II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 128

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Wiener Salonblatt.
Nr. 41.
gegen Hauptmann gespielt hat. Frau Kratz war gut. Die Ueber¬
Theater und Kunst.
setzung, welche Otto Eisenschitz besorgte, ist vorzüglich zu nennen.
Der Abend war einer der interessantesten des Burgtheaters;
Im Josefstädter Theater gab man Freitag „Ein Raben¬
Beraton.
für junge Mädchen war er jedoch nicht geeignet.
vater“. Der Unglückstag wurde den Autoren Fischer und
Jarno ein Glückstag. In tollen Verwicklungen, die aus den
Kutschera's erstes Auftreten im Burgtheater als „Don
besten französischen Stücken kamen, werden in dem Schwanke die
Carlos“ stand, äußerlich, unter einem sehr glücklichen Sterne.
Folgen eines Fehltrittes beleuchtet, die ein silberner Hochzeitsgreis
Man freute sich offenbar, dieses frische, liebenswürdige Naturell
sich unterschiebt, um seiner Frau monatlich 50 Mark Erziehungsbeitrag
in vornehmerer Umgebung begrüßen zu können. Der Künstler
für das Kind als Beitrag für seine Vergnügungscasse herauszulocken.
lohnte dieses Wohlwollen zunächst durch ein wohlvorbereitetes
An ihrem Ehrentage empfindet die bei Mantegazza, Nordau und
Spiel. Aber auch nicht mehr. Aus seiner einförmigen Correctheit
Lombroso gebildete Gattin Gewissensregungen und will das Kind
hob sich auch nicht ein bedeutender Moment ab; so verlief das
seiner Laune an ihre Brust drücken. Hieraus entstehen heillose
Debut ohne Unfall, aber auch ohne Ueberraschung.
Verwechslungen und fast möchte man den Vater für den eigenen
Diese bot in überreichem Maße der König Philipp Mitter¬
Sohn und die Tochter für die Mutter ihrer Großmutter halten.
wurzers. Neben ihm verschwand alles. Die sonst vortreffliche
Dieser Kinderkomödie der Irrungen zufolge will bald die Ver¬
Eboli der Sandrock, die anmuthige, aber spröde Königin der
bindung der Tochter des Ehepaares zerschellen, da man den
Frau Schratt ebenso wohl wie der sehr verdienstvolle Posa des
Bräutigam für das Kind der ersten Liebe des Rabenvaters hält,
Herrn Reimers. Dieser Künstler zeigte wieder namhafte Fort¬
und allgemein Ibsen's „Gespenster“ sieht, bis, unter schallender
schritte in der Darstellung männlich reifer, kraftbewußter Helden
Heiterkeit des Publikums, die Aufklärung kam. Daß es im Ver¬
und gab von seiner etwas robusten Art dem Posa zuviel des
laufe dieser Begebenheiten an kleinen Lascivitäten nicht fehlen
Concreten, Bestimmten. Der Alba ist der richtige Typus für Herrn
durfte, ist für das Josefstädter Theater, das eine Wiener Bühne
Reimers, männlich kräftige Natur. Herr Löwe schuf den Alba
im Style des Pariser Palais Royal werden will, selbstverständlich.
widersinnig in Sprache und Haltung.
Gespielt wurde durchwegs ausgezeichnet. Man braucht nur
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Herrn Maran und Frau Pohl=Meiser zu nennen. Sie
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allein schon genügten, um ein Stück zu beleben. Diesmal jedoch
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schlossen sich ihnen die Herren Friese, Franke uno Bartl,
sowie Frl. Felsen, eine talentvolle graziöse Erscheinung, und
Wien, I. Jasomirgottstrasse 6, I. Stock.
das wirklich begabte Frl. Schleinitz an.
„New-Dork“ Lebens=Versicherungs=Gesellschaft.
(Raimund=Theater.) „Der Heiratsschwindler“, Posse von
Bernhard Buchbinder. Ein anspruchsloses, lustiges Stück, das
Gegründet 1845; Vermögen 743 Millionen Kronen.
nicht mit Gewalt geistreich sein will, sondern sich begnügt, durch
Dirertion für Oesterreich: Wien, Graben 8 (im Hause der Gesellschaft).
Situationskomik und treffliche Mise - en - scène zu unterhalten.
Vom Grundsatze ausgehend „kein Ehemann ist treu“, führt uns
der Verfasser einen solchen Musterdrahrer von Ehegatten vor, der
Wien
Wien
St. Annahof
in Karlsbad, angeblich die Cur gebrauchend, diese allen Mädchen
I. Anna¬
I. Anna¬
und Frauen schneidet. Seine Gattin überrascht ihn gerade bei
Münchner Leistbräu
gasse
gasse
einem Heiratsversprechen: Tableau! — Und der Arme ist nirgends,
Nr. 3 Pracht-Prstauration, Salons, Chambres separtes Nr. 3
wie er seinem Freunde Felbinger gesteht, über das „erste Busserl“
hinausgekommen. Geschickte Verwechslungen — von Seite dritter
Personen — der Frau mit der angeblichen Geliebten, der Geliebten
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Jaeger & Thiel,
mit einer anderen, bieten Gelegenheit herzlich zu lachen.
Die Musik Weinzierl's ist graziös. Ein Duett mußte wieder¬
k. k. priv. Fabrik von Phantasiemöbeln in

holt werden
und das Couplet „Streckenweise!“ entfesselte
Bambus, Pfefferrohr 2c. Bronzewaaren.
Lachsalven.
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Wien, VII. Halbgasse 11 und Burg¬
Herr Fröden, der Träger der Hauptrolle, spielte und sang

gut, aber leider nur „streckenweise!“
gasse 103.
Die Herren Natzler (Felbinger) und Straßmeier (ein
Wiener Fleischhauer) waren verdienstlich für das Gelingen des Ganzen.
Perl=Colliers und feinste Phantasie=Artikel in Juwelen,
Herr Schildkraut in der Episodenrolle eines geizigen Türken, der
Gold und Silber in größter Auswahl bei
mit seinen Weibern reist, war vorzüglich. Die Damen Furlani
und Niese, letztere gibt einen lebemännlichen Studenten von sieb¬
Albert Jaschke, Juwelier, I. Kohlmarkt 20.
zehn Jahren, waren gut, alle anderen — ausgenommen Herr
Kirschner als sächsischer Professor, der eine Abhandlung
„über die wahre Liebe“ geschrieben
sehr mittelmäßig. T. E.
Maison Duchon,
Modes 4
* Modes
(Der österreichische Kunstverein) hat eine ziemlich interessante
Wien, I. Jasomirgottstraße Nr. 8.
Ausstellung vor Kurzem eröffnet. Eine Anzahl ganz hübscher Bilder
ist dort zu sehen, darunter fällt ein bedeutsames Kunstwerk, auch
Möbel=Etablissement
das vor langer Zeit schon gemalt wurde. Hans Canon's „Oliver
Cromwell an der Leiche des Königs Karl I.“ Der Führer der
August Knobloch's Nachfolger,
„Heiligen“ und nachmalige „Lord=Oberprotector“ steht an der Leiche
seines Opfers. Er ist eine derbe Kriegergestalt, ein Condottiere in des
Neubau, Breitegasse Nr. 10 und 12.
Wortes verwegenster Bedeutung, mit breiten, wuchtigen Zügen, in
der Art, wie sie Rembrandt gerne darstellte. Man muß eigentlich
nur von diesem Kopfe sprechen, denn er ist absichtlich durch Licht¬
Maison Stein,
Modes
Chapeaux
führung und Vortrag Hauptsache geworden. Er läßt all das be¬
Vienne, I. Wipplingerstrasse 7.
wundern, was dem kraftvollen Pinsel Canon's an Kunst zur Ver¬
Upiten
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