II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 96

Liebelei
box 10/1
5. Llescer
auc
gung der Arbeiterinteresen durchtt hrbat erscheint. Diese struktionen an die B### (i 3###k bewaffnete Macht wo die Franttireuks massenhaft zusammenstkömen.
Resolution wurde nach kurzer B gründung durch Bebels ergangen seien, und stattet den Voischaftern für die an¬
Aue dem Amtsblatte. Ernennung. Der
Kaiser hat den ersten Sektionschef im k. und k. Mini¬
erenfalls angenommen, dagegen ein Antrag, daß die gebotene Intervention den Dank ab.
sterium des kaiserlichen und königlichen Hauses und des
Redner in den Maiversammlungen für ihre Leistungen] — Von verläßlicher Quelle stammende Meldungen aus Aeußern Marins Freiherrn Pasetti v. Frieden¬
nicht bezahlt werden sollen. abgelehnt. Ueber den Antrag Konstantinopel besagen, daß die Lage, wiewohl an¬
lburg zum außerordentlichen und bevollmächägten Bot¬
von Keye (Berlin), das Erfurter Programm dahin zu scheinend eine gewisse Beruhigung eingetreten, eine ernste
schafter am königlich italienischen Hofe den Direktor des
Staatsgymnasiums in Buczacz Josef Sekiewicz zum
ändern, dos es heißt: Die Sozialdemokratie bekämpft auf verbleibe. Man stellt fest, daß in einzelnen türkischen Direktor des Staatsgymnasiums in Drohobycz, der Pro¬
das Entschiedenste die Vertreter der verschiedenen Kreisen sich eine starke, namentlich gegen das Regierungs= fessor am Staulsgymnasium in Brody Wladinie Ban¬
#S
fertigung zurecht gelegt hat: „Bin's nicht ich, so ist's ein rächende Nemesis in Gestali eines älteren Herrn. Er ist berden sie sich hier wienerisch. Die bekannten Redens¬
Anderer“; jene süß=selige Liebelei, in der sich der Abenteurer¬
der Mann der „dämanischen Frau". Er hat ihre Untreue arten, die ob ihrer Naturireue oft verblüffen, hat man
trieb und die Lebenslust der überschäumenden Jugendl entdeckt und fordert von dem Studenten den Schleier, den
alle schon irgendwo gehört. Schnitzler hat sie mit Fleiß
austoben, unbekümmert um die schlimmen Folgen, die sich seine Frau hier vergessen hat, und ihre Briese. Es ver¬
gesammelt und geschickt verwerthet. Das muß man ihm
hinterher oft einstellen, sorglos in's Volle greifend und steht sich von selbst: es kommt zu einem Duell, der Stu= lassen. Deswegen ist aber seine Milieuschilderung noch
stets bereit, ihren Schiller zu zitiren: „Nur einen Augen¬
dent Fritz Lobheimer wird erschessen. Und die Tochter des lange nicht das Werk eines Dichters. Aus Allem guckt
blick gelebt im Paradies“ u. s. w. Doch nein, von solcher
armen Musikus? Als ihr die Nachricht wird, daß Fritz nur der eifrige Sammler und Kompilator hera##s, der
echter Wiener Liebelei weiß Schnitzler nichts zu künden,
todt ist, merkt sie erst, daß sie wirklich liebte, wo sie nur leibhaftige Stritzow mit dem Notizbuch und dem Bleistift
sondern nur von jener, welche der frühzeitig blasirten
liebeln wollte, um auch einmal einige Sonnenstrahlen des in der Hand: „Das muß ich mir 'mal gleich notiren.“
Jugend als „Erholung“ dient. Diese müde Jugend, die
Glückes zu erhaschen; als sie aber erfährt, daß Fritz für Wo der tealistische Kleinkram nicht ausreicht, da endet
nicht Stillung ihres natürlichen Lebenstriebes sucht,
eine Andere im Duell fiel, da bäumt sie sich auf und
auch die Kunst Schnitzler's. Die Darstellung der tragischen
sondern Aufrüttelung aus öder Blasirtheit, läßt Schnitzler,
schleudert der Gesellschaft, der sittlichen Weltordnung oder
Folgen solch leichtsinniger Liebelei beweist dies mehr als
der Wiener Murger, bezeichnender Weise durch zwei
sonst wem die furchtbare Anklage in's Gesicht, daß schlagend. Sie ist die reine Iffländerei, nur ein wenig
Studenten vertreten. Das deutet vor Allem auf gute
„Unsereiner“ nur geliebelt werde, während Andere u. s. w. aufgedonnert, mit Tendenzsprüchen, die sich in der Ver¬
Kenntniß der Pariser Novellen, nicht aber auf Vertraut¬
In einer solchen Welt ist ihres Ble ens nicht. Sie stürzt
fechtung paradoxer Moralbegriffe gefällt.
heit mit Wiener Verhältnissen. Doch das genirt Schnitzler
aus dem Hause und Musikus Miller von der Josefstadt
Wie aber steht es mit der Wahrheit Schnitzler's?
nicht. Er schildert dennoch Wiener Leben.
jammert: „Sie kommt nicht wieder, sie kommt nicht
Der alte Musikus soll es uns darthun. Ihn hat Schnitzler
Die Handlung von „Liebelei“ macht uns keine Be¬
wieder!“
dazu ausersehen, die Lehre des heiteren Lebensgenusses
schwerde. Sie geht in eine Nußschale. Ein reicher St dent
Der erste Akt ist der beste, obgleich, oder vielleicht zu predigen, er ist der offizielle Träger der neuen Wahr¬
liebelt mit der „dämonischen“ Frau eines Bekannten und
gerade, weil er mit dem Drama fast nichts zu thun hat. heiten. Er, der beste aller Väter, die Güte selbst, billigt
nebenbei auch mit der Tochter eines alten Musikanten
Er bringt nur Milieuschilderung, die sich Selbstzweck ist.ses, daß seine Tochter, die er wirklich und aus vollem
an einem Vorstadttheater. An Sentimentalität kommt die
Aber die Geschichte ist passabel gemacht und trägt äußerlich
Herzen liebt, mit dem Studenten geht. Er weiß, daß das
Musikantentochter fast der Luise Millerin gleich. Das hindert
gut getroffenes Wiener Kolorit. Freilich, Wiener Jugend Verhältniß kein dauerndes ist, und dennoch heißt er es
sie aber nicht, bei der Orgie, die der Student im Bunde ist das uns vorgeführte Quartett, das sie verkorpern soll, gut. Er hat seine Gründe dafür. Hören wir sie an:
mit seinem Kollegen ihr und ihrer Freundin, der
nicht. Die zwei Studenten und ihre „Mäderls“ sind in
„Was hat denn so ein armes Geschöpf schließlich von
„Schlager Mizi“, auf seiner Bude gibt, auch fidel zu sein.
ihrent inneren Wesen vielmehr Typen aus dem lateinischen seiner Jugend, wenn schon nach jahrelangem Warten
Der Wein beginnt schon seine Schuldigkeit zu thun. Da Viertel in Paris. Man kennt sie aus den Boulevarb=richtig der Strumpfwirker kommt.“ Das Schicksal seiner
klingelt es, und mitten in die Lustigkeit herein tritt die novellen schon seit Jahr und Tag. Nur reden und ge= eigenen Schwester, die an seiner Seite zur alten Jung¬