erfreuliches Wachstum und ziehen an.
Dafür scheidet demnächst die Wolter in einigen ihrer
Bildende Kunst.
ilten Glanzrollen von uns.
Hugo Ernst Schmidt: Ausstellung bei Gurlitt Sp. 1519.
Im Volkstheater ist man mit der Saison übel
Die Litterarische Gesellschaft zu Leipzig. Sp. 1520.
zufrieden. Ein schwacher Besuch. Neuheiten, die versagen,
wvie mein „Regentag“, oder die, wie „Pastor Brose“ und
S.Gräfin Fritzi“, am ersten Abend allerdings ihren Erfolg
chaben, um aber nachher keine Wirkung zu üben. Das
Wiener Kunst.
Ensemble von einst ist zerstört, ein Stückchen Selbst¬
vertrauen geht mit zum Teufel, wenn nach Jahren, in
Von
denen alles geriet, eines ohne rechten Segen sich ein¬
D. J. David.
stellt. Vielleicht bringt Karlweiß' „das Goldene Wiener
Herz“ endlich den Umschlag, obzwar sich ein bösartiges
XII.
Radaupublikum etwa seit einem Jahre in den Premi¬
èren dieses Hauses eingenistet hat. Überdies macht
Es ist ziemlich viel, was sich seit meinem letzten
ohne allen Zweifel das Karl=Theater, dem es sehr gut
Briefe begeben hat. Das Burgtheater hat bereits
geht, empfindlichen Schaden; es geht nur ihm, nach den
seinen ersten starken Erfolg mit einem neuen Stücke.
kaiserlichen Bühnen, wirklich gut, nur ihm — und dem
Eigentlich mit zweien: mit Giacosas „Rechte der Seele,“
Raimundtheater.
einer Nora=Studie, wo der Konflikt aber aus einem
Von den Prätensionen, mit denen man bei der Grün¬
Grabe, das sich kaum über dem abgewiesenen Liebhaber
dung dieses Unternehmens erfüllt war, besteht heute
geschlossen, aufsteigt, die in glänzender Darstellung
allerdings nicht eine mehr. Litterarisch ernst kann
ungemein kräftig wirkte, und mit Arthur Schnitzlers
man's nicht mehr gut nehmen. Aber es hat volle
„Liebelei.“ Ich habe manche Bedenken gegen das Stück,
Häuser. Da ist Buchbinders „Heiratsschwindler“, eine
sein Bestes liegt im Beiwerk, die Tragik wächst nicht
Posse, die nach dem bewährten Rezepte, aber mit un¬
aus den Gestalten heraus, die männliche Hauptfigur ist
leugbarem Geschick für die Bedürfnisse eines harmlosen
wiederum der Anatol, sein ins Wienerische übersetzter
Typus des französischen Weltmannes. Aber — die Arbeit Publikums, das gerne lachen will, gemacht ist und dem
1490
1489