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5. Liebelei
ebefeT
die Wiener Birgerschaft ausgesteeut W, 3•325
daß der Argwohn und die aufs äußerste gereizte Empfind= bürgerlichen Rechte, sondern bezüglich des öffentlichen Lebens helfen dem Letzieren
lichkeit auch dort Feindseligkeit vermuthet, wo vernünftiger= in seinem ganzen Umfange. Die Unabhängigkeit der Rechte
bewußt Bundesgeno
weise nur das Bestreben vorausgesetzt werden kann, der von dem religiösen Bekenntnisse kann nicht bestehen, wenn sie
Die Fortsetzung des Romans „Die Primadonna“, von
die einander besser, als sie es sich eingestehen wollen, kennen,
gar nicht darauf an,
Jeanne Mairet, befindet sich auf Seite 21.
die künstlerische Absi
ergibt sich die Absicht Anatol's, und Gabriele will ihm
dem Alltäglichen
hilfreich an die Hand gehen. Ein Weihnachtsgeschenk, aber
Feuilleton.
für wen? Wer ist sie, wie lebt sie, welchen Gesellschafts¬
werden wir in die
kreisen gehört sie an? „Ach, meine Gnädige,“ erwidert
Studenten eingeführ
Burgtheater.
Anatol, „Sie sind eine Weltdame, die Andere aber ist ein¬
Mädchen bei sich
(„Liebelei“, Schauspiel in drei Aufzügen von Arthur Schnitzler. — „Rechte der
fach „ein süßes Mädel“. Ihre Wohnung ist ein kleines,
Fritz Lobheimer's,
Seel“, Schaufpiel in einem Act von Giuseppe Giacosa, deutsch von Otto
Eisenschißz.)
dämmeriges Zimmer mit gemalten Wänden, ein paar alte,
Theodor Kaiser's, is
Arthur Schnitzler der Verfasser des Schauspiels
schlechte Kupferstiche mit verblaßten Aufschriften hängen da
küssen einander, spie
„Liebelei“, das neulich im Burgtheater einen so schönen und
und dort. Eine Hängelampe mit einem Schirm. Vom
bundene Gesellschaft,
Fenster aus, wenn es Abend wird, die Aussicht auf die im
wohlverdienten Erfolg gehabt, hat vor ein paar Jahren
geistigen Mitteln bes
sieben Einacter geschrieben und sie unter dem Titel „Anatol“
der Lustigkeit heben
zusammengefaßt. Anatol ist der junge Lebemann einer Gro߬
Frühling kommt, wird die Hecke gegenüber blühen und
deutlich von einand
duften. „Dort bin ich auch zuweilen glücklich.“ Sie ist nicht
stadt, der sich mit Mädchen und Frauen bis zu seiner Ver¬
flachere, geräuschvoll
heiratung hin in allerlei Abenteuer verstrickt. Die Großstadt
bezaubernd schön, sie ist nicht besonders elegant, und sie ist
empfindsamere. Mizi
ist Wien, wir stehen auf Wiener Boden, athmen Wiener durchaus nicht geistreich; aber sie hat die weiche Anmuth
Modistin, Christine di
Luft. Das schlanke Buch, das jene sieben Schauspielchen ent= eines Frühlingsabends und den Geist eines Mädchens, das
Vorstadtbühne. Miz
zu lieben weiß. Und wie sie mich empfängt? Sie hört mich
hält, ist nichts weniger als tugendhaft; dafür ist es frei
und nicht begreift,
von Heuchelei ist es wahr bis auf den Grund. Es deckt kommen, steht bei der Thür, halst und küßt mich. Und
denken könne, hat ih
eine Welt auf, die jedem Manne, dem nichts Menschliches was sie sagt? Ach, nichts Besonderes. Etwa: „Ich bin so
bei ihrem alten Vate
fremd geblieben, vertraut ist, die aber vor der anständigen froh, daß ich dich wieder hab'.“ — „Das ist eigentlich hübsch,
schaft eingeführt.
sehr hübsch,“ meinte die Dame. — Ja,“ erwidert Anatol,
Familie, vor der ehrbaren Frau verschwiegen oder möglichst
dem Tag wieder her
„es ist herzlich und wahr.“ — „Und sie ist imme allein?“
dicht verschleiert wird. Diese Welt vor Aller Augen blo߬
die Mädchen (der P
2
— „Ja, sie ist eine Waise.“ — „Und Sie sind ihr Alles?“ —
zulegen, sie gar mit künstlerischem Antheil zu gestalten, setzt
genehme Erholung,
„Möglich. Heute. ..“ (Schweigen.) Gabriele reicht
in dem Schriftsteller, der es unternimmt, eine tapfere Ge¬
Fritz empfiehlt; Chi
ihm einen Blumenstrauß für sie. „Und sagen Sie ihr:
sinnung, eine starke Unbekümmertheit um die öffentliche
die Liebelei ist ihr un
Meinung voraus. Guter Ruf ist dabei nicht zu gewinnen.
Diese Blumen, mein süßes Mädel, schickt dir eine Frau,
lieben könne, ohne e
die vielleicht ebenso lieben kann wie du, und die den Muth
Indessen, die Aufgabe mußte doch einmal geleistet werden,
sinnig ist mit einem
dazu nicht hatte.“
und Arthur Schnitzler war der unbekümmerte, tapfere Mann,
mit ihrer Junigkeit
der die Leistung sammt der Verantwortung dafür auf seine
Auf demselben Boden wie „Anatol“ bewegt sich auch
viel von ihm wissen,
die „Liebelei". Es ist eine Welt „jenseits von Gut und
jugendlichen Schultern genommen. Und fragt man nun
Lebensverhältnissen,
Böse“. Die Liebe wird gepflückt wie Heckenrosen. Allein der
nach der bedenklichen Welt, in die er uns einführt so
schwarzem Sammtkle
gewährt einer der sieben Einacter, den er „Weih¬
Unterschied zwischen jenen kurz angebundenen kecken Ein¬
loge gesehen, beschäfti
actern und diesem dreiactigen Schauspiel ist bedeutend genug;
nachtseinkäufe“ überschrieben hat, die anmuthigste Antwort
sie sei, wie er zu
auf diese Frage. Am Weihnachtsabend schlendert Anatol
denn während dort kein Ausgang ist aus dem einmal fest
herausbringen. Nur
durch die Straßen, um für seinen Schatz (er wohnt vor
gezogenen Kreise, werden wir hier in die höchsten Regionen
Frau im schwarzen
der Linie) ein passendes Geschenk zu suchen. Er begegnet der Liebe getragen. Die realistische Grundlage des Stückes
jenem lustigen Jungg
einer Dame seiner Bekanntschaft, die gleichfalls mit Weih= ist weit genug gesteckt, und ein alltägliches plattes Lebens¬
schelle gerissen. Nachd
nachtseinkäufen beschäftigt ist. Aus dem Gespräche der Beiden, bild wird bis ins Einzelnste ausgemalt. Allein es kommt hier] ein Mann in die S#
5. Liebelei
ebefeT
die Wiener Birgerschaft ausgesteeut W, 3•325
daß der Argwohn und die aufs äußerste gereizte Empfind= bürgerlichen Rechte, sondern bezüglich des öffentlichen Lebens helfen dem Letzieren
lichkeit auch dort Feindseligkeit vermuthet, wo vernünftiger= in seinem ganzen Umfange. Die Unabhängigkeit der Rechte
bewußt Bundesgeno
weise nur das Bestreben vorausgesetzt werden kann, der von dem religiösen Bekenntnisse kann nicht bestehen, wenn sie
Die Fortsetzung des Romans „Die Primadonna“, von
die einander besser, als sie es sich eingestehen wollen, kennen,
gar nicht darauf an,
Jeanne Mairet, befindet sich auf Seite 21.
die künstlerische Absi
ergibt sich die Absicht Anatol's, und Gabriele will ihm
dem Alltäglichen
hilfreich an die Hand gehen. Ein Weihnachtsgeschenk, aber
Feuilleton.
für wen? Wer ist sie, wie lebt sie, welchen Gesellschafts¬
werden wir in die
kreisen gehört sie an? „Ach, meine Gnädige,“ erwidert
Studenten eingeführ
Burgtheater.
Anatol, „Sie sind eine Weltdame, die Andere aber ist ein¬
Mädchen bei sich
(„Liebelei“, Schauspiel in drei Aufzügen von Arthur Schnitzler. — „Rechte der
fach „ein süßes Mädel“. Ihre Wohnung ist ein kleines,
Fritz Lobheimer's,
Seel“, Schaufpiel in einem Act von Giuseppe Giacosa, deutsch von Otto
Eisenschißz.)
dämmeriges Zimmer mit gemalten Wänden, ein paar alte,
Theodor Kaiser's, is
Arthur Schnitzler der Verfasser des Schauspiels
schlechte Kupferstiche mit verblaßten Aufschriften hängen da
küssen einander, spie
„Liebelei“, das neulich im Burgtheater einen so schönen und
und dort. Eine Hängelampe mit einem Schirm. Vom
bundene Gesellschaft,
Fenster aus, wenn es Abend wird, die Aussicht auf die im
wohlverdienten Erfolg gehabt, hat vor ein paar Jahren
geistigen Mitteln bes
sieben Einacter geschrieben und sie unter dem Titel „Anatol“
der Lustigkeit heben
zusammengefaßt. Anatol ist der junge Lebemann einer Gro߬
Frühling kommt, wird die Hecke gegenüber blühen und
deutlich von einand
duften. „Dort bin ich auch zuweilen glücklich.“ Sie ist nicht
stadt, der sich mit Mädchen und Frauen bis zu seiner Ver¬
flachere, geräuschvoll
heiratung hin in allerlei Abenteuer verstrickt. Die Großstadt
bezaubernd schön, sie ist nicht besonders elegant, und sie ist
empfindsamere. Mizi
ist Wien, wir stehen auf Wiener Boden, athmen Wiener durchaus nicht geistreich; aber sie hat die weiche Anmuth
Modistin, Christine di
Luft. Das schlanke Buch, das jene sieben Schauspielchen ent= eines Frühlingsabends und den Geist eines Mädchens, das
Vorstadtbühne. Miz
zu lieben weiß. Und wie sie mich empfängt? Sie hört mich
hält, ist nichts weniger als tugendhaft; dafür ist es frei
und nicht begreift,
von Heuchelei ist es wahr bis auf den Grund. Es deckt kommen, steht bei der Thür, halst und küßt mich. Und
denken könne, hat ih
eine Welt auf, die jedem Manne, dem nichts Menschliches was sie sagt? Ach, nichts Besonderes. Etwa: „Ich bin so
bei ihrem alten Vate
fremd geblieben, vertraut ist, die aber vor der anständigen froh, daß ich dich wieder hab'.“ — „Das ist eigentlich hübsch,
schaft eingeführt.
sehr hübsch,“ meinte die Dame. — Ja,“ erwidert Anatol,
Familie, vor der ehrbaren Frau verschwiegen oder möglichst
dem Tag wieder her
„es ist herzlich und wahr.“ — „Und sie ist imme allein?“
dicht verschleiert wird. Diese Welt vor Aller Augen blo߬
die Mädchen (der P
2
— „Ja, sie ist eine Waise.“ — „Und Sie sind ihr Alles?“ —
zulegen, sie gar mit künstlerischem Antheil zu gestalten, setzt
genehme Erholung,
„Möglich. Heute. ..“ (Schweigen.) Gabriele reicht
in dem Schriftsteller, der es unternimmt, eine tapfere Ge¬
Fritz empfiehlt; Chi
ihm einen Blumenstrauß für sie. „Und sagen Sie ihr:
sinnung, eine starke Unbekümmertheit um die öffentliche
die Liebelei ist ihr un
Meinung voraus. Guter Ruf ist dabei nicht zu gewinnen.
Diese Blumen, mein süßes Mädel, schickt dir eine Frau,
lieben könne, ohne e
die vielleicht ebenso lieben kann wie du, und die den Muth
Indessen, die Aufgabe mußte doch einmal geleistet werden,
sinnig ist mit einem
dazu nicht hatte.“
und Arthur Schnitzler war der unbekümmerte, tapfere Mann,
mit ihrer Junigkeit
der die Leistung sammt der Verantwortung dafür auf seine
Auf demselben Boden wie „Anatol“ bewegt sich auch
viel von ihm wissen,
die „Liebelei". Es ist eine Welt „jenseits von Gut und
jugendlichen Schultern genommen. Und fragt man nun
Lebensverhältnissen,
Böse“. Die Liebe wird gepflückt wie Heckenrosen. Allein der
nach der bedenklichen Welt, in die er uns einführt so
schwarzem Sammtkle
gewährt einer der sieben Einacter, den er „Weih¬
Unterschied zwischen jenen kurz angebundenen kecken Ein¬
loge gesehen, beschäfti
actern und diesem dreiactigen Schauspiel ist bedeutend genug;
nachtseinkäufe“ überschrieben hat, die anmuthigste Antwort
sie sei, wie er zu
auf diese Frage. Am Weihnachtsabend schlendert Anatol
denn während dort kein Ausgang ist aus dem einmal fest
herausbringen. Nur
durch die Straßen, um für seinen Schatz (er wohnt vor
gezogenen Kreise, werden wir hier in die höchsten Regionen
Frau im schwarzen
der Linie) ein passendes Geschenk zu suchen. Er begegnet der Liebe getragen. Die realistische Grundlage des Stückes
jenem lustigen Jungg
einer Dame seiner Bekanntschaft, die gleichfalls mit Weih= ist weit genug gesteckt, und ein alltägliches plattes Lebens¬
schelle gerissen. Nachd
nachtseinkäufen beschäftigt ist. Aus dem Gespräche der Beiden, bild wird bis ins Einzelnste ausgemalt. Allein es kommt hier] ein Mann in die S#