II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 144

Lieb
5. Lazerlei bos 10/1
Veunpes metset und Hulouniturggnjal.
Oldenburg, 12. Jan. (Telegr.) Die Gro߬
aß der General Navarro y Arizon den Führer der
Aufständischen Maceo auf seiner Flucht in Brigonnasherzogin hatte eine schlaflose, unruhige Nacht in
erreicht und geschlagen habe. Die Insurgenten! Folge vieler Schmerzen und anderer Leiden. Es ist
S nen
Feeulieder, lyrische Weisen erfüllen die von sanftem! Berechtigung ihres Engagements nicht unbegründet.
Frl. Schacko brillirte wiederholt mit ihrem wunder¬
Mondlicht durchflutete Luft, liebliche Geister von Fleisch
baren Pianissimo. Herr Dr. Lubwig Rottenberg
und Bein, kleine Teufel und Gnomen, von Frau Alice
hatte die Première mit viel Liebe und Sorgfalt ein¬
beschworen, brechen aus blühenden Büschen und hinter
studirt. Das Orchester hielt sich unter seiner Leitung, so weit
den Baumstämmen hervor und quälen den geängstigten
sich das überhaupt nach einmaligem Hören beurteilen
Falstaff weidlich in derber, echt shakespearischer Weise.
läßt, vortrefflich. Die Regie führte Herr Brandes
Eine phänomenaler Chor von wunderbarer, dynamischer
mit Umsicht, seinem Verdienst ist wohl auch das möglichst
Wirkung schließt das interessante Werk, das sich trotz der
P.H.
filgerechte Arrangement zu danken.
„Lustigen Weiber von Windsor“ eine dauernde Stellung
Schauspielhaus. „Liebelei“, Schauspiel in
im Repertoire erobern dürfte. Das Premièrenpublikum
drei Akten von Arthur Schnitzler. Die französische
äußerte seine Freude nicht gerade tobend, aber eine kleine
Sprache hat für die Abart der Liebe, bei der von der
Pmnskalisch empfindende Gemeinde akklamirte lebhaft und
großen, wahren Empfindung nichts zu verspüren ist, und
brachte es nach jedem Akt zu einem mehrmaligen Heben des
an Stelle der Tiese und Innerlihkeit Flachheit und
Vorhangs. Die Aufführung machte der Würde des Instituts,
Spielerei getreten sind, einen bezeichnenderen Ausdruck,
die in letzter Zeit oftmals eine kleine Schlappe erhalten hat,
wie die deutsche. Sie nennt solche Zustände, in denen sich
olle Ehre. Herr Dr. Pröll gab die Titelrolle und
das große Gefühl statt in Gold in Scheidemünze aus¬
zwar gesanglich und darstellerisch in einer hoch auer¬
gibt, „amouren“ und bezeichnet damit prägnanter, denn
kennenswerten Weise. Die Vorzüge seiner stimmlichen
in dem Worte „Liebelei“ liegt etwas Harmloses, absolnt
Ausbildung, die geschmackvolle Art den Ton auszu¬
nicht ernsthaft zu Nehmendes, während „amouren“ nicht
spinnen und zu halten, sein fein pointirter, musterhaft
gänzlich des Begriffes einer wärmeren Empfindung ent¬
dentlicher Vortrag und nicht zuletzt die Wahl seiner
behren; als deutsche Bezeichnung würde mir das allerdings
charakteristischen Maske à la Grützner vereinigten sich,
nicht sehr edle Wort „Liebschaften“ richtiger erscheinen.
den in jeder Weise mit köstlichem, derben Humor ge¬
Liebschaften sind es, auf deuen Schnitzler, ein junger
schilderten Helden eindrucksvoll wiederzugeben. Die
Dichter, der in den letzten Jahren infolge seiner litterari¬
komische Gravität und die ruhige, bei dem Künstler
schen Arbeiten viel besprochen wurde, sein dreiaktiges
seltene Gemessenheit seines Ganges dienten natürlich
Schauspiel, eigentlich Trauerspiel, aufbaut. Fritz Lob¬
auch zur Vervollkommnung des Gesamtbildes, nicht thaten
heimer und Theodor Kaiser sind zwei „junge Leute“, die
dies die plastischen Bewegungen seiner eleganten weißen
anscheinend viel Geld haben, elegant wohnen und ihr
Hände. Ein Scenenapplaus wurde dem Sänger
Pröll bei dem Vortrag „ja schon als Page des Herzogs Dasein als Lebemänner genießen. Theodor „Dori“, wie
er genannt wird, ist das Protolyp eines harmlosen, ge¬
von Norfolk". Einen solchen bekam auch Herr
mütlichen, jungen Wieners, um den man am liebsten eine
[Nawiasky, der den „Ford“ mit prachlvoller, aus¬
große 0 machen möchte, weil er als Individualität nicht
giebiger Stimme sang und diese besonders in der Nachescene
im geringsten interessirt. Mehr Farbe und ausgesprochene
entfalten konnte. Herzerfreuend wirkte auch die Einigkeit,
Persönlichkeit hat der „Herr Fritz“, er liebt dämonische,
I mit der sich unsere beiden trefflichen Varitonisten in den
glutvolle Weiber, romantische und aufregende Abenteuer,
Aktapplans teilten. Von den Männerrollen giebt sonst
aber das wird gesagt, wir erleben mit ihm nur das
nur noch die Gesangsparthie des „Fenton“ Gelegenheit,
Schlußkapitel eines solchen aufregenden Romaus.
der Herr Brann in musikalischer und darstellerischer
Er zeigt sich in dem Stück meistens als harmloser,
Beziehung vollauf gerecht wurde. Die Damenrollen sind
etwas sentimental angehauchter Liebhaber vor Christine
in rein gesanglicher Beziehung alle nicht sehr reich be¬
Weirig, die ihrerseits in dem Mann mit dem weiten
dacht, aber infolge ihrer zahllosen kleinen Einsätze und
1 Herzen ihr Alles sieht. Während sie liebt mit der Glut
schwierigen Ensembles bedemende Aufgaben. Die musi¬
einer reinen, starken Mädchenseele, hat er nur ein ge¬
kalische Sicherheit der Damen Ralph, Schacko,
wisses mitleidiges, laues Gefühl für sie, das nur in
[Weber, Wendorf verdient denn auch alle Aner¬
ihrer Gegenwart einen lebhafteren Charakter annimmt.
kennung. Nur ein teilweise a capella gehender Chor im
ersten Akt ging vorbei. Frl. Ralphs Leintung als Frau 1 Sie ist für ihn eben nur das „Mädel“. Diese Ueber¬
Alice macht den Wunsch begreiflich, diese Künstlerzuzeugung drängt sich auch dem geläuschten Mäd¬
doch öfter zu hören, anders scheint die Frage nach Nrüchen auf, als die Katastrophe hereingebrochen ist
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