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Schauspielhaus. Liebelei“, ein dreiaktiges
grohen enschen Knnte. 2. Mrchent. Mennnes mum G
ger
Schauspiel von Dr. Arthur Schnitzler, ist am Samstag
schließlich zum Verfolgen eines ganz anderen Schaffenspfades ver¬
höc
zur Erstaufführung gelangt und hat bei einer im Ganzen vorzüg¬
anlaßt werden würde. Eines Pfades, der, ohne je die Bahn Nico¬
lichen Darstellung sehr warme Aufnahme gesunden. Der Verfasser,
lai's zu kreuzen, doch dem italienischen Komponisten auch bei deutschen
sein
der sein Stück bisher nur in Wien über die Bühne gehen sah, war
Künstlern hohe Achtung verschaffen mußte. Den Einhalt in Verdi's
ebe
anwesend und durfte nach dem 2. und 3. Alt wiederholt auf der
Schaffen markirt seine „Aida“. „Falstaff“ zeigt uns den merk¬
wa
Bühne erscheinen, um dem Publikum für die gespendeten Gunstbe¬
würdigen Künstler in einem Fahrwasser, das mit dem Wagner'schen
Akt
zeigungen zu donken. Er wird mit seinem Stück nicht Epoche
keineswegs ganz identisch, aber ihm parallel gerichtet ist. Die
wo.
machen, aber sicherlich ist es des Aufhebens werth. Die andlung
Musik ordnet sich der Textdichtung (einer sehr schönen Leistung des
fals
italienischen Dichterkomponisten A. Boito, höchst gewandt ins
darin ist äußerst schlicht; man würde fehlgehen, wenn mar von ihr
gen
Deutsche übertragen durch Max Kalbeck) unter, sie charakterisirt mit
Tieferes erwartete, als was der Titel beagt. Es ist wirklich
Die
großer Schärte, aber schießt nie zu bloßem Selbstzweck in Blüthe.
„Liebelei", wie sie alle Tage vorkommt, dies Verhältniß Fritz
Der „Sprachgesang“ überwiegt weilaus. Von sogenannten „ge¬
Lobheimers zu der Musikerstochter Christine Werring. Ihm.
Bre
dem jungen Studenten, der in Gefahr schwebte, aus Liebe zu einem
schlossenen Melodien“ sind nur wenige Beispiele vorhanden.
auf
Dazu gehören Falstaffs Madrigal „Ja, schon als Page des Herzogs
„interessanten", „dämonischen“ Weibe tolle Streiche zu begehen,
von Norfolk“ und das süße Elfenliedchen Annas im 3. Akt, das
wurde das Mädchen von einem guten Freunde zugeführt,
gegen Schluß hin mit ganz köstlichen harmonischen Wendungen
wiri
etwa in derselben wohlmeinenden Absicht, in der man einem
überrascht. Melodiöse Ansätze finden sich auch besonders in den
Kinde eine Spielerei in die Hand gibt, damit es einen Schmerz
Szenen des Liebespaares Fenton und Anna, aber nie hat diese
vergesse. Und Fritz das Kind tändelt damit, erst nachlässig,
inti¬
Melodik eine wuchernde, begehrliche Tendenz, sie verbleibt stets in
dann achtsam und achtsamer: findet das Spielzeug hübsch und
wüt
ihrer achtsamen, schüchtern diskreten Haltung gegenüber dem Text
vertieft sich darin und mag sich am Abend gar nicht da¬
die
und der Handlung. Wer Verdi den Mann kennt, der muß
von trennen. Aber der Abend kommt, und es muß sich davon
vere
über diese Resignation Verdi's des Greises erstaunen. Es ist keine
trennen: jene „dämonische" Frau, die Fritz zum Verhängnißzu wer¬
Jon
Resignation aus Impotenz, das zeigen die vereinzelten Blüthen
den drohte, ist eine verheirathete Frau; der Gatte entdeckt ihr Ver¬
er d
geschlossener Melodie, die sich hier aufschließen, es ist eine Resig¬
hältniß zu Fritz und tödtet ihn im Zweikampf. In dem furchtbar
nation, entsprossen aus dem feinen Humor eines reifen Alters.
beklommenen und einer gewissen dramatischen Spannkraft nicht
stow
Seine Spätlunst wächst in abgeklärter, kühlerer Atmosphäre, wie
entbehrenden Schlußakt des Stückes gelangt die Todesnachricht zu
glau
das Edelweiß und die Edelraute, ohne leuchtendes Farbenspiel, aber
Christine, die ihn mit der ganzen Hingebung und Inbrunst des
Spi.
noch immer frisch, lebensstrotzend, voll feiner graziöser Formen, die
Weibes liebte und sich allein von ihm geliebt wähnte. Sie glaubte
wird
ja nicht daran, daß dieses Liebesglück von langer Dauer sein werde
zu studiren jedem Musikfreunde Freude gewähren muß. Welches
Verl
musikalische Leben noch in Verdi keimte und trieb, als er den
und gab sich doch ihren Empfindungen ganz hin: nur Einmal ganz
Sch¬
„Falstaff“ schuf, das beweist allein die prächtige Gesangsfuge am
glücklich gewesen zu sein, das sollte der Trost ihres Herzens bleiben;
ander
Schlusse des Werkes und der Tonsatz für neun Stimmen im 1. Akt.
sie wollte dann singen, wie der Dichter Karl Siebel:
Was
Aber freilich — für die „breiten Schichten“ des Publikums ist
„Sohabe ich doch! So habe ich doch!
das noch nichts. „Für Euch“ — so scheint der alte Herr in seinem
Deß freut sich die Seele und jubelt noch
glaut
letzten Werk lächelnd zu sagen —
So habe ich doch!“
— „für Euch habe ich früher gerade
vorig
genug gethau, und Ihr werdet meiner gedenken! Aber jetzt noch ein
Und nun kommt die Botschaft, daß der Mann, dessen Herz sie
Leba
Wort an den Kreis der „Engeren“, die sich Mühe gaben, in
ganz zu besitzen glaubte, vor zwei Tagen um einer Andern willen
meh
meinem Schaffen eingehender zu forschen und darin mehr entdeckten.
im Duell fiel, daß er bereits begraben ist, in der Stille, nur im
ville
als die Kraft, ein bloßes Unterhaliungsbedürfniß zu befriedigen!“
Beisein „der nächsten Verwandten und Bekannten". „Der nächsten
seine
Die Aufnahme des Werkes war hier ganz ähnlich, wie seiner Zeit
Verwandten und Bekannten?“ wiederholt Christine starr und ton¬
auf
in Wien. Der erste Akt wurde warm, der zweite sehr warm, der
los. „Und was bin nun ich gewesen?" Dann fährt sie auf und
dritte nur kühl applandirt. Der holde Tonzauber von Nicolai's
reißt sich vom Vater los — sie will zu seinem Grabe, „nicht um dort
pfen
Elsenizene ist nicht zu vergessen; der Mondaufgang mit dem Chor
zu beten“, so verhallt ihr letzter, gellender Rus. Der alleinbleibende
mini
„O süßer Mond“ ist ein Effekt, der aus deutschen Herzen nicht weg¬
Vater bricht stöhnend zusammen. „Was will sie? Sie kommt nicht
Sai¬
zutilgen ist. Daß dagegen die ganze Intrique der „lustigen Weiber“.
wieder!... Sie kommt nicht wieder?“ So schließt das Stück, nach
eigen
mit dem lüderlichen Sir John und dessen Gebahren bei Verdi weit
modernem Gefallen, mit einem Fragezeichen. Aber dies Fragezeichen
in B
mehr shakespearisch geartet ist, als bei Nicolai, wird aufmerksameren
bildet keineswegs seinen vornehmsten Reiz. Sein besonderer
Fra#
Werth beruht in dem vollen Wahrheitslone, der uns daraus ent¬
Zuschauern nicht entgangen sein, wiewohl sich Boito in der Hand¬
ist m
lung mehrmars größere Freiheiten nimmt, als der Textdichter der
gegenllingt, in der glücklichen und an feinen Zügen reichen Cha¬
Berl
deutschen Oper, besonders im 2. Akte. Herr Dr. Pröll sang
rakterzeichnung aller Figuren, in der vorzüglichen Beobachtungs¬
und spielte den Falstaff vorzüglich, es war ihm bewußt, daß
gabe und Schilderungskraft, die Schnitzler entwickelt. Das Stück
hang
wirkt wie ein dramatisches Gelegenheitsgedicht im Goethe'schen
er hier nicht nur den komischen, dickwanstigen Süffel sondern
Sinne, das der Verfasser geschaffen, um sich damit eine brennende
auch den verlotterten Cavalier darzustellen habe. Die „lustigen
Pan
Erinnerung von der Seele herunterzuschreiben, so wahr und echt
Weiber“ waren durch die Damen Ralph (Frau Ford).
[Weber (Frau Quickly) und Wendorf (Frau Page)
sind die Farben, so flüssig und leicht ist die Bewegung, so herzwarm
kühn
ist die Temperatur. Der Wiener Lokalton, auf den das Ganze ge¬
recht gut vertreien, ebenso das junge Liebespaar durch
Tow
Herrn Brann und Frl. Schacko, die das Elfenlied mir ihrer
stimmt ist, läßt in der Souperscene des ersten Auszuges keine Be¬
denklichkeiten aufkommen und bringt im 2. und 3. Akt interessante
ganzen natürlichen Anmuth vortrug. Herr Nawiasky (Ford)
groß
Wiener Variationen des Themas vom Hinterhaufe hervor.
erzielte mit dem Eisersuchtsmonolog großen Erfolg, dieser war aller¬
und
An der sehr tüchtigen Darstellung hatten Herr Bauer als
dings auch zur Hälfte dem Komponisten zuzuschreiben, der dier mit
Eink
Fritz und Frl. Landori als Christine besonders großen Antheil,
bloßem Rezitativstil eine fast unbegreifliche Wirkung hervorbringt.
Wer
Mit den Verdiensten, die sich die Herrn W. Meyer, Hauck
nach ihnen Herr Bolz und Frl. A. Bock, die in ihrer Verkörper¬
New
ung der Mizzi Schlager, eines leichtgeherzten Wiener „Früchtls“
und Korschen erwarben, gedenken wir auch lobend der Mühe= ###
Brii
mehr Glück hatte, als wohl jemals an unserer Bühne zuvor.
waltung des Herrn Regisseur Brandes, der das Stück mit ig
Diel
Herr Szika ließ den alten Musiker Werring vielleicht stellen¬
großem Geschick in Szeue gesetzt hatte. Herr Kapellmeister Dr.
weise mehr als gut war an den Violoncellisten Miller aus dem
Rottenberg hatte das schwierige Werk sorgsam vorbereitet und
wußte es mit seinem Sinn und sicherer Hand zu leiten.
bekannten „Hinterhausstück“ des vorigen Jahrhunderts anklingen.
Pf.
einig
Er hätte dem alten Herrn getrost ein paar realistischere Ecken und
= Das Quariett=Ensemble der Herren Hock, Becker.
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Kanten anschleifen können; das würde dem scharfen Gepräge des
Dippel und Müller (nicht zu verwechseln mit Bruck=Quariett, Loge
Ganzen wohl entsprechen.
Kart, hält seine Kammermusiksoiréen im Saale des Dr. Hoch'schen
Frau
Auf das ernste Stück mit dem leichtsinnigen Titel folgte ein
Conservatoriums ab. Der erste Abend finder Mittwoch, den
sich :
29. Januar, statt. Näheres ist aus dem im Annoncentheil der
Lustspiel“ mit sehr ernst klingendem Namen „Die Ver¬
heutigen Nummer enthaltenen Progamm zu ersehen.
Nach.
sucherin“ von G. v. Moser. Weicher Grund vorlag, den
—.— —
—
alten, welken Schmarrn neu einzustudiren, können wir nicht ent¬
schöp
räthseln — die Theaterleitung müßte denn von der bewußten Ab¬
Koffe
Kleine Rundschau.
sicht ausgegangen sein, jenen längst vermoderten Bühnenbrauch
Wa
wieder erstehen zu lassen, wonach dem ernsten Stück unbedingt
Die Feier des 13. Januar im Berliner
eine „
eine Farce als „Nachspiel“ folgen mußte.
Pf.
Schlosse. Die „Berl. Korr.“ bringt einen Artikel über den
eine C
* Opernhaus. Wer heutzutage die Schwelle der Sechzig
118. Januar, der den Höhepunkt aller der Erinnerungsfeiern
circa
überschreitet und auf irgend eine nur nennenswerthe künstlerische
darstellen wird, mit denen der Kaiser, die Fürsten, das Heer und
Leistung zurückblicken kann, der darf mit ziemlicher Sicherheit
das Volk dankbar jener Zeit der großen Siege gedenken, deren
darauf rechnen, daß man sofort ihm den Titel „Allmeister“ an¬
Frucht die Neubegründung des deutschen Reiches gewesen ist.
hängt. Welchen Titel soll man dann wohl Giuseppe Verdi
Mate
Die Feier beginnt am Vormittag mit Gottesdienst und erfolgt
zuerkennen, der, nachdem er von seinem 25. Lebensjahre an rastlos
mor
dann im weißen Saale in der Art wie bei Eröffnungen des
und mit erstannlichen Erfolgen Opern von seriösem. hochpathetischem
einem
Geure für die Bühne geschaffen, sich beim Herannahen des achtzigsten
Reichstages. Die Kaiserin Friedrich die Kaiserin Augusta
Der 2
Lebensjahres noch einmal hinsetzt, um eine komische Oper — das erste
Berich
Viktoria sowie die Prinzessinnen und fürstlichen Damen wohnen
heitere Werk seines Lebens zu schreiben? Das ist doch Altmeisterschaft in
Verkei
ihr auf Tribünen bei. Sobalb die Versammlung im weißen
zweiter Potenz! Diese Spätfrucht aus Verdi's achtzigstem Jahre
broche
Saale geordnet ist, macht der Reichskanzler dem Kaiser davon
heißt „Falstaff, lyrische Komödie in 3 Akten“ und kam im
Verkel,
Meldung. Der Kaiser begibt sich alsdann unter großem Vor¬
Frühjahr 1893 zuerst an italienischen Theatern und hierauf an der
von zu
tritt nach dem weißen Saale. In dem feierlichen Zuge werden
Wiener Hofbühne zur Darstellung. Jetzt ist sie auch zu uns gelangt,
der fr.
und Sonntag war die erste Aufführung.
auch die Reichsinsignien getragen, nämlich: das Reichsinsiegel Jahren
Das respektvolle Stannen, mit dem wir der großen musikalisch¬
auf einem Kissen von Drap d’argent, das entblößte Reichsschwert, Der 80
dramatischen Schöpfung eines Achtzigjährigen gegenübertreten, darf 1 der Reichsapfel auf einem Kissen, das Zepter, die Krone und 1Tod u