II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 97

Liebelei
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— Provias: Wit tägl. Zusenbung: Magatl. fl. 1.90, viertelj. fl. 3.70. — Ausland:
für alle anderen dem Weltpostorreine angehörigen Länder: vierteljährlich fl. 4.36; ber
J: in der Türkei fl. 4.10; in Griechenland fl. 5: in Egypten fl. 4.60 (Alegondeien 4. 4.
#e Nammera: In Wien 5 kr., in der Probinz 6 kr.
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1895.
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1695

„Liebelei" und „Regentag“.
Wien, 14. October.
L. Arthur Schnitzler, einer der begabtesten Dichter
der jung=österreichischen Schule hat den Typus Anatol's
geschaffen, die Figur des Lebejünglings, der die Liebe
kennt und eben darum die Liebelei bevorzugt. Und der¬
selbe Schriftsteller hat uns in dem Schausniele „Liebelei“
gezeigt, wie die Frivolität mit tragischer Schicksalsmacht
in das Gemüthsleben eines schlichten Wesens einzugreifen
vermag. Christine Weiring schenkt ihre Liebe dem, für den
sie nur Liebelei ist. Sie sieht in ihm Alles, er in ihr
Nichts. An diesem Mißverhältniß geht das unglückliche
Kind zugrunde.
Auf der Bühne des Burgtheaters mag sich diese
Geschichte sehr schön ausnehmen. Sie mag rühren und
erschüttern, Thränen erpressen und Beifall erringen. Auf
der Bühne des öffentlichen Lebens ist sie nicht am Platze.
Leider wird sie gerade auf dieser mit einem Ernste der
Inscenirung aufgeführt, der eines Besseren würdig wäre.
Ja, auch auf dem Gebiete der Politik hat sich bei uns
ein Anatoltypus herausgebildet. Der Mann kenni
die Ueberzeugung, aber er weiß, daß man ihr
Opfer bringen muß. Opfer?
Das ist ein Wort,
das nicht in seinem Lexicon steht. So wendet
er sich denn in jedem Augenblick jener Richtung zu, die
ihm am meisten Erfolg verheißt. Er geht den Weg des
geringsten Widerstandes und der geößten Wirkung. In
früheren Zeiten, die mit ihrem Urtheil schneller und ent¬
schiedener bei der Hand waren, hat man dergleichen
Gesinnungslosigkeit genannt. Heute ist man duldsamer.
Man verhüllt die Sache unter einem fremden und
beschönigenden Ausdruck. Man spricht von Opportunismus.
Der Opportunist ist nicht seiner Meinung. Er macht die
beste, die nützlichste, die zweckmäßigste zu der seinen. Er
t heute Demokrat, morgen Liberaler, übermorgen
Clerikaler, schließlich Antisemit wie Dr. Lueger. Er läßt
ch heute von fortschrittlich gesinnten Wählern ein