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diesen
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ritte
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Ge¬
sie
alles
der
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Tebelei
57 Snnenen
box 10/1
Theater=Bericht: Wien.
vor sich gesehen und als ein echter Dichter wiedergegeben,
Vater steht dabei, hilflos mit ihr klagend, ohne ein Wort
in Anlage und Durchführung unübertrefflich. Dazu
zu sprechen, das sie zurückhalten könnte. Und das wäre
aber hat er eine Exposition in zwei Akten vorangeschickt,
in den Augen des Zuschauers durchaus nicht unmöglich:
denn es besteht keine Notwendigkeit eines tragischen Aus¬
die er sich konstruiert hat und die den Stempel des Un¬
beobachteten in jedem Worte trägt. Um den Charakter
gangs. So was sagt man, aber man thut es nicht,
der Baronesse dem Zuschauer zu entwickeln, zeigt er sie
das gilt vor allem für die Selbstmordgedanken eines
Wiener Mädels. Um den heroischen Entschluß glaub¬
in ihrem Wiener Milieu. Jeder einzelne Zug, jede
lich zu machen, hätte Schnitzler einer Gabe bedurft, die
Nebenfigur, wie die vorlaute Schwester, der brummende
ihm zu fehlen scheint: eines großen Temperaments. Er
Dienstbote, sind an und für sich richtig gedacht; aber
die Absicht, dem Zuhörer ja jede Wendung klar zu
hat aber nur das schöne Wiener Talent immer „lieb“
machen, verwischt die im Dialoge so notwendige schein¬
zu bleiben, selbst in der Tragik. So, in seiner Totalität
bare Absichtslosigkeit. Ein Konversationsstück ist ein
aufechtbar, in der Technik der Aktschlüsse stereotyp, ist
das Stück in seinen Einzelheiten eine der erfreulichsten
grüner Rasen, auf dem die B'ümlein sprießen: man
weiß nicht woher sie kommen, man sieht sie nicht einmal,
Leistungen, die seit Jahren über die Bretter gegangen.
Der intime Reiz hätte noch viel gewonnen, wenn es in
man fühlt nur, daß sie da sind. David aber fährt auf
eine Ebene mit einer Schubkarre Sand, lädt ihn vor
entsprechendem Dialekte ausgeführt worden wäre; aber
den Augen des Publikums ab und stampft ihn zu
die Rücksicht auf das Burgtheater legte hier Einschrän¬
Hügeln zurecht. Der zweite Akt führt dies noch greller
kungen auf, die vielleicht auch die Handlung selbst ge¬
troffen haben. Ich habe hier nicht den Raum, die Frage
fort: wie schwer und klotzig sind die Dienerseenen, die
nur einleiten sollen. Var Allem mißglückt aber die
zu diskutieren, ob derartige Stücke der Hofbühne, dem
deutschen „Theätre-français“, wie man zu sagen pflegte,
Figur der Mutter des Gutsherrn: so viele graue Theoric,
salbungsvoll vorgetragen, verträgt kein Theaterpublikum.
gehören: ich meinesteils sehe darin Uebergriffe in das
Durch den Ueberfluß an Charakterisierung hat der Dichter
Gebiet der Vorstadtbühnen, die sich noch schwer an dem
es zuwege gebracht, daß der dritte Akt nun keinen rechten
künstlerischen Geiste des Hauses rächen werden. Jeden¬
Anschluß findet: denn ein Mädchen, wie Kitty, bedarf
falls aber hätte das Volkstheater das Stück besser gespielt.
nicht erst des Regens um überdrüssig zu werden, die liefe
Frl. Sandrock, welche den letzten Akt virtuos durchschluchzte,
hat in ihrer Individualität weder etwas träumerisches
dem Freier schon nach acht schönen Tagen aus Lange¬
weile davon. Das Publikum hielt sich an diese Fehler
noch das einfach=sinnige, wie es die Christine erfordert,
des Stückes und wurde ungeduldig; aber nur wenige
Frl. Kallinas Mizi war trotz geschickter Mache von
Kenner bemerkten, daß hier auf einem schlechten Stoffe
den Grazien des Wortes und der Geberde verlassen,
kostbare, echte Spitzen aufgenäht waren. Die Charak¬
selbst Sonnenthal fühlte sich als Vater ganz unsicher.
teristik der Hauptfigur ist ihren Intentionen und auch
Während man Schnitzler gerne in's Volkstheater
teilweise in der Aufführung geradezu glänzend und
versetzt und sein Stück in Dialekt übertragen hätte, wäre
offenbart eine neue und entwickelungsfähige Seite von
für Davids mit großer Spannung erwarteten „Regen¬
Davids Talente. Schon aus diesem Grunde ist mir das
tag“ nur das Burgtheater der geeignete Boden und das
Stück im höchsten Grade bedeutsam. So belanglos es
Hochdeutsch die richtige Sprache gewesen.
scheint, es steckt in ihm ein wichtiger Versuch, der für
Mit „Hagars Sohn“, das die erste Nummer dieses
Blattes kurz würdigte, hat David große Hoffnungen er¬
such, das feine Lustspiel Paillerons auf Wiener Boden
weckt, die er diesmal für die überwiegende Mehrheit des
zu übertragen. Dieses Wagnis konnte auf den ersten
Publikums nicht erfüllte. Er hat sein Stück nicht als
Ansturm Niemand gelingen, am wenigsten David, der
Drama oder Lustspiel, sondern als „Charakterstudie“ be¬
ein ihm ganz neues Gebiet mutig betrat. Das unter¬
zeichnet. Damit wollte er schon andeuten, daß er selbst
scheidet ihn von Schnitzler, der mit seinem alten Apparate
gefühlt, kein eigentliches Theaterwerk gegeben zu haben;
hantierte. Am schwersten geschädigt hat David sein
aber der Zuschauer sieht im Schauspielhause immer nur
Werk, daß er, offenbar durch die reizenden Comtessen¬
ein Stück, und beschaut die Auslage, nicht die Firma¬
Geschichten der Ebner inspiriert, den Jargon der Wiener
tafel. Der Dichter hat sichtlich Ausgang genommen von
Aristokratie nachzusprechen versuchte. Aber diesen Dialekt
der Stimmung, welche ein unabhörlich herabrinnender
muß man im Ohre haben, um ihn zu beherrschen. Die
Regen im Menschen erweckt. Das ist für den Lyriker
Wiener Comtessen mögen wie Wiener Wäschermädchen
David außerordentlich bezeichnend. Ein bekanntes
reden, sie sind aber deshalb noch keine, und diese Grenze
Liedchen singt: Es regnet, regnet Tropfen, es regnet
muß man genau kennen, wenn man sie nicht über¬
naß. Es hat mich was verdrossen, ich weiß nicht was;
schreiten soll. Das hat der Dichter schon gethan, und
und Goncourt zeichnet sich in seinem Journal auf, daß die
die Darstellerin der Kitty, Frau Odilon, ist, so hübsch
Geliebte seines Freundes, die demselben auf ihrem Land¬
sie die Rolle angelegt, noch weiter in das Gebiet des
aufenthalte untreu geworden, zur Entschuldigung nur
Volkstümlichen vorgeschritten, das ihr als Berlinerin
vorzubringen weiß: Es hat so viel geregnet. Hier be¬
noch dazu fremdartig und ungewohnt geblieben. Das
wirkt der unaufhörliche Guß, daß Baronesse Kitty,
Beste wäre: die beiden Theater tauschen „Liebelei“ und
ein verwöhnter Wiener Sprudelkopf, reich an Launen,
„Ein Regentag“ gegenseitig aus: dann hätte das Volks¬
wie an Gutmütigkeit, mit einem reichen Gutsbesitzer sich,
theater ein vorzügliches Volksstück, und das Burgtheater
fern von ihrer Heimat, beinahe schon verlobt und am
eine feine Lustspielstudie.
Ziele ihrer Wünsche, Heirat, Zukunft, Alles im Stiche
A. v. Weilen.
Wien.
läßt und auf und davon läuft. Diese Seene hat David
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aber hat er eine Exposition in zwei Akten vorangeschickt,
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denn es besteht keine Notwendigkeit eines tragischen Aus¬
die er sich konstruiert hat und die den Stempel des Un¬
beobachteten in jedem Worte trägt. Um den Charakter
gangs. So was sagt man, aber man thut es nicht,
der Baronesse dem Zuschauer zu entwickeln, zeigt er sie
das gilt vor allem für die Selbstmordgedanken eines
Wiener Mädels. Um den heroischen Entschluß glaub¬
in ihrem Wiener Milieu. Jeder einzelne Zug, jede
lich zu machen, hätte Schnitzler einer Gabe bedurft, die
Nebenfigur, wie die vorlaute Schwester, der brummende
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hat aber nur das schöne Wiener Talent immer „lieb“
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zu bleiben, selbst in der Tragik. So, in seiner Totalität
bare Absichtslosigkeit. Ein Konversationsstück ist ein
aufechtbar, in der Technik der Aktschlüsse stereotyp, ist
das Stück in seinen Einzelheiten eine der erfreulichsten
grüner Rasen, auf dem die B'ümlein sprießen: man
weiß nicht woher sie kommen, man sieht sie nicht einmal,
Leistungen, die seit Jahren über die Bretter gegangen.
Der intime Reiz hätte noch viel gewonnen, wenn es in
man fühlt nur, daß sie da sind. David aber fährt auf
eine Ebene mit einer Schubkarre Sand, lädt ihn vor
entsprechendem Dialekte ausgeführt worden wäre; aber
den Augen des Publikums ab und stampft ihn zu
die Rücksicht auf das Burgtheater legte hier Einschrän¬
Hügeln zurecht. Der zweite Akt führt dies noch greller
kungen auf, die vielleicht auch die Handlung selbst ge¬
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fort: wie schwer und klotzig sind die Dienerseenen, die
nur einleiten sollen. Var Allem mißglückt aber die
zu diskutieren, ob derartige Stücke der Hofbühne, dem
deutschen „Theätre-français“, wie man zu sagen pflegte,
Figur der Mutter des Gutsherrn: so viele graue Theoric,
salbungsvoll vorgetragen, verträgt kein Theaterpublikum.
gehören: ich meinesteils sehe darin Uebergriffe in das
Durch den Ueberfluß an Charakterisierung hat der Dichter
Gebiet der Vorstadtbühnen, die sich noch schwer an dem
es zuwege gebracht, daß der dritte Akt nun keinen rechten
künstlerischen Geiste des Hauses rächen werden. Jeden¬
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falls aber hätte das Volkstheater das Stück besser gespielt.
nicht erst des Regens um überdrüssig zu werden, die liefe
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hat in ihrer Individualität weder etwas träumerisches
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selbst Sonnenthal fühlte sich als Vater ganz unsicher.
teristik der Hauptfigur ist ihren Intentionen und auch
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versetzt und sein Stück in Dialekt übertragen hätte, wäre
offenbart eine neue und entwickelungsfähige Seite von
für Davids mit großer Spannung erwarteten „Regen¬
Davids Talente. Schon aus diesem Grunde ist mir das
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Hochdeutsch die richtige Sprache gewesen.
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Blattes kurz würdigte, hat David große Hoffnungen er¬
such, das feine Lustspiel Paillerons auf Wiener Boden
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Geschichten der Ebner inspiriert, den Jargon der Wiener
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Wiener Comtessen mögen wie Wiener Wäschermädchen
David außerordentlich bezeichnend. Ein bekanntes
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die Darstellerin der Kitty, Frau Odilon, ist, so hübsch
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noch dazu fremdartig und ungewohnt geblieben. Das
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Beste wäre: die beiden Theater tauschen „Liebelei“ und
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wie an Gutmütigkeit, mit einem reichen Gutsbesitzer sich,
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