II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 107

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Liebel
5. M# ei
gesprochen und medisirt. Ist so
erehnn
Finanzreone.
einem Hause,
so wird leise
Graf Baden hatte deutlicher sein und kurzweg
kritischen Momenten haben nu
sagen können, daß jede Regierung, so sehr sie die
Wien, 17. November.
den Takt, welcher oft mehr ist,
private Ueberzeugung der Beamten respectire, doch
Die Rede des Lord Salisbury ist der Eckstein
Wieviel wurde nicht in sensatione
von Jedem unbedingte Unterwerfung unter die be= der auf allen Märkten eingetretenen Beruhigung
hinausgelogen! Man braucht n
bericht aus Berlin zu lesen. Kau
eine Ehrenrettung der „Liebelei“ Schnitzler's, deren
dadurch nur gewinnen. Herr Mitterwurzer wird
ist wahr, der winzigste Contremin
Burgtheaterfähigkeit vielfach angezweifelt wurde.
Herrn v. Röcknitz den Ueberfluß an sprühender
Position durch eine Ente.
Stoff und Sprache ist bei Schnitzler aus bedenk¬
Vitalität aus Eigenem leihen, den ihm der Dichter
lichen Sphären des Alltagslebens gegriffen, sein
nicht zu geben vermochte, und Herr v. Röcknitz
Der Herr Finanzminister
Stück präsentirt sich äußerlich unfein, doch inner¬
wird dann vornehmer erscheinen, als er gedichtet
strengeren Controle. Sie wird
lich ist es rein, einfach und wahr. Sein Dichter
ist. In Wien muß man Sudermann's Sachen
nützlich erweisen, aber auch
hat das gute Gehör des Herzens, das nicht eine
etwas anders spielen, als sie gemeint sind; das
plaidiren wir für eine strengere
schmerzhafte Dissonanz für einen lösenden Accord
hat schon die „Schmetterlingsschlacht" bewiesen. In
richtendienstes! Wenn es auch nur
halten wird. Sudermann dagegen erscheint im lite¬
der Elisabeth, wie Fräulein Adele Sandrock sie
heiten scheinen, sie bieten ein emi
rarischen Salonrocke, er legt uns, um Kessler's
spielte, traten, der Eigenart dieser Künstlerin ent¬
Interesse. Wo immer ein Allar
Sprache zu sprechen, nur Primawaare an seeli¬
sprechend, die Züge, welche zum Vortheil des
gegeben wird, dessen Wahrhaftig
schen Conflicten vor, und doch, welche Unsicherheit,
Ganzen vertuscht werden sollten, stark hervor,
tirt ist, mag es liegen bleiben.
welche Gröblichkeit des Empfindens verräth sich in
während jene, durch welche sie sich von ihrer Um¬
ganz gut geschehen, daß einmal 4
manchem Zuge, besonders in der Schlußwendung.
gebung abheben soll, wie eine verzauberte Prin¬
Vortheil kommt, der ihm aus der
Es gibt Ohren, denen das weher thut, als ein
zessin, vielfach im Schatten blieben. Doch daran ist
niß einer Thatsache erwachsen
„Servus, Fratz“, im Burgtheater gesprochen.
die Darstellerin unschuldig, das liegt in ihrer
hundert Fällen wird schwerer Sch
„Das Glück im Winkel“ hat im Burgtheater
Persönlichkeit. Herr Sonnenthal legte in die
eine böse Absicht zerstört werden.
im Ganzen eine gute Darstellung gefunden. Herr
unglückliche Rolle des Rectors all' seine Gefühls¬
auf alle Telegraphenämter aus
Mitterwurzer, der den Freiherrn v. Röcknitz
wärme, ohne die eigene Ueberzeugung dem Publi¬
bleibt sie illusorisch. Eine zweite R
spielte, schien uns etwas beengt, vielleicht durch
cum in's Gemüth spielen zu können. Nach jedem
auf das Sensal= und Agentenwesen
allzugewissenhaftes Bestreben, sich den Intentionen
Actschluß wurde Beifall laut, der den Verfasser
einmal das französische Muster na
des Verfassers anzupassen. Wenn er, was bei den
vor die Rampe lockte. Doch schien er mehr dem
Syndicat mit einem Garantiefond
Wiederholungen gewiß eintritt, die Rolle ungenirt
Dichter der „Ehre“ und der „Frau Sorge“ zu
zugleich auf das Agentenwesen au
als Vorwand benützen wird, um sein schauspiele¬
gelten, als dem neuesten, mittelmäßigen Erzeugniß
Wer Coulissier werden will, soll
risches Temperament und seine bewegliche mimische
Sudermann's, von welchem wir mit dem tröstlichen
das Syndicat einzahlen und diese
Phantasie in allen Lichtern und Farben brilliren
Jägerspruch Abschied nehmen: Wer nie gefehlt
seinem ganzen Vermögen. Dann
zu lassen, wenn er ganz Mitterwurzer, beinahe
hat, der hat auch nie getroffen.
scheinlich weniger Coulissiers, aber
nur Mitterwurzer sein wird, dann wird Sudermann
Alfred Freiherr v. Berger.' geben und das ist nicht von der